ORGEL-SERIE TEIL 2
Die meisten Orgelpfeifen sieht man nicht
Die Orgel ist das Instrument des Jahres 2021. Deshalb stellt die WAP in einer kleinen Serie sechs Orgeln aus drei Städten vor.
Von Lilo Ingenlath-Gegic
Die Orgel in der Gevelsberger Liebfrauenkirche wurde im März 1994 eingeweiht, nachdem die Kirche renoviert und umgebaut worden war. „Nach dem Umbau passten Akustik und alte Orgel einfach nicht mehr zusammen“, sagt Kirchenmusiker Ludger Janning und berichtet, dass in den Orgelneubau acht Register und viele Pfeifen der alten Orgel eingebaut werden konnten, um etwas von deren Klang zu bewahren.
Die Liebfrauenkirche wurde 1954 eingeweiht, vier Jahre später war auf der Empore eine Orgel von der Schwelmer Orgelbaufirma Bürkle errichtet worden. „Die war handwerklich gut gemacht“, erinnert sich Ludger Janning, der seit 1990 als Organist in Gevelsberg tätig ist. „Allerdings waren in der Nachkriegszeit viele Pfeifen aus Blei gefertigt, was den Klang recht dumpf erscheinen ließ.“
Orgelpfeifen bestehen aus unterschiedlichen Metallen, vor allem Legierungen, und verschiedenen Holzarten. Pfeifen gleicher Bauart bilden ein Register. An einem Spieltisch, mit meist zwei oder drei Tastenreihen (Manuale) und Fußklaviatur (Pedal), wird die Orgel gespielt. Auf Tastendruck öffnet sich ein Ventil und Luft kann in eine Pfeife strömen. In den Pfeifen werden Töne erzeugt, die je nach Größe und Material der Pfeifen sehr unterschiedlich sind. Blasebälge, die heute fast immer elektrisch betrieben werden, erzeugen die Luft. Die Orgel wird mit Tasten gespielt, ist aber in der Tonerzeugung ein Blasinstrument.
Die neue Orgel mit 1.538 Pfeifen in 24 Registern, wurde von der Orgelbauwerkstatt Siegfried Sauer aus Höxter gebaut und Ludger Janning, der seit 1990 als Organist in Gevelsberg tätig ist, durfte damals viele Ideen und Wünsche einbringen, damit die Orgel genau zu den Bedürfnissen von Gemeinde, Kirche und Chor passte. So kennt der Kirchenmusiker das Instrument von Anfang an und er liebt "seine" Orgel. Einzelne Register, wie die lieblich-romantische Querflöte oder die wunderschön grundtönig klingende Oboe haben es ihm besonders angetan.
Vielfältige Möglichkeiten
„Diese Orgel kann fast alles“, sagt Janning und zeigt dann gleich die vielfältigen Möglichkeiten der Orgel. Ob zarte Barockklänge von Johann Sebastian Bach, tiefe, warme Solostimmen bei englischer Romantik, oder beschwingte Popmusik von Michael Schütz (*1963), Janning präsentiert mit großer Begeisterung Farbigkeit und klangliche Vielfalt der Orgel. Zum Abschluss spielt er „Dance with me“, ein Stück das beweist, dass man zur Orgelmusik auch tanzen könnte.
Diese Orgel weist äußerlich einige Besonderheiten auf. Sie steht nicht wie ihre Vorgängerin auf der Empore, sondern sehr präsent im Kirchenraum, so dass Chor und Orgel nun nebeneinander stehen können. Das ist nicht nur für Janning als Organist und Dirigent des gemischten Chores Schola Liebfrauen günstig, sondern trägt sicher auch zum Musikgenuss der Gemeinde bei. Es fällt ins Auge, dass die Orgel nicht symmetrisch aufgebaut ist. In wohltuender Asymmetrie schmiegt sie sich im knappen Halbrund in die nordwestliche Ecke des Kirchenraums. Über den sichtbaren Prospektpfeifen hängen bronzefarbene Holzkugeln, die sich als reine Dekoration in Form und Farbe gut anpassen. Wie bei allen Orgeln sieht man nur einen sehr kleinen Teil, nämlich nur 35 der 1.538 Pfeifen. Alle anderen befinden sich im Inneren des Instruments. Janning hat ein Video erstellt, das einen großartigen Einblick in die Orgel ermöglicht und die komplizierte Technik sehr anschaulich zeigt:
Kirchenschließungen
- Geplante Kirchenschließungen in der Propstei St. Marien werden in den nächsten Jahren auch die Liebfrauenkirche in Gevelsberg treffen. Sie soll bis 2025 geschlossen werden. Ludger Janning ist allerdings zuversichtlich, was die Orgel angeht: Sie soll voraussichtlich mit der Gemeinde in die Kirche St. Engelbert umziehen.
Weitere Teile der Orgel-Serie:
Autor:Lokalkompass Schwelm aus Schwelm |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.