„Ein dicker Ömmel“

Wenn Klaus-Peter Wolf zu einem seiner Bücher greift, um daraus vor zu lesen, ist er ganz in seinem Metier. Pommesbuden-Stimme hin oder her, sein Publikum liebt es!Fotos: Gerd Kaemper
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  • Wenn Klaus-Peter Wolf zu einem seiner Bücher greift, um daraus vor zu lesen, ist er ganz in seinem Metier. Pommesbuden-Stimme hin oder her, sein Publikum liebt es!Fotos: Gerd Kaemper
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Nachdem der aus Gelsenkirchen stammende Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf den Saal des Bildungszentrums mit 120 Plätzen schon längst aus den Nähten platzen ließ, reichte nun auch das Kleine Haus des Musiktheaters mit seinen 320 Plätzen nicht aus. Seit September waren die Tickets für die Lesung des Ostfriesenkrimi-Autors vergriffen. Umso glücklicher waren all jene, die eine Karte ergattert hatten.

Heimspiel für den Ostfriesen-Krimi-Autor

Und so drängelten sich auch schon eine gute halbe Stunde vor Beginn der Lesung die Fans vor den Vorhängen zum Saal und ließen sich nicht einmal davon, dass Klaus-Peter Wolf und seine Gattin, die Liedermacherin und Autorin Bettina Göschl, bereits fleißig Bücher und CDs signierten, von ihren Plätzen direkt hinter dem Vorhang weglocken.

Das Ruhrgebiet wie es leibt und lebt

Wahre Worte eines Zuschauers und Fan bei der Lesung im MiR: „Ostfriesenwut war schon dicker als die anderen, aber Ostfriesentod ist ein dicker Ömmel.“
Bettina Göschl schwärmte: „Wir sind seit dem 16. Februar, also dem ersten Verkaufstag von Ostfriesentod auf Tour. Jetzt ist das Ruhrgebiet an der Reihe, denn es gehört jedes Jahr fest auf den Tourplan. Aber, dass das hier so einschlägt, damit hätten wir nicht gerechnet.“
Dabei lieben die beiden Künstler den direkten Kontakt zum Publikum, weil es ihnen auch beim Schreiben hilft, wenn sie wissen, was die Menschen mögen. Über Langeweile kann das Paar, das im letzten Jahr rund 200 Tage des Jahres unterwegs war, nicht klagen.
Denn neben dem Schreiben waren die beiden nun auch in die Filmaufnahmen des ZDFs involviert, das gerade an Originalschauplätzen in Ostfriesland den ersten Ostfriesenkrimi um Kommissarin Ann-Kathrin Klaasen abgedreht hat. Am 1. April um 20.15 Uhr ist „Ostfriesenkiller“ im ZDF zu sehen.
„Wir haben uns mit Christiane Paul, der Darstellerin der Ann-Kathrin, intensiv über die Figur unterhalten. Sie ist hoch engagiert für die Rolle im Einsatz und hatte viel Spaß an den Gesprächen, weil sie uns beide in Ann-Kathrin wieder erkannt hat“, freut sich Bettina Göschl.

Originalschauplätze - aber nicht das echte Haus am Diestelkamp

Auch wenn Klaus-Peter Wolf durchsetzte, dass wirklich alles vor Ort gedreht wurde, verwehrte das Künstlerpaar aber sein Haus als Drehort. Denn im Roman wohnt Ann-Kathrin Klaasen ja nur ein Stück weiter im Distelkamp und die Räumlichkeiten der Häuser gleichen sich wie ein Ei dem anderen, weil sich der Autor nicht in Verwechslungen verheddern wollte und einfach sein Haus als ihres beschreibt.
„Aber bei uns drehen lassen wollten wir nicht. Da hätten wir zu viel hin und her räumen müssen“, lacht Göschl. „Im Distelkamp wurde natürlich gedreht, aber eben nicht in unserem Haus.“
Bevor der Wiederholungstäter in Sachen Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste direkt nach Erscheinen das Wort ergreifen konnte, begrüßte Buchhändlerin Sabine Piechaczek die Anwesenden und dankte allen Mitstreitern des Abends für ihr Engagement, das die Lesung überhaupt erst möglich gemacht hat. „Im letzten Jahr hat Klaus-Peter Wolf genau hier an dieser Stelle verkündet: Drei Mal ist Ostfriesenrecht. Nun hat er es gleich ein viertes Mal in Folge geschafft, direkt von Null auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste durchzustarten. Und vielleicht schafft er es ja im Sommer gleich ein zweites Mal in einem Jahr, denn dann kommt, um die Wartezeit auf Ostfriesenfluch zu verkürzen, der Krimi ´Totenstille im Watt heraus`.“ Damit sorgte Piechaczek für Vorfreude.

"Ein mörderisch-schöner Abend"

Zur Begrüßung wünschte der Autor seinen Fans „einen mörderisch-schönen Abend“ und freute sich diebisch über den Erfolg des elften Ostfriesenkrimis. „Ich werde von Journalisten dieser Tage oft gefragt, ob es nicht ein enormer Druck ist, jedes Jahr einen Bestseller zu schreiben? Dann sage ich: Nö, ich bin einfach nur glücklich! Schließlich habe ich ja auch ganz andere Zeiten hinter mir. Da waren meine Verleger noch echte Verleger, denn kaum hatte ich ihnen mein Manuskript in die Hand gedrückt, war es schon verlegt, aber immer im Sinne von verschwunden.“
Er erinnerte sich auch noch an seine erste Lesung: „Das war in Leer und der Name war Programm. Zu "Ostfriesenkiller" waren gerade einmal sieben Leute gekommen und ich musste mit anhören, wie der Buchhändler, der die Lesung organisiert hatte, seine Schwiegermutter zwangsrekrutierte, sich ins Publikum zu setzen. Dabei sagte er: ´Ich habe auch nie Lust auf deine Feiern, dafür kannst du dich jetzt mal revanchieren!`“

