"Alles Kopfsache": Hüte von Marilyn bis Queen Elizabeth

9. Juli 2011
Gebläsehalle, 45525 Hattingen
Das sind die Macher der Ausstellung „Alles Kopfsache“ im Industriemuseum Henrichshütte: (v.l.) Museumspädagogin Anke Troschke, Projektleiterin Theresa Viehoff-Heithorn, Kurator Dr. Olaf Schmidt-Rutsch, Museumsleiter Robert Laube und Udo Schnieders, Marketingleiter der Sparkasse, die die Ausstellung finanziell unterstützt.  Foto: Römer
  • Das sind die Macher der Ausstellung „Alles Kopfsache“ im Industriemuseum Henrichshütte: (v.l.) Museumspädagogin Anke Troschke, Projektleiterin Theresa Viehoff-Heithorn, Kurator Dr. Olaf Schmidt-Rutsch, Museumsleiter Robert Laube und Udo Schnieders, Marketingleiter der Sparkasse, die die Ausstellung finanziell unterstützt. Foto: Römer
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Hüte. Hüte. Hüte. Wenn Sie irgendetwas zu Kopfbedeckungen aller Art wissen möchten, dann sind Sie goldrichtig bei der Ausstellung „Alles Kopfsache“, die ab heute in der Gebläsehalle des LWL-Industriemuseums Henrichshütte noch bis zum 30. Oktober zu sehen ist.

Gemeinsam mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und dem Stadtmuseum Hattingen zeigt das LWL-Industriemuseum, wie Hüte gemacht werden, wo Hüte gehandelt werden und warum sich Menschen Hüte auf den Kopf setzen. Oder Helme. Oder Tücher.
Vielleicht ist es besser, erst einmal zu erwähnen, was nicht zu sehen ist unter den rund 250 Exponaten auf 800 Quadratmetern. Eine Bärenfellmütze beispielsweise, wie sie die Wachen in London rund um die wichtigen königlichen Gebäude tragen. Nicht, dass Kurator Dr. Olaf Schmidt-Rutsch nicht versucht hätte, wenigstens eine für die Ausstellung zu bekommen. „Aber die werden innerhalb ihres Regiments sozusagen weitervererbt. Da hat man keine Chance als Ausstellungsmacher“, musste er seufzend einsehen.
Und dann ist da noch Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt. Der bekennende Kettenraucher – trotz seiner mittlerweile 92 Jahre! – ist ja auch wegen seiner „Prinz-Heinrich-Mütze“ bekannt, die er ab 1969 salonfähig machte. Auf die Bitte, doch eine für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen, antwortete der einst „Schmidt Schnauze“ Genannte gewohnt schroff: „Ich habe nur eine und die brauche ich selbst.“
Zum Glück sind da andere anders. Daher kann Museumsleiter Robert Laube mit Fug und Recht von „spektakulären Objekten in der Ausstellung“ sprechen, die man „nicht so ohne weiteres“ bekomme. Da habe die erfolgreiche „Helden“-Ausstellung entscheidende Türen geöffnet. Im Gegensatz zur gleichzeitig laufenden Hut-Ausstellung im Stadtmuseum, wo es um Geschichten von Hattingern und ihren Kopfbedeckungen gehe und um Hut-Mode im Wandel der Zeit, stelle das Industriemuseum Fragen und biete Antworten.
Insgesamt sind es 13 Stationen, durch die Projektleiterin Theresa Viehoff-Heithorn bei einem ersten Rundgang führt. Hier bietet buchstäblich jede Vitrine Spannendes und bei keiner fehlt ein Bezug zu berühmten oder zumindest bekannten Persönlichkeiten.
Nach einem Einstieg in die Ausstellung durch die Jakobiner-Mütze aus der Französischen Revolution und einem riesigen Gartenzwerg mit gleicher Kopfbedeckung machen Jopi Heesters, Dagobert Duck und Marlene Dietrich nach „Kopftuch – Mehr als ein Stück Stoff“ (anderswo alltäglich auch von Männern getragen!) den Auftakt in der Abteilung „Zylinder“. Als weitere Themenstationen folgen Politik und Militär, auch Ritual, Theater und Sport.
Plötzlich liegt dort ein roter Teppich. Hier werden gezeigt eine Narrenkappe von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (Mützen-Aufschrift: „D’r Kanzler kütt!“), ein mit Schweißspuren versehener Hut von Jan Delay, einer von Roger Cicero, ein selbstverständlich ebenfalls Original-Hut vom verstorbenen Künstler Joseph Beuys, der Hut, den Marlene Dietrich im Film „Der blaue Engel“ trägt, Lockenwickler (!) von Marilyn Monroe (angeblich noch mit echten Haaren darin, die aber wahrscheinlich nur mit einer Lupe zu sehen sind), weitere Hüte von Inge Meysel und Konrad Adenauer, eine Pickelhaube von Kaiser Wilhelm I., der Dreispitz, den Napoleon in der Verbannung auf St. Helena auf dem Kopf hatte, der legendäre Goldhelm von Trabrennfahrer Heinz Wewering, der Eishockey-Helm von Erich Kühnhackl, der von Radrennfahrer Jan Ullrich, die Siegerschleife vom „Wunderpferd“ Halla und selbstverständlich der Helm ihres Reiters Hans-Günter Winkler.
Als ob diese kostbaren Originale nicht allein schon einen Besuch wert wären, gibt es noch weitere von Billy Mo („Tirolerhut“), Else Kling aus der Lindenstraße, der ihres Regisseurs Hans W. Geißendörfer und auch der Stetson, den J.R. Ewing in der Kult-Serie „Dallas“ auf dem Kopf trug, und der Tropenhelm von Albert Schweitzer.
Apropos Helme: Dass Betriebsrat Ernst Schäfer auf „seiner“ Hütte einen trug, ist irgendwie logisch. Aber wussten Sie, dass Queen Elizabeth II. während ihres Besuchs bei Thyssen in Duisburg ebenfalls einen verpasst bekam – natürlich in Gold? Er ist genauso zu bestaunen wie der Helm von Erich Honecker und der aus Naturfaser jener chinesischen Arbeiter, die einst die Hochöfen auf der Henrichshütte demontierten.
Wenn der Besucher dieser empfehlenswerten Ausstellung auch noch im Bessemer-Stahlwerk vor Augen geführt bekommen hat, wie Hüte aus Stroh, Haaren und/oder Wolle entstehen, dann kann er sich mit seiner gesamten Familie auf viel Beiprogramm zur Ausstellung „Alles Kopfsache“ freuen. Hierfür zeichnet in erster Linie Museumspäda­gogin Anke Troschke verantwortlich. Der STADTSPIEGEL wird rechtzeitig auf die spannendsten Aktionen verweisen.
Zu guter Letzt wird allen Besuchern ein Spruch mit auf den Weg gegeben, den jede(r) beherzigen sollte: „Niemand wird besser durch einen Hut. Es kommt auf einen selbst an!“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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