S04-Trainer Raphael Wilder: „Mehr Druck geht nicht!“

Alles hört auf das Kommando von Trainer Raphael Wilder (kniend). | Foto: Alexander Mihm
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Am Samstag, 16. Januar, geht es ans Eingemachte. Die Basketballer des
FC Schalke 04 empfangen um 19.30 Uhr in der Halle an der Mühlbachstraße den Tabellenführer WWU Baskets Münster. Mit einem Heimsieg würde der punktgleiche Tabellenzweite aus Gelsenkirchen eben jenen Gegner von der Tabellenspitze verdrängen.

Wie wichtig ein Heimsieg wäre, zeigt ein Blick auf den Spielplan und die Regularien. Denn aus der Regionalliga West steigt nur der Tabellenerste auf, es gibt keine Playoffs für den Tabellenzweiten. Darüber hinaus muss Schalke nach dem Top-Spiel gegen Münster nächste Woche beim derzeitigen Tabellendritten BG Hagen spielen.

Stadtspiegel: Wie wichtig war der Sieg zum Jahresauftakt am Samstag in Düsseldorf?
Raphael Wilder: Sehr wichtig. Ohne einen Sieg in Düsseldorf wäre das Spiel gegen Münster kein echtes Spitzenspiel gewesen. So hat es nun diese Bezeichnung absolut verdient.

Dabei sah es zu Beginn nicht nach einem Erfolg beim Aufsteiger aus.
Wir haben mal wieder schlecht angefangen, das war katastrophal - sowohl offensiv als auch defensiv. Umso beachtlicher war es, dass wir in einer fremden Halle einen 18:0-Run hingelegt haben. Danach haben wir immer geführt, auch wenn wir uns nie richtig absetzen konnten und das Spiel eng blieb.

Aufbauspieler Chris Alexander wurde rechtzeitig spielberechtigt, ist aber erst seit ein paar Tagen beim Team. Wie hat der 32-Jährige Ihnen gefallen?
In drei kurzen Einheiten mussten wir ihm das beibringen, was wir in acht Monaten erlernt haben, das sagt schon alles. Ich bin mit seiner Leistung aber zufrieden. Er war beim 18:0-Run auf dem Feld und hat uns mit seiner Schnelligkeit sehr geholfen. Chris ist eine absolute Verstärkung für uns. Ohne Amerikaner geht es in dieser Liga einfach nicht. Dennoch: Er ist schon der vierte Spieler, den wir während dieser Saison neu eingliedern müssen. Rishi Kakad läuft nach seiner langen Verletzung noch seiner Top-Form hinterher und war aber vor dieser unser Top-Scorer. Tabellenführer Münster ist dagegen eingespielt, spielt praktisch mit demselben Team wie in der vergangenen Saison. Das ist ein Riesen-Vorteil.

Wenn es ohne US-Amerikaner nicht geht, bedeutet das im Umkehrschluss, dass es bei den deutschen Basketballern in der Breite an Qualität fehlt?
Über dieses Thema könnte man Stunden reden. Nur ein Beispiel: In Münster ist der Standort ein wichtiger Faktor. Es ist eine Universtätsstadt, so dass dort leichter gute, junge, deutsche Basketballer verpflichtet werden können, weil sie in derselben Stadt auch studieren können. Rund um Gelsenkirchen gibt es im Umkreis von 60 Kilometer mehrere Pro B- und sogar Pro A-Teams, dazu viele Regionalliga-Vereine. Der Konkurrenzkampf im Ruhrgebiet ist immens hoch.

Rishi Kakad hat im Interview mit dem Stadtspiegel gesagt, dass die große Stärke von Münster das Team sei und nicht ein individueller Star. Trifft das zu?
Grundsätzlich stimmt das, weil das Team seit Jahren eingespielt ist. Dennoch sind Jan und Andrej König sowie Konrad Tota für mich Schlüsselspieler.

