Aus der Friedenskapelle in der Schillerstraße wird ein Kunstmuseum
Vom Kirchenraum zur Kunsthalle
Nach 106 Jahren fand zum Jahresende 2019 der letzte Gottesdienst der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Gevelsberg in der Friedenskapelle an der Schillerstraße statt. Die neue Nutzung steht für das denkmalgeschützte Gebäude bereits fest. Es entsteht dort die „Gevelsberger Kunsthalle“, ein Projekt, welches von Bürgermeister Claus Jacobi angestoßen wurde und am 9. Mai 2020 bereits Eröffnung feiern soll.
„Zudem dürfen wir gespannt sein, wie aus der Friedenskapelle in der Schillerstraße in würdiger Nachnutzung dieses über 100 Jahre alten Gotteshauses allein durch privates Engagement die „Gevelsberger Kunsthalle“ entstehen wird - das erste zeitgenössische Kunstmuseum in Gevelsberg überhaupt“ – so steht es in der Neujahrsansprache des Gevelsberger Bürgermeisters zum geplanten Umbau. Die Pläne sind konkret und mit einem ehemaligen Gevelsberger verbunden, der sich mit ungewöhnlichen Ideen einen Namen gemacht hat. Frank Hense, der in Gevelsberg das Licht der Welt erblickte, hat das Objekt „Friedenskapelle“ gekauft und macht daraus das „Projekt Kunsthalle“ – obwohl der Kunstsammler sein Geld eigentlich mit Hydraulik-Schwenkmotoren verdient. In der Bochumer Firma ist die Kunst ein und sein ständiger Begleiter, weil Frank Hense findet: „An einem schönen Arbeitsplatz arbeitet man produktiver“.
Seine hoch spezialisierten Hydraulik-Schwenkmotoren verkauft er in die ganze Welt, nach Brasilien, in die Schweiz, nach China und Indien. Eigentlich wollte der aus Gevelsberg stammende Hense einmal Kunst studieren, doch er wurde Ingenieur. Schon kurz nach dem Studium wollte ihn Daimler in Stuttgart, doch ließ sich der fertige Student von seinem Vater breitschlagen „ein Jahr zur Verfügung“ im elterlichen Betrieb zu stehen. Er führte neue Technologien ein und krempelte den Betrieb um, seit dem Jahr 2000 ist er Chef. 2016 feierte die Firma übrigens 50jähriges Firmenjubiläum. Seit langem sammelt Hense Kunst, hunderte von Werken, von aufstrebenden, oft ihm auch persönlich bekannten Künstlern. Und schon 2018 machte er in Gescher (westliches Münsterland) im ehemaligen Kutschenmuseum mit Hilfe eines Erbpachtvertrages seine Kunst öffentlich.
Unter Denkmalschutz
Jetzt kehrt in seine Heimatstadt zurück und hat große Pläne: Frank Hense will die bisherige Friedenskapelle der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde an der Schillerstraße in eine Kunsthalle umbauen. Die Anfänge der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Gevelsberg (EFG) liegen weit in der Vergangenheit. Erste Versammlungen in Privathaushalten gab es schon um 1886. Eine erste Kapelle wurde 1889 auf dem Grundstück des (ehemaligen) Kreiswerkes, heute Ennepebogen, errichtet. Die offizielle Gemeindegründung erfolgte am 1. Januar 1896. Durch Vermittlung des seinerzeitigen Bürgermeisters Leinberger erhielt die Gemeinde ein Grundstück an der Schillerstraße. In nur fünf Monaten Bauzeit wurde eine Kapelle errichtet, die am 5. Oktober 1913 eingeweiht wurde. Zeitweilig zählte die Gemeinde mit einem bewegten Gemeindeleben mehr als 250 Mitglieder, heute sind es nur noch 57. Die enge Freundschaft zur Freien evangelischen Gemeinde (FeG) in der Weststraße wuchs in den letzten Jahren immer mehr und daraus entstand die Idee der Auflösung der EFG und der Anschluss der Mitglieder an die FeG.
Nach dem letzten Gottesdienst und der anschließenden Entweihung sollen nun die Handwerker mit dem Umbau der seit 1986 unter Denkmalschutz stehenden Friedenskapelle beginnen. Der geräumige Kirchenraum wird dann zum Ausstellungsraum. Das wird eine Herausforderung, denn durch die großen Fenster gibt es nur wenige Wandflächen. Also will Hense mit Stellwänden arbeiten. Irgendwie müssen die Vorgaben des Denkmalschutzes, die Auflagen der Nutzungsänderung und die Ideen des Bauherrn zusammengebracht werden. Die Umbauplanung läuft auf Hochtouren, denn bereits am 9. Mai 2020 soll die Kunsthalle mit Werken des zeitgenössischen deutschen Bildhauers Stephan Balkenhol eröffnet werden. Die künftige Kunsthalle Gevelsberg wird auch für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Gedacht ist beispielsweise an Lesungen, aber auch private Feiern können möglich werden, wenn sie im Einklang mit dem Konzept des Hauses stehen. Das Gebäude wurde einst von dem Architekten Nau errichtet. Die künftige Nutzung des Denkmals wird als ein Glücksfall für Gevelsberg gesehen.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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