Ferdinand Hasenclever Schule wurde in über zwei Jahren komplett saniert
Schulnamensschild für den „Pestalozzi von Gevelsberg“
In großen Buchstaben prangt der Name an der frisch sanierten Fassade der „Ferdinand Hasenclever Schule“ in Gevelsberg. Zum ersten Mal richtig ausgeschrieben ist der Namensgeber des Gebäudes, der als Pastor und Bildungsreformer viele Jahre in Gevelsberg lebte und pädagogisch eine hochinteressante Persönlichkeit darstellte. Eigentlich hatte die Schule mit Schulleiter Paul Belitz ein Schulfest und eine feierliche Enthüllung des Schildes geplant. Doch die musste aufgrund der Corona-Pandemie leider ausfallen. Trotzdem ließ es sich Bürgermeister Claus Jacobi nicht nehmen, als Stadtoberhaupt vorbei zu schauen.
„Wir haben als Schulträger viele Millionen Euro in die Sanierung der Schule gesteckt“, erklärt er. Dazu gehörte die Fassadenerneuerung, ein Umbau mit separaten Eingangsmöglichkeiten für verschiedene Stufen, neue Fenster und Decken sowie verbesserte Lüftungsmöglichkeiten. Über zwei Jahre musste die Schule mit Containerlösungen klarkommen, seit den Sommerferien können die 150 Schüler wieder gemeinsam in einem Gebäude lernen. „Als die Baumaßnahmen begonnen haben, war die Corona-Pandemie noch kein Thema. Jetzt kommen uns allerdings viele Sanierungen zugute“, erklärt Schulleiter Paul Belitz. Dazu zählen auch die Erneuerungen in der Digitalisierung. „Sie waren schon vor der Pandemie beantragt, aber in und mit der Pandemie kann man die Maßnahmen noch einmal viel besser begründen“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi. Das Stadtoberhaupt ergänzt, er habe immer hinter der Förderschule gestanden und seine Partei, die SPD, habe dies hier in Gevelsberg auch so gesehen. Die hervorragende pädagogische Arbeit und Förderung der Schüler sei enorm wichtig und mittlerweile vertrete man in der Politik ja auch durchaus verstärkt die Meinung, die damals bevorzugte Abschaffung von Förderschulen sei nicht unbedingt richtig gewesen.
Für Schulleiter Paul Belitz ist das sowieso klar. Er weiß um die Bedeutung der Schule für seine Schüler, die nicht alle zwingend ihre ganze Schulkarriere hier verbringen. Es komme dabei auf jeden Einzelfall an, aber es sei wichtig, diese Schulmöglichkeit zu haben. Mit zwei komplett eingerichteten Technikräumen geht es jetzt auch in der Digitalisierung aufwärts. Zusätzliche Geräte wie beispielsweise Tablets sind bereits ausgesucht. „Alle Geräte dienen der Präsentationsmöglichkeit“, so Belitz. „Zum Glück“, ergänzt der Bürgermeister, „haben wie bereits vor der Pandemie die Fortschreibung des Medienentwicklungsplanes beschlossen. Das hat uns sehr geholfen.“
Der Wunsch, nach dem äußeren Erscheinungsbild nun auch mit einem vollständigen Namen im Stadtbild präsent zu sein, kam dann aus der Schülerschaft. „Vorher hieß das immer nur Hasenclever-Schule“, erzählt Paul Belitz. „Das wurde in der Bevölkerung eher mit cleveren Hasen in Verbindung gebracht, aber auf keinen Fall mit dem Namensgeber Ferdinand Hasenclever. Jetzt ändert sich das.“
Ferdinand Hasenklever (1769-1831) war nicht nur ein bedeutender Theologe, sondern vor allem auch ein Pädagoge und dem sozialen Handeln verpflichtet. Er rief eine Armenverwaltung ins Leben und führte eine Schulsteuer ein, die den Lehrern eine bessere Bezahlung ermöglichte. Er stellte einen Plan zur Verbesserung der Gevelsberger Schulen auf und warb für Abendschulen als Fortbildungsmöglichkeit. Sein Ziel war es, die Schüler mögen mehr und zu besseren Bedingungen lernen können als solche der vorherigen Generationen. Auch die Vereinigung der lutherischen und der reformierten Schule in Gevelsberg gehörte zu seinen Plänen, die 1806 von der Königlichen Regierung als Schulstatut genehmigt wurden.
Freude über den Umbau
Marvin und Jana, die heute die Klasse 9 der Ferdinand Hasenclever Schule besuchen, freuen sich nicht nur über den Umbau und die Renovierung – und vor allem darüber, dass jetzt alles soweit fertig ist und endlich alle wieder unter einem Dach lernen können. Sie finden: Die Schule ist nicht nur schöner und moderner geworden mit vielfältigen Möglichkeiten in der Digitalisierung, ihr Name zeigt auch die Bedeutung der Bildung. Ferdinand Hasenclever, der „Pestalozzi von Gevelsberg“ wurde später Konsisterialrat bei der Kirchen- und Schulabteilung bei der Regierung in Arnsberg und starb 1831 in Arnsberg. Sein wichtigstes Ziel war und bliebt aber: „Kinder sollen in den Schulen zu verständigen und sittlichen Menschen und zu brauchbaren und glücklichen Bürgern gebildet werden“. Dazu müssten „die schlummernden Kräfte und Fähigkeiten ihrer Seele (der Kinder) in der Schule vom Lehrer geweckt und durch zweckmäßige Übungen immer mehr gestärkt, der Verstand muss zum Aufmerken und Nachdenken, das Gedächtnis zum leichten und treuen Behalten, das Herz zum lebhaften Gehülfen für das Gute und Heilige und der Wille zum steten Rechttun gewöhnt werden.“ (…) „Für jeden Stand müssen die Kenntnisse der Religions- und Tugendlehre, der Gesundheitslehre und das Gemeinnützigste aus der Natur-, Erd- und Vaterlandskunde mitgeteilt werden“. (…) „Die zum Fortkommen in der Welt wichtigen Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen müssen vermittelt werden“.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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