Beim Schachverein Horst Emscher wird der Nachwuchs gefördert
Wo Grips gewinnt

In der Horster Talentschmiede üben sich derzeit Felix und Victor - hier vor der Schautafel. Insgesamt sind 20 Mitglieder in der Jugendabteilung.Fotos: Landgraf
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  • In der Horster Talentschmiede üben sich derzeit Felix und Victor - hier vor der Schautafel. Insgesamt sind 20 Mitglieder in der Jugendabteilung.Fotos: Landgraf
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Neulich im Schachverein in Horst: Der zehnjährige Felix greift zum zweiten Springer, will ihn ziehen. Doch, Moment! "Wie geht die italienische Eröffnung?", fragt ihn der Trainer. "So doch, oder?" Und zieht für ihn stattdessen den Läufer raus.

Immerhin weiß der junge Spieler, dass seine Eröffnung, die er immer wählt, die italienische ist. Seit einem Jahr ist er im Verein und spielt nicht nur zum Spaß, sondern es geht für ihn bei Turnieren schon ums Siegen oder Verlieren. "Ich habe schon Spiele gewonnen", berichtet er, aber er gibt auch zu, dass er bei Turnieren nicht weit gekommen ist. Sowohl in Einzelturnieren, wie auch in der Mannschaft spielt Felix.
Die Nachwuchsförderung wird im Schachverein Horst Emscher 31 groß geschrieben. In der ehemaligen Gaststätte Nolte hat der Club seinen Sitz, hier spielt auch Olaf Arndt, der in diesem Jahr im Amateurschach der Herren Vize-Weltmeister in seiner Wertungsklasse geworden ist.
Im Haus Nolte hört man viel Überraschendes, zum Beispiel, dass es nicht vom Alter abhängt, wer besser denkt. Es komme einfach darauf an, wie gut man ist.

"Schach ist vielseitiges Einprägen"

Schauen wir zu den Profis: Der amtierende Weltmeister Magnus Carlsen aus Norwegen war schon mit 13 Weltklasse. So etwas kann man nicht trainieren. "Solche Talente gibt's relativ selten", weiß auch Siegfried Wilbert, der seit über 40 Jahren Trainer im Kinder- und Jugendbereich ist. Gerade zeigt er einem Mädchen einen bestimmten Spielaufbau. "Schach ist vielseitiges Einprägen, man kann auf den reichen Schatz eingeprägter Bilder zurückgreifen", erklärt er. Man merke dabei relativ schnell, ob jemand talentiert sei. "Nach den ersten Zügen merkt man schon, ob die was drauf haben." Es gebe auch Stories von Kindern, die nur vom Zusehen Schach gelernt haben. Viele hätten das intuitiv drin.
Auch Marco Kolmasüß ist Mitglied im Verein, spielt zurzeit in der vierten Herren-Mannschaft, erinnert sich an seine Jugendzeit und daran, dass sie damals auch blind Schach gespielt haben, gegeneinander, auf einem gedachten Schachfeld, indem sie sich nur die Züge nannten.
Keine Frage, wer das Schachspielen liebt, liebt auch das Denken und benötigt ... nennen wir es: Grips. Die Spielstärke eines Brettstrategen wird in Deutschland mit der Deutschen Wertungszahl - DWZ - dargestellt. Immer, wenn man ein Spiel gewinnt, erhält man DWZ-Punkte dazu. Die richtig guten, sind bei über 2000, die Anfänger vielleicht bei 850.
Das Spiel in den Ligen geht bis zur ersten Bundesliga rauf, die fünfte Liga ist die Regionalliga. "Wenn man in der Regionalliga mithalten kann, das heißt schon was", sagt Kolmasüß.
Über 20 Mitglieder im Alter von fünf bis 18 Jahren seien in der Jugendabteilung. Am Anfang gehe es beim Training in erster Linie darum, Muster zu erkennen, um die Läuferschere, den Spielaufbau und die Eröffnung. "Die ersten zehn Züge muss man auswendig können", meint Kolmasüß.

Gewinnernamen: Felix und Victor

Womit wir wieder bei Felix sind: "Die Eröffnungszüge kann ich nicht alle, aber ein paar", sagt er. Interessant, sich vorzustellen, dass er und der siebenjährige Victor mal richtig gut werden könnten, wenn sie sich die Zeit nehmen und die Ruhe. Denn das war auch zu erfahren: Schach wirke beruhigend. Viele Kindergärten würden Schachspiele benutzen, so Kolmasüß. Schach könne therapeutisch eingesetzt werden.
Das dürfte jedoch denjenigen Kids egal sein, die einfach Lust aufs Schachbieten haben, aufs Schachmatt, auf den königlichen Erfolg.
Auch Felix will mal höher hinaus: "Ich glaube, in die Bundesliga", sagt er.
Um sich zunächst mit Gleichaltrigen zu messen, gibt es Jugendturmiere, auch vereinseigene: Der Schachverein Horst Emscher richtet zum Ende des Jahres, am Samstag, 29. Dezember, von 11 bis 18 Uhr, wieder das offene Jugend-Turnier "Das silberne Schachbrett" im Haus Nolte, Turfstraße 20, aus. Von der U 8 bis zur U 18 werden die Sieger ausgespielt, die Pokale oder Preisgelder erzielen. Vielleicht ist ja auch Felix darunter, wenn er Glück hat, und Victor, wenn er seinem Namen alle Ehre macht. 

Wer Interesse hat, kann mit seinem Kind an Trainingsnachmittagen im Haus Nolte, Turfstraße 20, vorbeischauen. Am Dienstag und am Freitag geht es um 16 Uhr los. 

In der Horster Talentschmiede üben sich derzeit Felix und Victor - hier vor der Schautafel. Insgesamt sind 20 Mitglieder in der Jugendabteilung.Fotos: Landgraf
Längst keine Kneipe mehr. Wird aber als Vereinshaus intensiv genutzt.
Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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