Groß war er ja nicht, der Ötzi. Beginnende Glatze hatte er auch. Das allerdings ist nur zu sehen, wenn man ihm sein Hütchen abnimmt – was allerdings überhaupt nicht erwünscht ist. Schließlich steht die Berühmtheit aus Südtirol ab Freitag im Mittelpunkt einer Ausstellung im Stadtmuseum.
„Damit wird erstmals im Stadtmuseum eine steinzeitliche Ausstellung zu sehen sein“, freuen sich Museumsleiterin Petra Kamburg und Sebastian Hartmann (freier Museumsmitarbeiter).
Natürlich ist nicht der Original-Ötzi in Hattingen. Den hatte vor 20 Jahren ein Bergsteigerehepaar in den Ötztaler Alpen entdeckt. Seitdem wird die älteste vollständig erhaltene Mumie der Welt unter wissenschaftlichen Bedingungen in Bozen nicht nur aufbewahrt, sondern auch wissenschaftlich „ausgebeutet“ – im positiven Sinn. Seit dem Fund konnte die Wissenschaft aus dem Leben der Menschen um 3400 vor Christus, der Kupfersteinzeit des Spätneolithikums, viele neue Erkenntnisse gewinnen.
Auch wenn es nicht der echte Ötzi sein kann, kommt nach Hattingen dennoch eine echte Rarität. Es gibt nur zwei detailgetreue Nachbildungen nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen samt Kleidung, Ausrüstung und Waffen: Eine steht im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen und die andere ist für die Öffentlichkeit ab Samstag, 15. Januar, bis Sonntag, 13. März, im Stadtmuseum zu sehen.
Die Rekonstruktion ist eine Leihgabe des Neanderthal Museums in Mettmann und wurde von Spezialisten aus den USA, Frankreich und Deutschland hergestellt.
Die Ausstellung ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Es geht um die Bergung der Mumie, die Mumie selbst, ihre beschriebene Rekonstruktion, um Ötzis Waffen und ihre Herstellung, um verschiedene Felle, Feuerstein und Zunderholz. Und eine Wand beschäftigt sich mit eigens für die Ausstellung angefertigter Höhlenmalerei aus unterschiedlichen Epochen und Kontinenten. Angereichert ist die Ötzi-Ausstellung mit Fundstücken aus Hattingen und Sprockhövel aus dieser Zeit, die sonst in der Dauerausstellung zu sehen sind.
Vieles davon ist zum Anfassen, denn Archäologie soll buchstäblich „greifbar“ werden. In den Zusammenhang passen auch ein Höhlen-Puzzle und ein Baumstamm mit zwei Steinen zum Zerreiben von Weizen. „Das ist sehr anstrengend“, meint Sebastian Hartmann, „was auch an den Gelenken der damaligen Menschen zu erkennen ist. Es führt einem die Schwierigkeiten des Brotbackens vor Augen und wie einfach wir es heute haben.“
Für Kindergärten, Grundschulen und Klassen fünf bis sieben der weiterführende Schulen sowie ab Klasse acht bietet das Stadtmuseum begleitende Angebote zu Malerei, Jagd, Mode, Transport und zum Thema „Vom einfachen Fundstück zur Rekonstruktion“. Diese stoßen auf großes Interesse, so Petra Kamburg. Mittlerweile lägen bereits zehn Anmeldungen vor.
Das Stadtmuseum arbeitet bei der Ausstellung „Ötzi – der Mann aus dem Eis. Ein Leben in der Steinzeit“ erstmals zusammen mit dem Neanderthal Museum Mettmann und GEO und freut sich über die finanzielle Unterstützung der besonderen Ausstellung rund um den „Jahrhundertfund“ durch den Förderverein des Stadtmuseums, die Volksbank Sprockhövel eG und den Lions Club Hattingen.
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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