Das Exklusiv-Interview ... - Heute mit Alexandra Popp
von Monika Schwarz.
Als Alex Popp vor knapp zwanzig Jahren das erste Mal auf den Fußballplatz ihres Heimatvereins Silschede stiefelte, hatte bestimmt weder sie noch ihre Familie daran gedacht, dass sie eventuell einmal eine der besten Spielerinnen Deutschlands sein könnte.
Wie viele Jungs und Mädels aus unserem Raum spielten schon an ihrer Seite - schließlich gehörte sie bis zu ihrem 14. Lebensjahr den verschiedenen Fußballgruppen ihres Heimatvereins FC SW Silschede an.
Zum WM-Gewinn unserer deutschen „Jungs“ wollten wir „einfach ´mal“ eine etwas weiblichere Meinung zum Turnier, den Spielen und dem Sieg hören. Was lag also näher, als eine lokale Persönlichkeit mit Nationalspieler-Status einige Fragen zu stellen?
Alex, wie sie überall nur genannt wird, befand sich zwar gerade im Urlaub - aber für die wap hat sie sich die Zeit genommen. Ganz toll - und wirklich weltmeisterlich!
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Haben Sie (trotz Urlaub) alle Fußballspiele der WM sehen können?
Alexandra Popp:Leider habe ich nicht alle Spiele sehen können - teilweise wegen der Arbeit, da ich ja noch meine Ausbildung als Zootierpflegerin im Tierpark Essehof mache. Aber die, die ich sehen konnte, habe ich vor dem Fernseher verfolgt - die Spiele unserer Männer sowieso.
Waren Sie sehr überrascht, wie sich die deutschen Männer geschlagen haben?
Naja, was heißt überrascht ... - unsere Männer haben einen sehr starken Kader mit vielen Spielcharakteren - und natürlich habe ich gehofft, dass sie ins Finale kommen. Doch ich muss zugeben, dass ich nach der Vorrunde zunächst nicht zu 100 Prozent überzeugt war.
Wo haben Sie das Finale der deutschen Männer geschaut?
Ich war erstmal mit zwei Freundinnen beim Public Viewing, wo wir natürlich nach dem Tor Bierduschen abgekommen haben und haben natürlich bis zur Pokalübergabe dort gestanden. Danach sind wir dann nach Hause geradelt mit dem Fahrrad (da es in Wolfsburg nicht so gute Parkmöglichkeiten gibt, sind wir mit dem Fahrrad gefahren :P ) Haha - .... haben dann sozusagen ein Fahrrad-Korso getätigt, aber ansonsten war die Stadt voll mit Autos. Es war pure Freude, Euphorie und Leidenschaft in Wolfsburg vorhanden. Hat unheimlich Spaß gemacht!
Gefühlte 60 Millionen Bundestrainer kritisierten zunächst jede Aufstellung, jede Einwechslung. Nach dem euphorischen Start gegen Portugal fielen so viele Fußballbegeisterte in ein tiefes Loch und „rafften“ sich von Spiel zu Spiel durch, bis wiederum das geniale 7:1 gegen Brasilien alle verstummen ließen. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie diese Stimmungsschwankungen innerhalb kurzer Zeit mitbekommen. Denken Sie auch darüber nach, wenn Sie selbst als Nationalspielerin auf den Platz laufen? - Wie gehen Sie selbst mit so einem Druck um?
Deutschland ist ein Land bzw ein Volk was viel von den Jungs erwartet hat. Was erst gut ausgesehen hat, kann auch schnell bergab gehen mit der Laune .... Ein Vorbereitungsspiel oder Freundschaftsspiel ist etwas wirklich komplett anderes als ein Turnier zu spielen, der Druck ist viel größer, nicht nur von außen, sondern auch eine Mannschaft selbst will nicht versagen und will dementsprechend alles dafür tun.
Aber seien wir mal ehrlich, ganz egal wie sich unsere Jungs durch diese WM gespielt haben, das Ende zählt und da sind wir Weltmeister, worauf ich verdammt stolz bin. Was der Umgang mit Druck angeht: Jeder Spieler, jede Spielerin kann anders damit umgehen oder dies verpacken. Die einen denken über alles Geschriebene nach, nehmen sich Dinge zu Herzen - ob sie stimmen oder nicht - und den anderen geht es sonst wo vorbei. Ich persönlich hatte dies ja bei der WM 2011, war dort noch recht jung und man hat vieles gelesen und darüber nach gedacht, aber heute ist mit das alles egal. Man lernt in den Jahren immer dazu.
Vielleicht noch eine kurze Gesamt-Einschätzung der WM?
Ich glaube man hat gesehen dass sich die seit Jahren vermeintlich schwächeren Nationen, wie Chile, Costa Rica, Schweiz, Belgien und Mexico unheimlich entwickelt haben, sie haben den großen Nationen alles abverlangt und sind weiter gekommen als manch andere, das zeigt die gute Arbeit in den Nationen. Was ich gut finde, dass nicht alles auf einem Level bleibt und so macht es auch Spaß eine WM zu schauen wenn es spannender zugeht!
Fazit der WM: Spannende Spiele, vielleicht manchmal zu spannend (siehe Deutschland) - aber Ende gut, alles gut, denn DEUTSCHLAND IST WELTMEISTER!!!!!!!!!!!!!!
Glauben Sie, dass WIR (das heißt: "wir Frauen") es schaffen werden, auch im nächsten Jahr größere Public Viewing-Plätze zu füllen? Können wir als regionale Presse dazu beitragen, und wenn ja, wie ?
