Interview mit dem Gevelsberger Bürgermeisterkandidat Felix Kessler
"Krisen sind und können eine Chance sein"

Felix Kessler, Bürgermeisterkandidat in Gevelsberg. Foto: Pielorz
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Was macht eigentlich Felix Keßler? Der Gevelsberger Bürgermeisterkandidat Felix Keßler, aufgestellt vom Bündnis „Gemeinsam für Gevelesberg“ tritt bei der nächsten Kommunalwahl gegen den Amtsinhaber Claus Jacobi (SPD) an. Er wohnt aber in Troisdorf bei Bonn. Deshalb haben wir in Zeiten der Corona-Krise einige Fragen schriftlich gestellt.

Wir leben in einer schwierigen Zeit. Der amtierende Bürgermeister Claus Jacobi hat sich in einem Brief an die Gevelsberger gewandt und will mit einer bunten Postkartenaktion bei den älteren Bürgern für Freude sorgen - welche Botschaft möchten Sie als Bürgermeisterkandidat an die Gevelsberger richten?
In dieser ungewöhnlichen und herausfordernden Zeit wünsche ich allen Menschen zunächst Gesundheit, Kraft und eine Portion Gelassenheit. Die derzeitige Situation ist für die meisten eine durchaus belastende Phase. Diese Zeit birgt die Möglichkeit viel alltägliche Dinge, die wir für selbstverständlich erachtet haben, wieder zu wertschätzen. Familien und Freunde rücken in dieser Zeit wieder enger zusammen trotz der Distanz. Telefonate und Videoanrufe sind eine gute Gelegenheit mit vielen Freunden und Verwandten wieder ein längeres Gespräch zu führen. Ich wünsche allen Bürgerinnen und Bürgern die Ruhe und Kraft für die anstehenden Herausforderungen in diesem Jahr 2020.
Die Diskussion über die für den 13. September geplante Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen nimmt an Fahrt auf. Zwar hält Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) bislang am geplanten Wahltermin fest. Stimmen werden jedoch lauter, die eine Verschiebung fordern. Auch eine Briefwahl wird für möglich gehalten. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Die anstehende Kommunalwahl 2020 steht durch die aktuellen Geschehnisse unter einem ganz anderen Licht. Gerade jetzt ist es wichtig, dass die Demokratie ihre Stärke zeigt und auch solche Krisen meistern kann. Ob der Termin am 13. September 2020 gehalten werden kann muss durch die Landesregierung und das Landesparlament entschieden werden. Meine persönliche Meinung tendiert dahin, dass eine Verschiebung unausweichlich erscheint. Eine reine Briefwahl sehe ich als keine wirkliche Option. Vielmehr sollte die Kommunalwahl in das Frühjahr 2021 verschoben werden. Hierbei können alle Parteien im Rahmen der Chancengleichheit und der noch nicht absehbaren Lage ihre Aufstellungsparteitage ordnungsgemäß durchführen. Inhaltlicher Wahlkampf kann derzeit nicht ernsthaft betrieben werden. Vielmehr ist es wichtig, dass die Politik als Einheit agiert und nach brauchbaren Lösungen sucht für die erste Zeit nach dem Shut-Down.
Privat geben Sie an, gerne mit der Familie unterwegs zu sein und Ihre Interessen beim Fußball und im Kino zu genießen. Vieles von dem ist in diesen Zeiten nicht möglich. Wie verbringen Sie derzeit Ihren Alltag?? Homeoffice???
Ich nutze die Zeit mit meiner Familie. Wir verbringen Zeit mit Kochen und Backen. Spielen Brettspiele oder Lesen. Fußball kann leider nur auf der Playstation mit meinem Sohn gespielt werden. Dank diverser Streamingdienste können wir auch abends und am Wochenende einen kleinen Kinoabend zu Hause verbringen. Zudem haben wir mit unserem neugeborenen Sohn genug zu tun. Natürlich nutzen wir auch das schöne Wetter und genießen kurze Spaziergänge oder Radfahren mit meinem ältesten Sohn. Ebenfalls diene ich auch in diesen Zeiten ganz normal und pendle zwischen Büro und Homeoffice.
