1. Mai in Haltern: Meiler und Maigänger

Schon in den Tagen vor der Entzündung des Meilers war der Archäologe Norbert Reuther, ein Experte für die Antike und das Mittelalter, mit seiner historischen Schmiede am Meilerplatz zu Besuch.
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  • Schon in den Tagen vor der Entzündung des Meilers war der Archäologe Norbert Reuther, ein Experte für die Antike und das Mittelalter, mit seiner historischen Schmiede am Meilerplatz zu Besuch.
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Das Leben pulsierte am Samstag in der Seestadt: Auch wenn Haltern schon wärmere Maitage gesehen hat, wollten sich die Menschen ihren ersten wirklichen Frühlingsfeiertag nicht nehmen lassen. Tausende Gäste aus dem Umland kamen hinzu.

Zum zweiten Mal in diesem Jahr wurde aufsteigender Rauch sehnlich erwartet. Natürlich galt es am Dachsberg keinen neuen Papst zu ernennen, aber an Feierlichkeit ließ die Zeremonie am Meilerplatz in Flaesheim kaum etwas vermissen. Unter der Leitung des Köhlermeisters Hermann Hohmann wurde der 24. Holzkohlenmeiler in der Haard entzündet, und hunderte Besucher waren Zeuge, als der erste Rauch aus dem Quandelschacht zum Himmel stieg. Der mit Erde bedeckte Holzstapel, der sich in einem rund zweiwöchigen Verkohlungsprozess in feinstes Heizmaterial für den heimischen Grill verwandelt, zieht jedes Jahr zum 1. Mai die Menschen an.

Schon in den Tagen davor war der Meilerplatz ein beliebter Treffpunkt gewesen. Der Archäologe Norbert Reuther hatte mit seiner Schmiede bewiesen, wie wichtig hochwertige Kohle schon in früheren Zeiten gewesen ist. Die Besucher konnten direkt vor Ort beobachten, wie mit Hilfe des Brennstoffs genug Hitze erzeugt wurde, um das Eisen in Form zu schlagen. Mit seiner nach historischen Vorlagen rekonstruierten Ausrüstung gehört Reuther schon seit Jahren zum Programm rund um den Meiler.

Der Hauptansturm erfolgte dann aber am Tag der Arbeit: Radfahrer, Wanderer, Spaziergänger und Maiausflügler sammelten sich rund um den Meiler. Die Flaesheimer Blasmusik spielte, Wurst brutzelte auf dem Grill, und der Volksfestcharakter war perfekt.

Ganz Haltern ein einziges Volksfest

Überhaupt schien ganz Haltern an diesem Tag ein einziges Volksfest zu sein. Nachdem schon in der Nacht vielerorts ausschweifend in den Mai gefeiert worden war, waren ab dem Vormittag fast überall gut gelaunte, fröhliche Menschen unterwegs. Gerade die jüngeren Maigänger zelebrierten den arbeitsfreien Frühlingstag oft mit akustischer Unterstützung, so dass die Stimmung an den Treffpunkte rund um den See annähernd Festival-Charakter erreichten. Mit Bollerwagen, Sonnenbrille und Flüssigproviant zogen kleine und große Gruppen durch die aufblühende Halterner Landschaft.

Dem frischen Grün und den duftenden Blüten zwischen Hoher Mark und Haard konnten auch jene nicht widerstehen, die für ihren Ausflug keine musikalische Verstärkung brauchen. Radfahrer und Wanderer, Biker und Reiter, Cabriopiloten und Kutschenlenker füllten die Wege und Straßen. So manchen zog es auch auf den See hinaus, wo sich bald die Segel füllten und die Schaufelräder der Tretboote im Wasser stampften. Wer an diesem Tag mit dem Pkw unterwegs war, brauchte bisweilen Geduld und Umsicht. An vielen Knotenpunkten staute sich der Verkehr, und langsamere Fahrzeuge wie Planwagen oder Kutschen zogen rasch lange Kolonnen hinter sich her. An den bekannten Motorradtreffpunkten wie Lakeside Inn oder Drügen Pütt schwärmten die Zweirädler ein und aus wie Bienen an einem schönen Frühlingstag.

Haltern als begehrtes Ausflugsziel

Was für das Umland gilt, galt auch für die Stadt: Freie Parkplätze waren an diesem Tag selten und begehrt, und wie am See, an den Bauernläden oder den Wanderparkplätzen wünschte sich hier so mancher Fahrer, er wäre mit dem Rad gekommen. Die Nummernschilder verrieten das breite Einzugsgebiet, das die Seestadt an solchen Ausflugstagen hat, und neben modernen Karossen rang auch so manche hochglanzpolierte automobile Antiquität um einen Stellplatz. So voll, wie die Parkplätze, so gut besucht waren auch die Cafés und Eisdielen an diesem Tag. Die Kellner leisteten Akkordarbeit mit Tabletts voller Kaffeegetränke und randvoller Eisbecher, bis es gegen Spätnachmittag allmählich kühler wurde und sich die Stühle leerten.

Wer es ruhiger haben wollte, musste schon die breiten Wege verlassen und sich ruhige Ecken suchen. Auf den schmaleren Pfade in der Hohen Mark oder der Haard verklang das laute Summen der Zivilisation und wurde durch den vielstimmigen Gesang der Vögel abgelöst. Hier trafen sich zwar immer noch Wanderer, Reiter und geländeerprobte Radfahrer, aber die großen Menschenmassen blieben aus.

Am Nachmittag und Abend lag dann ein anderer Duft über der Seestadt: Brutzelndes Fleisch und Grillkohle. Auch wenn der dicke Pulli an diesem ersten Maiabend noch nicht in den Schrank geräumt werden konnte, genossen viele Halterner das gemütliche Abendessen im Freien. Mancher legte hier vielleicht die letzten Flaesheimer Kohlen auf den Grill, die noch vom Vorjahr übrig geblieben waren. Doch dank Köhler Hohmann und seinem Team wird ja bald für Nachschub gesorgt sein: Am 24. Mai steht die vielgerühmte Meilerkohle am Forsthof Haard wieder zum Verkauf.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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