Traumberuf Locations-Scout

Bei den Arbeiten zur Verfilmung des ersten Ostfriesenkrimis hat der Autor gleich einen neuen Traumberuf für sich entdeckt: Den Location-Scout. „Da lernste die Welt kennen, sage ich Ihnen. So waren wir auf der Suche nach einer passenden Tankstelle. Der Scout hatte eine entdeckt und wir sind im Auto des Produzenten da hin. Sie müssen sich vorstellen: Da steigen an der Tankstelle fünf Männer aus, gucken sich um, fotografieren, betreten den Kassenraum und fachsimpeln. Der Kameramann meckerte, weil die Fenster zu klein waren, das Schaufenster bot den gegenüber wohnenden Leuten zu viele Einblicke, so dass er ständig Schaulustige befürchtete und so fort“, erzählte Wolf. Was die fünf Herren nicht wussten: Es gab zuvor drei Einbrüche auf Tankstellen in Ostfriesland und der Tankwart dachte, die Typen wollten seine Tanke ausspionieren. Also rief er die Polizei und gab das Berliner Kennzeichen durch. Die Polizei ermittelte den Produktionsleiter als Besitzer und versuchte ihn in Berlin zu erreichen, was ja nicht möglich war. Also wurde das Auto zur Fahndung ausgeschrieben. Umso größer war die Überraschung bei den Beamten der Polizeiinspektion Norden, wo das Team einen Termin hatte, um sich über die Polizeiarbeit zu informieren, als der zur Fahndung ausgeschriebene Wagen plötzlich genau vor der Tür stand...

Göschl und Wolf nach guter alter Hitchcock-Manier

Im Film sind Bettina Göschl und Klaus-Peter Wolf sogar selbst zu sehen. „Das ist so ein Auftritt nach Vorbild von Alfred Hitchcock. Das Produktionsteam meinte, wenn die Zuschauer uns mal kurz sehen, dann wissen sie, dass wir mit dem Film einverstanden sind. Also stehen wir jetzt als Gaffer am Strand, sehen Ann-Kathrin und wir grüßen uns kurz“, schildert Wolf.
Seine Lesung begann der Autor, wie es sich gehört, direkt am Anfang des elften Ostfriesenkrimis und es gab gleich eine Leiche. Das Publikum hatte Spaß und auch wenn der eine oder andere das Buch natürlich schon verinnerlicht hatte, war es doch anders, es mit „Wolfs Pommesbuden-Stimme“ zu hören, wie ein Kritiker aus München bemängelte, dass der Autor seine Hörbücher selbst liest.
Seine Gattin Bettina Göschl präsentierte, begleitet von Bassist Gunnar Peschke, eine Reihe von Krimiliedern aus ihrem Album Ostfriesenblues, das sie mit ihrer Band "Komplizen" aufgenommen hat.

Ein neuer Ostfriesenkrimi aus Sicht des Serientäters

Vorfreude merkte man den Zuhörern an, die sich nicht nur auf „Totenstille im Watt“ freuen, das am 22. Juni erscheint, sondern auch über die Tatsache, dass Wolf und Göschl zusammen eine Kinderkrimi-Reihe schreiben.
„Bei den Nordsee-Detektiven müssen die Eltern auch keine Angst haben, dass am Ende eine Erzieherin zerstückelt im Sandkasten liegt. Dafür habe ich ja Bettina an meiner Seite, die meiner kriminellen Energie rechtzeitig Einhalt gebietet“, erzählt Klaus-Peter Wolf, der deutliche Worte fand, als er sagte: „Wenn unsere Kinder aufhören zu lesen, dann sind wir als Kulturnation verloren.“
Darum ist sein Anliegen, den Kindern ein ähnliches literarisches Sucht-Potential zu bieten wie den Erwachsenen. Apropos Sucht: „Totenstille im Watt“ spielt auch in Norddeich und Ann-Kathrin, Weller und Rupert kommen auch darin vor. Doch der Krimi wird aus Sicht des Serientäters Dr. Bernhard Sommerfeld, der als Hausarzt in dem beliebten Nordseebad tätig ist, erzählt. Und der Doc fragt sich beim Anblick von Ann-Kathrin in seinem Wartezimmer immer: Kommt sie mich jetzt holen oder ist sie krank?

Und im nächsten Jahr mordet der Killer in Gelsenkirchen...

Und das Beste zum Schluss verkündete Klaus-Peter Wolf, als er in Aussicht stellte: „Ich verrate schon jetzt, dass es Mitte 2018 einen weiteren Krimi rund um Dr. Bernhard Sommerfeld geben wird. Und dann wird der Doc nach Gelsenkirchen kommen, um hier zu morden. Seien Sie also auf der Hut!“ Sängerin, Liedermacherin und Kinderbuchautorin Bettina Göschl begleitet die Lesungen von Klaus-Peter Wolf mit ihren Krimi-Liedern, in denen auch Wolf mal durch den Kakao gezogen wird, wenn sie besingt, wie er gerade in seine Figur Ann-Kathrin vertieft ist und passenderweise mit den Hüften wackelnd durch Norden läuft. „Soll ich ihn erschießen oder erstechen? Ach was, ich nehme Rattengift.“
Klaus-Peter Wolf im Zug zu seiner Frau, die Debatte blieb nicht folgenlos...

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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