Gedanken zum Sonntag von Pastor Uwe Hasenberg
Fröhlich und lebenstauglicher

Pfarrer Uwe Hasenberg von der evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg mit seinen Gedanken zum Sonntag. | Foto: privat
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Auch in dieser Woche gibt es wieder die Gedanken zum Sonntag. Diesmal kommen sie von Pator Uwe Hasenberg von der evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

neulich stieß ich auf einen sonderbaren Wunsch von Christian Morgenstern: “Es müsste Zeitungen geben, die immer gerade das mitteilen und betonen, was augenblicklich nicht ist! Zum Beispiel: Keine Cholera! Kein Krieg! Keine Revolution! Keine schlechte Ernte! Keine neue Steuer! und dergleichen: Die Freude über die Abwesenheit großer Übel würde die Menschen fröhlicher und zur Ertragung der gegenwärtigen tauglicher machen.”

"Dankbar, den Krieg nicht miterlebt zu haben"

Kein Krieg! Das ist eine gute Nachricht. Vor 80 Jahren begann am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg. Wie dankbar ich doch bin, nie einen Krieg hautnah erlebt zu haben. Wie dankbar ich doch bin, ein freier Bürger in einem demokratischen, freien Land zu sein. Wie dankbar ich doch bin für Arbeit und Freizeit, Gesundheitswesen, Rechtstaatlichkeit.
Aber so ganz geht die Rechnung nicht auf.

"Verleugnung der Realität macht nicht glücklicher"

Ich denke nicht, dass die Menschen fröhlicher werden, wenn sie alles Negative ausblenden, wie Christian Morgenstern empfiehlt. Das wäre auch eine Verleugnung der Realität, die nicht gut ist. Die christliche Kirche hat gut daran getan, auf das Kreuz nicht zu verzichten, sondern das Kreuz zum Symbol des christlichen Glaubens zu machen. Im Grunde gibt es zwei Grundformen des Kreuzes: das Kreuz mit dem gekreuzigten Jesus von Nazareth - auch Crucifix, nach dem “cruxifixus - gekreuzigt” aus dem Glaubensbekenntnis genannt - und das leere Kreuz. Das eine Kreuz zeigt den gedemütigten, leidenden, dem Bösen ohnmächtig ausgelieferten Sohn Gottes, der sich mit den Menschen solidarisiert. Das andere Kreuz ist leer wie das Grab am Ostermorgen, nachdem der Gekreuzigte von den Toten auferstanden war. Es ist das Kreuz des Sieges über das, was Leben verneint, zerstört und vernichtet. Wer auf dieses Kreuz blickt, der blendet die Realität des Negativen in der Welt nicht aus, vertraut aber, dass sie nicht mehr alles bestimmend ist. Nicht, dass die Zeitungen nur noch berichten, was nicht mehr ist, ist die gute Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass Jesus von Nazareth lebt trotz des Todes, dass die Gerechtigkeit gewonnen hat, dass das, was einer Niederlage gleich kommt, doch zum Sieg werden kann.

Gottes Segen

So halte ich mich lieber an das, was Hanns Dieter Hüsch in einem Psalm ausdrückt: “Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. Gott nahm in seine Hände meine Zeit, mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, mein Triumphieren und Verzagen, das Elend und die Zärtlichkeit. Was macht, dass ich so fröhlich bin in meinem kleinen Reich? Ich sing und tanze her und hin vom Kindbett bis zur Leich. Was macht, dass ich so furchtlos bin an vielen dunklen Tagen? Es kommt ein Geist in meinen Sinn, will mich durchs Leben tragen. Was macht, dass ich so unbeschwert, und mich kein Trübsinn hält? Weil mich mein Gott das Lachen lehrt wohlüber alle Welt.” Damit flüchte ich nicht vor dem, was in der Welt ist, sondern bin auch im Sinne Christian Morgensterns fröhlich und lebenstauglicher.

Gottes Segen wünscht Ihnen Ihr

Uwe Hasenberg

Pastor evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

Autor:

Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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