In Ihrem Team ist kaum ein Spieler ein reiner Voll-Profi. Wie schmal ist der Grat zwischen Rücksichtnahme auf die Berufstätigen und dem maximalen Erfolg?
Seit ich Trainer bin, kenne ich es nicht anders. Auch nicht, als ich in der 2. Liga Trainer war. Hier beim FC Schalke 04 trainieren wir deswegen nur einmal abends. Nur die, die mehr Zeit haben, können vormittags schon einmal Extra-Schichten am Ball oder im Kraft-Bereich schieben, wenn Hallen in Gelsenkirchen für uns Platz haben.

Spielt der Name des Vereins eine Rolle, so dass der Druck noch größer ist? Die Basketballer des FC Bayern München mussten seit Jahren und müssen nach wie vor vieles über sich ergehen lassen.
Bayern München hat den Druck nicht mehr, sie spielen bereits in der ersten Liga. Außerdem ist das Projekt Schalke auch nicht dasselbe wie das vom FC Bayern. Hier auf Schalke steht der Fußball über allem. Basketball ist nur eine von mehreren weiteren Abteilungen des S04. Und der Druck und die Sprüche kommen nur von außen, darauf gebe ich nichts. Es heißt beispielsweise andauernd, dass wir aufsteigen müssen, weil wir den mit Abstand höchsten Etat haben. Dabei weiß gar keiner, wie hoch unser Etat tatsächlich ist.

Der Aufstieg ist aber schon das Ziel des S04!?
Ich beziehe meine Motivation nicht aus solchen Zielen. Ich bin schon mehrmals aufgestiegen, auch aus der Regionalliga. Natürlich wollen wir oben mitspielen. Aber es wollen fünf Teams aufsteigen und in der Regionalliga gibt es keine Playoffs, da steigt nur der Tabellenerste auf. Mehr Druck geht nicht. Aber unabhängig davon bin ich Basketball-Trainer, weil ich jedes Spiel gewinnen will.

Ist der Aufstieg abgehakt, wenn Schalke gegen Münster am Samstag verliert?
Nein. Ob wir gegen Münster gewinnen und dann gegen Hagen verlieren oder gegen Münster verlieren und gegen Hagen gewinnen, bedeutet dann nur, dass wir den Aufstieg nicht mehr in eigener Hand haben. Danach kommen noch weitere Spiele und wir müssen alle gewinnen, wenn wir aufsteigen wollen. Wir haben bislang drei Niederlagen kassiert und die gegen den Tabellenersten, -dritten und -vierten. Am letzten Spieltag müssen wir in Grevenbroich spielen, das eigentlich auch aufsteigen wollte. Aber so weit schaue ich nicht. Gegen Münster und Hagen wird die reine Tagesform entscheiden. Ich will keine Ausreden suchen. Aber hätten wir über die ganze Saison gesehen nicht solche schwerwiegenden Ausfälle, stünden wir viel besser da. Es gleicht einem Wunder, dass wir noch so gut dastehen, deswegen kann ich nur dem ganzen Team meinen großen Respekt für das bisher Gebotene zollen.

Wie geht es mit Ihnen - unabhängig vom sportlichen Abschneiden - nach der Saison weiter?
Ich schließe seit zehn Jahren immer nur Jahresverträge ab und bin jetzt das zweite Jahr hier. Wir werden uns nach der Saison zusammensetzen und schauen, wie es weitergeht. Darüber mache ich mir aktuell noch gar keine Gedanken.

Alles hört auf das Kommando von Trainer Raphael Wilder (kniend). | Foto: Alexander Mihm
Chris Alexander (r.) ist seit einer Woche beim FC Schalke 04. Der Aufbauspieler kam nach drei kurzen Einheiten direkt im ersten Spiel des Jahres in Düsseldorf zu ein paar Minuten Einsatz. | Foto: Alexander Mihm
Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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