Die Ausstellung widmet sich einem einzigen Gemälde und seiner rekonstruierten Provenienz. Das Bild, heute im Besitz des Hildeners Michael Deprez, zeigt das Porträt eines Mannes in der Mode des 17. Jahrhunderts mit einem opulenten Mühlsteinkragen. Geerbt hat es Deprez von seiner Mutter. Es stammte ursprünglich von seiner Großtante Annegerd Riffel; sie war Schauspielerin und Synchronsprecherin im Berlin der 1930er- und 1940er-Jahre.
Riffel wiederum erhielt das Gemälde 1931 von der Tochter des preußischen Offiziers Henry von Burt in Berlin. Der mündlichen Überlieferung nach stammt das Gemälde aus dem Château Saint Cloud im Südwesten von Paris. Während des Deutsch-Französischen Krieges besetzten preußische und bayerische Truppen das Schloss am 19. September 1870. Durch französischen Artilleriebeschuss geriet das Schloss in Brand. Ein deutscher Offizier schnitt die Leinwand des Gemäldes aus dem Rahmen, rollte es ein und schenkte es Henry von Burt, so die Erzählung. Annegerd Riffel behielt das Bild ihr Leben lang. Laut mehrerer Expertisen soll es von dem flämischen Maler Anthonis Van Dyck gemalt worden sein und den Literaten Philip Rubens, Bruder des berühmten Malers Peter Paul Rubens zeigen, in dessen Werkstatt Van Dyck arbeitete. Während des Zweiten Weltkriegs lagerte Riffel es nach Gotha in Thüringen aus. Die Gutachten über das Bild und ein großer Teil ihrer Kunstsammlung wurden beim Großangriff auf Berlin am 23. November 1943 zerstört.
In Vorbereitung auf die Ausstellung wurde das Gemälde durch den Restaurator Volker Esser untersucht. Das Bild stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist nicht das einzige Porträt des abgebildeten, offenbar gut situierten Herren. So gibt es mindestens noch vier weitere Versionen des Bildmotivs. Eine davon befindet sich in der Gemäldesammlung Dresden, eine andere wurde 1980 im New Yorker Auktionshaus Sotheby‘s versteigert. Ein spätere Version stammt von Peter Felix von Sivers aus dem 19. Jahrhundert und ist in der Sammlung des estnischen Kunstmuseums in Tallin zu sehen. Ähnlichkeiten zu Philip Rubens gibt es, aber ist er es wirklich? Wer war der Porträtierte, der uns mit wachen Augen anschaut? Die Ausstellung zeichnet die Geschichte des Bildes nach und macht dabei Station bei einer bemerkenswerten Schauspielerin, für die das Bild eine kleine Kostbarkeit war.
Eröffnung:
7. Dezember 2023, 18:30 Uhr im Alten Ratssaal
Eintritt frei.
Der Zugang zur Städtischen Galerie ist barrierefrei.
Weitere Infos:
www.hilden.de/ausstellungen
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