Sie sind beruflich in der Wehrverwaltung des Bundes beschäftigt. Der Bundeswehr kommt in diesen Zeiten eine besondere Aufgabe zu. Genau wie der Rest der Republik befindet sich die Bundeswehr im Krisenmodus. Alle, deren Dienste ihre körperliche Anwesenheit nicht unbedingt erforderlich machen, arbeiten von zu Hause aus. Im Ministerium wurde ein „Lagezentrum Corona“ eingerichtet, um den Überblick über die Entwicklungen zu behalten. Täglich werden neue Leitlinien zum Umgang mit der Pandemie verbreitet. Welche Aufgabe hat die Bundeswehr in dieser Krise aus Ihrer Sicht?
Die Aufgaben der Bundeswehr im Inland haben einen engen Rahmen. Die Bundeswehr übernimmt primär über die Streitkräftebasis unterstützende Tätigkeiten im Inland, sofern dies geboten ist. Erfreulicherweise haben sich viele Reservisten gemeldet um vor allem im Sanitätsdienst der Bundeswehr Ihren Dienst zu verrichten. Es erfreut mich das gerade in diesen Zeiten viele Bürgerinnen und Bürger sich so hilfsbereit zeigen und somit der Allgemeinheit dienen möchten. Selbstverständlich muss trotz dieser Zeiten die nationale Verteidigung weiter gewährleistet werden. Cyberangriffe werden nicht weniger und auch in den Einsatzgebieten wie Afghanistan oder Mali wird der Auftrag weiter wahrgenommen. Hierbei ist die Wehrverwaltung des Bundes täglich weiterhin auch bei einer minimalen Präsenzzeit vor Ort insbesondere mit Homeoffice und Telearbeit weiter einsatzbereit.
Zu guter Letzt - noch eine private Frage: Ich hoffe, Ihnen - und Ihrer Familie - geht es gut. Bei der Vorstellung als Bürgermeisterkandidat waren Sie kurz davor, erneut Vater zu werden. Dürfen wir gratulieren? Wie emotional ist diese Zeit für Sie und Ihre Familie - auch im Hinblick auf die Zukunft der eigenen Kinder?
Meine Frau und ich sind am 27. März glückliche Eltern unseres Sohnes, David Friedrich, geworden. Ich durfte bei der Geburt meines zweiten Sohnes dabei sein. Es war wieder ein ergreifender und wunderschöner Moment. „Liebe auf den ersten Blick“ war es auch diesmal. Mutter und Kind sind beide wohl auf und schon wieder zu Hause. Der junge Mann lässt einen mit seinem Lächeln oft den Alltag und das ganze Rundherum vergessen. Auch für meine Kinder hat sich das Leben drastisch verändert. Homeschooling ist ein neuer Begriff. Wir schaffen es zumeist bei meinem Großen spielerisch den Alltag mit Schule und Aufgaben zu verbinden.
Um die Zukunft macht man sich immer Sorgen und Gedanken. Aber man muss auch Vertrauen haben in sein eigenes Schaffen und selber an der Zukunft mitgestalten wollen. Ich sehe nach dieser einschneidenden und verändernden Zeit auch Chancen die uns als Gesellschaft noch enger zusammenrücken lässt. Vieles wird nicht mehr so sein wie es noch vor sechs Wochen war. Krisen sind und können eine Chance für eine positive Perspektive sein und müssen mit einer guten Portion Mut als Chance gesehen werden.

Felix Kessler, Bürgermeisterkandidat in Gevelsberg. Foto: Pielorz
Felix Kessler mit seiner Frau Olga. Foto: Pielorz
Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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