Eine Geschichte: Nur die Liebe fehlte ……. (Mutti ist tot)
Das Ende auch noch so, wie es begann ……!?
Schon lange das Erlöstsein ihr gewünscht, sind die Umstände doch grauslich ……..
Mein jüngster Bruder mit Frau und erster Tochter zogen zu ihr, damit sie beim Älterwerden im eigenen Haus bleiben konnte.
Vor 14 Jahren hatte meine Mutti (von meiner Schwester und mir liebevoll ‚Olli‘ genannt) ihren ersten Hirn-Infarkt. Klar hat sich der Zustand nicht verbessert.
Wenn man die Umstände kennt, wie es anfing, ist das zu verstehen.
Am Morgen war sie völlig anders als sonst! Mutti hatte Angst! Und für meine Schwägerin war der Zustand so bedrohlich, dass sie den Hausarzt rief.
Der gab ihr eine Beruhigungsspritze und meinte, dass alle sich nicht so anstellen sollten …..
Es war schon Nacht, als meine Schwägerin mich rief. Dort angekommen, musste ich fürchterlich erschrocken den Zustand in etwa erkennen und fuhr sie sofort ins (von meiner Schwägerin schon benachrichtigte) Krankenhaus.
Diagnose: Siehe oben …..
Über all die Jahre wurde sie immer mehr zu jemand ‘Neuem‘. All die, die oft mit ihr zu tun hatten, erkannte sie! Generell!
Bei den anderen, die weiter weg wohnten und nicht so oft kamen, schaffte sie es nicht immer, sich zu erinnern.
Und wie eigentlich überall im Leben: Die Nachbarn und auch alle anderen kamen immer seltener.
Die – inzwischen zwei – Kinder im Hause, erheiterten ihren Tag. Morgens früh kam eine Pflege. Ansonsten versorgte sie meine Schwägerin.
Meine Schwester und ich kamen, so oft es möglich war. – Am Anfang …..
Meine Schwester mit Familie haben Olli immer mit in Urlaub genommen – solange es ging.
Wenn meine Schwester (oft mit dem Sohn), die weiter weg wohnt, Mutti besuchte, haben sie bis vor vier Jahren Freunde besucht, sind Essen oder Kaffeetrinken gegangen. Wenn ich Zeit hatte, begleitete ich sie. Und auch ich habe Olli – leider viel zu selten – schon mal in ihre alte Heimat gefahren, wo wir dann `Überlebende‘ besuchten und anschließend Eis-Essen waren.
Urlaub haben meine Schwester und ich mit Mutti noch einmal im Mai 2006 gemacht, um ihre letzte noch lebende Schwester (95) an der Nordsee zu besuchen. Wir hatten viel Spaß!
Irgendwann wollte sie in den Ferien meines jüngsten Bruders nicht mehr zu meiner Schwester. Zuhause bleiben ging ja nicht! Also: Kurzzeitpflege.
Gelernt haben wir, dass, wenn wir sie besuchen, alles noch viel schlimmer wurde. Also entschieden wir uns, weg zu bleiben.
Vor drei Jahren kam sie zum ersten Mal in eine andere Einrichtung. Ich hatte nicht viel Gutes darüber gehört; aber meine Schwägerin kennt dort eine, die vorher in der häuslichen Pflege Mutti versorgte.
Zwei Jahre ging das auch gut.
Dieses Mal ……
Dort hatten sie meine Telefonnummer und auch die meines älteren Bruders. Wir wohnen recht nah dabei!!! Dort wussten sie auch, dass die Familie meines jüngeren Bruders seit Samstag zurück war. Die Telefon- und Handynummern besaßen sie natürlich auch!
Abgesprochen war, dass meine Schwägerin sich am Montag gegen 11 Uhr telefonisch meldet, um abzusprechen, wann der Krankentransport geschehen soll.
Sie ruft an! Antwort am Telefon: „Frau _____ (die Bekannte)ruft sie gleich zurück. Fast zwei Stunden später erst der Rückruf: „ Na – wie war denn der Urlaub?“ Nach so’n wenig Hin und Her: „ Ich habe da eine nicht so gute Nachricht!“
Schwägerin erschrocken: „Was ist denn?“
„Ja – der Mutter geht es nicht so gut.“
„Was ist denn? Wir kommen!“
„Ja – hmm – ich schau dann noch mal nach ihr und rufe zurück. Wartet noch.“ (Mein Denken: War sie gar nicht da - vorher? War sie auch in Urlaub? Was soll das????? Warum muss sie ’noch mal‘ nachschauen?)
Nach einigen Minuten der Rückruf:“Es geht ihr sehr schlecht! Ich glaube nicht, dass sie es schafft …..“
„Wir kommen sofort!“ Meine Schwägerin hatte das Gefühl, dass man sie gar nicht dahaben wollte.
Beim Betreten des Raumes meiner Mutter haben mein Bruder und meine Schwägerin einen Riesenschreck bekommen – wie ein Schlag in die Magengrube! Als ’Mutti‘ konnten sie die Gestalt dort im Bett kaum erkennen!
Völlig eingefallen! Das rechte Auge schon ganz – man kann nicht anders sagen, als – Matsche! Das linke ganz trüb. (Oh Gott – wie lange denn schon haben die Nieren nicht mehr funktioniert?)
Sehen und sprechen geht nicht mehr!! Aber beim Klang der beiden wohlvertrauten Stimmen erhob sie ihre spindeldürren Arme, erfasste sie und hielt sie krampfhaft fest!!!!!!
