Emscher-Umbau in Gelsenkirchen
Nach 170 Jahren kein Schmutzwasser mehr
Mit dem Erreichen der Abwasserfreiheit in der Emscher ist das Generationenprojekt Emscher-Umbau nach 30 Jahren abgeschlossen. Auch für in der Nähe ansässigen Menschen ist das ein historischer Moment, besonders für die direkt Anwohnenden. Die Emschergenossenschaft liefert nun Zahlen rund um das Generationenprojekt.
Zum Emscher-System gehören neben der Emscher selbst auf dem Stadtgebiet zusätzlich noch unter anderem der Holzbach, der Hüller Bach, der Katernberger Bach, der Lanferbach, der Leither Bach, der Resser Bach, der Schwarzbach, der Sellmannsbach und der Wattenscheider Bach. Für die Abwasserfreiheit wurde ein völlig neues unterirdisches Kanalsystem angelegt: 53 Kilometer lang, 758 Millionen Euro investierte die Emschergenossenschaft allein in den Kanalbau.
Zusätzlich zum Kanalsystem wurden auch Wasserläufe auf einer Länge von drei Kilometern umgestaltet. Dafür investierte die Emschergenossenschaft 42 Millionen Euro. Insgesamt - inklusive Pumpwerken und ähnlichem - flossen in Gelsenkirchen rund 878 Millionen Euro in die Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität durch den Emscher-Umbau.
Kein Abwasser seit 31. Dezember 2021
Pünktlich zum Jahresende erreichte die Emschergenossenschaft die Abwasserfreiheit in der gesamten Emscher. Zum ersten Mal seit rund 170 Jahren fließt dort kein Schmutzwasser mehr. Auch für die vielen Nebenläufe wurde das ambitionierte Ziel erreicht: Auch in ihnen fließt seit dem 31. Dezember 2021 kein Abwasser mehr. Über unterirdische Sammler wird die Schmutzfracht aus der Region nun direkt in den Abwasserkanal Emscher (AKE) eingeleitet.
Die Abwasserfreiheit ist ein wichtiger Schritt in Richtung ökologischer Umgestaltung. Nun kann die Emschergenossenschaft die sauberen Gewässer naturnah modellieren: Die Betonsohlschalen werden entfernt, die Böschungen flacher und vielseitiger gestaltet. Dort, wo der Platz es zulässt, erhalten die einst technisch begradigten Flüsse wieder einen kurvenreicheren Verlauf. Das Ziel ist die ökologische Verbesserung des Flusses und die damit einhergehende Neu- oder Wiederansiedlung von Tier- und Pflanzenarten in den kommenden Monaten und Jahren.
Dies eröffnet Chancen für neues blau-grünes Leben im Revier - für Natur und Menschen. Ein Blick in die Zukunft: Im Gewässer leben wieder Fische. Sport an der Emscher ist genauso wieder möglich wie das Erfahren der sauberen Gewässer auf den 130 Kilometer langen neuen Radwegen, die durch den Emscher-Umbau entstanden sind. An den Gewässern nach Lebewesen suchen? Das ermöglicht die Emschergenossenschaft künftig mit zahlreichen Mitmach-Projekten. Die Gewässerqualität hat die Emschergenossenschaft dabei immer im Blick: Die Abwasserreinigung wird nach wie vor eine der Kernaufgaben des Verbandes bleiben wie die Verbesserung der Wasserqualität durch die Reduzierung von Spurenstoffen (Medikamentenresten).
Kein Badegewässer
Ein Badegewässer wird die Emscher jedoch aufgrund ihrer besonderen Charakteristik wohl nie werden - weite Teile des stark eingedeichten Flusses bleiben auch künftig eingezäunt und dürfen nicht betreten werden.
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.
Autor:Stephanie Klinkenbuß aus Recklinghausen |
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