Cool wäre es aufjedenfall, ob es in den Mengen passiert wie bei den Männern kann ich mir nicht vorstellen aber wenn es so kommt um so schöner!!
Ich denk schon dass man als Presse dazu beitragen kann. Erstmal immer wieder Artikel über das Turnier zu bringen von der deutschen Mannschaft und natürlich auch immer wieder anzuschneiden dass es ein Public Viewing gibt. Und diese Artikel nicht klein an der Seite zu platzieren sondern dafür evtl auch mal eine halbe Seite dafür zu investieren, wenn nicht sogar als Titelblatt im Sportteil!!!!!
Sind Sie nicht etwas eifersüchtig, wenn Sie den Trubel um die Männer-WM mit ansehen müssen ... - im Vergleich zur Frauen-WM?
Ich glaube, dass unsere Frauen-WM 2011 sehr gut in der Öffentlichkeit vertreten war. Schade ist es natürlich, dass es noch einige Unterschiede gibt, was die Öffentlichkeitsarbeit angeht, aber die Hoffnung, dass es vielleicht auch nochmal bei uns so sein wird, stirbt zuletzt.
Wann geht die Spielsaison wieder für Sie los?
Ich bzw. die Nationalspielerinnen treten am 22. Juli das erste Mal wieder vor den Ball, doch der Rest des Teams fängt am 16. Juli wieder an. Unser erstes Ligaspiel ist am 31. August gegen den SC Freiburg.
Wie viel Freizeit haben Sie als Spielerin einer Bundesliga-Mannschaft überhaupt?
Grundsätzlich nicht so viel. Wir trainieren jeden Tag, ich mache nebenbei eine Ausbildung, muss also dann arbeiten gehen, teilweise auch zwischen den Trainingseinheiten. Da ist man froh, wenn man dann irgendwann abends auf der Couch liegt. Doch wenn ich mal Zeit habe, dann unternehme ich gerne etwas mit Freunden.
Ihre Ausbildung im Tierpark Essehof fällt mir natürlich sofort auf - gerade, weil auch ich mich sehr um Tiere, Tierheime etc. bemühe. In welcher Abteilung sind Sie gerade ?? - was gefällt Ihnen bei dieser Arbeit - und was nicht ?? - Haben Sie sich diese Ausbildung so vorgestellt, wie sie nun mal ist - und würden Sie sich wünschen, dies noch in zehn Jahren zu machen?
Genau sagen wo man bei unserem kleinen Tierpark ist kann man nie. Unser Park ist in zwei Reviere geteilt, das untere Revier hat eher Kleintiere, wie Nutrias, Erdmännchen, Ziegen, etc. und das obere größere Tiere wie Zebras, Watussirinder, Strauße, Luchse, etc. Mir gefällt alles an dieser Arbeit, mit den Tieren. Die Beobachtung der verschiedenen Verhaltensweisen der Tiere ist einfach total interessant. Man sagt immer der Tierpfleger Job sei "Scheiße schaufeln", was zum größten Teil natürlich stimmt, aber was die Tiere einem wiedergeben, macht dieses alles wett ....
Naja, meine Ausbildung ist ja schon ein bisschen anders als die meiner Kollegen. Ich bekomme immer frei, wenn etwas mit dem Fußball auf dem Programm steht, habe beim Vfl 2mal am Tag Training. Das heißt, ich gehe erst trainieren, dann arbeiten und dann wieder trainieren, habe also nicht allzu viele Stunden bei der Ausbildung wie die anderen. Es ist schon verdammt anstrengend Fußball und Ausbildung unter einen Hut zu bekommen, aber ich brauch eine Ausbildung neben dem Fußball - und es sollte etwas sein, was mir auch Spaß macht und woran ich Interesse habe. Dass mir das mein Chef im Tierpark Essehof ermöglicht, da bin ich ihm sehr dankbar.
Besuchen Sie hin und wieder auch Mädchen-/Frauen-Mannschaften, die „nur“ regional wirken, also zum Beispiel auch Silschede?
Ich bin ja jetzt nicht oft in der Heimat Silschede, doch wenn es die Möglichkeit gibt, dann bin ich gerne hin und wieder bei meinem Heimatverein.
Ein ganz herzliches Dankeschön an Alexandra Popp, die uns während ihres Urlaubs die Gelegenheit zu diesem Exklusiv-Interview gab.
Ein paar Informationen zur Karriere von Alexandra Popp:
- Alexandra Popp wurde am 6. April 1991 in Witten geboren und spielte bis zu ihrem 14. Lebensjahr beim FC SW Silschede
- Von 2008 an war sie Bundesliga-Spielerin und Stamm-Mitglied in der Nationalmannschaft (U17, U19, U20)
- 2010 wurde sie U20-Weltmeisterin, Torschützenkönigin sowie als beste Spielerin der WM gekürt
- Seit 2011 im deutschen WM-Kader
- Saison 2012/13 Wechsel zum VfL Wolfsburg. Sofort im ersten Jahr das Triple mit Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League
- Saison 2013/14 wieder Meisterschaft (Entscheidung am letzten Spieltag, Siegtor Alex Popp) und Champions League
Webseite: http://alexandra-popp.de
eMail: fanfragen@alexandra-popp.de
Facebook: http://de-de.facebook.com/pages/Alex-Popp-Offizielle-Seite/115229881850728
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Alexandra_Popp
Autor:Lokalkompass Schwelm aus Schwelm |
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