Die beiden vom Heim Anwesenden schauen sich an! – Mit einer Reaktion haben sie wohl nicht mehr gerechnet!!!
… Wie lange hat Mutti wohl schon da so gelegen und auf diesen Moment gehofft …….?
Nur mit Nachdruck wird der Notarzt gerufen. Eigentlich ist mindestens ein Arzt im Haus ….
Auch der Notarzt ist entsetzt! Schnell wird eine Infusion gelegt – sie ist völlig ausgetrocknet!
Blut schon abgenommen und zum Untersuchen geschickt.
Ins Krankenhaus ……
Meine Schwägerin ruft mich so nach 17:30 Uhr an, erzählt mir mit stockender Stimme die Geschichte. Herzinfarkt, alle Blutwerte im Keller, keine Nierenfunktion mehr! Ich will sofort los! Sie sagt, dass ich lieber nach 20 Uhr dorthin soll, da sie sowieso keinen im Moment hinein lassen, da sie alle Hände voll zu tun haben, Mutti zu stabilisieren.
Gott sei Dank war mein älterer Bruder noch vorher da. Auch ihn hat sie an der Stimme erkannt – die Hände genommen …..
Man legt sie in ein künstliches Koma.
Ich komme nach acht, muss trotz mehrmaligem Drängen (ich bin Krankenschwester und Heilpraktikerin) bis nach 21 Uhr draußen warten.
Als sie einen Dialysator hinein rollen, mache ich dann doch einen Zwergenaufstand!
Seit mindestens drei Jahren wünsche ich Mutti die Erlösung! Sie muss jetzt nicht noch als Versuchskaninchen herhalten!!!!
Man lässt mich hinein.
Auch wenn das nicht meine Mutter gewesen wäre, hätte sich mein Herz bei dem Anblick im Schmerz verdreht …..!
Das hat sie ‘WEISSGOTT‘ nicht verdient!!! Keiner hat so etwas verdient …..
Ich will gar nicht davon reden, dass der Oberarzt mir erklärt, dass sie ja ohne Vorkenntnisse waren – was nicht stimmt! Mein Bruder und meine Schwägerin waren einige Stunden im Vorraum und hatten die Schwestern und eine Ärztin informiert.
Ich will auch gar nicht erzählen, dass Mutti intubiert ist, 6 (sechs) Infusionen laufen hat, die Hände zerstochen - blau unterlaufen, die Unterarme zerstochen - blau unterlaufen, die Armbeugen zerstochen - blau unterlaufen …. Eine Kanüle steckt im Hals, eine andere im Bauch.
Mei – du stehst daneben, willst schreien – und alle Töne bleiben dir im Halse stecken!!!!!!
So etwas hat Gott mit uns niemals vorgesehen!!!!!!!!!!
Absolute Scheiße(einen anderen Ausdruck gibt es dafür nicht!)!!
Ich kann ja schlecht wieder alles entfernen!!! Eine Schwester ist sehr mitfühlend und auch die Ärztin kann mein Wünschen verstehen, nachdem ich sie fragte:“ Und – wenn das ihre Mutter wäre?“
Ich kann nur bei ihr bleiben, all meine Energie und mein Wünschen ihr zur Verfügung stellen, das Ende schnell zu erreichen. Endlich – um 23:25 Uhr ist es soweit. Sie hat es geschafft!!! Sehr dankbar und erleichtert verabschiede ich mich von dem, was da so unbekannt im Bett liegt …… und begrüße meine wiedergefundene Mutter im Herzen und in meinen Gedanken!
Warum gibt es immer noch Ärzte, die das GEHEN nicht erleichtern (nicht unterstützen), sondern diese fürchterlichen QUALEN hinauszögern?????
Wieso können solche Menschen noch ruhig schlafen?
Warum überhaupt machen sie so etwas?????
Ich – für mich – kann und werde das nie begreifen.
Ich habe in einem Unfallkrankenhaus gelernt; aber erst nach eine dreiviertel Jahr Innere Station, war mir klar, dass ich zwar helfen – aber niemals quälen will und werde!!!!!!!!!!!!!
Wenn ich einen helfenden Beruf habe, muss ich dann die Menschen nicht lieben?
Ist es nicht so, dass ich dann solche Dinge, die mit Mutti geschehen sind, gar nicht tun kann?
Alt wird JEDER von ganz alleine!
Wie traurig ist das denn, dass eine so sehr an finanziellen Mitteln reiche Gesellschaft, die Alten – die Eltern – einfach abschiebt!?! Haben wir ihnen nicht alles – wirklich ALLES zu verdanken!?
Klar, habe ich meine Mutter viel zu wenig besucht! Ich hätte auch so viel öfter mit ihr rausfahren können, als es noch ging …..
Auch hatte ich so einem dummen Gefühl in der Woche vor ihrem Tod nachgeben sollen. Das Geschäft meines Sohnes ist auch in Schwelm. Also hätte ich ruck zuck da sein können.
Hätte, wäre ………
VORBEI ………..
Bitte ruft eure Eltern an! Sprecht mit ihnen! Besucht sie!
Wie sagt noch ein alter Spruch: Eine Mutter kann zehn Kinder ernähren; aber zwanzig Kinder bekommen nicht eine einzige Mutter alt …..
Komische Kultur …..
Autor:Marlene (Lena) Scheuren aus Gevelsberg |
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