1968 in Westfalen: Akteure, Formen und Nachwirkungen einer Protestbewegung

Prof. Dr. Thomas Großbölting.

Haltern. Was tat sich „1968“ in Westfalen? Demonstrationen auf dem Prinzipalmarkt in Münster, Teach-Ins in den frisch gegründeten Universitäten von Bielefeld und Bochum, besetzte Häuser, Frauenzentren und -buchhandlungen, Landkommunen – der Fantasie der jungen Menschen und der neuen Bewegungen waren auch in der Provinz kaum Grenzen gesetzt. Um dieses spannende Thema dreht sich ein Vortrag (mit Diskussion) von Prof. Dr. Thomas Großbölting am Dienstag, 13. November 2018, 19 Uhr in der Stadtbücherei Haltern (Eintritt 5 Euro).

Die Bildungspolitik und die innere Verfassung der Bundesrepublik gehörten nicht nur in der Uni und im Klassenzimmer, sondern auch auf dem Bauernhof und in den Fabriken zu den diskutierten Themen. Rock- und Popmusik, Jeans und lange Haare, eine neue Lockerheit zwischen den Generationen und im Umgang mit Autoritäten – vor allem die Veränderungen der Alltagskultur sind bis heute präsent. „1968 hat die Gesellschaft, Politik und Kultur in der Region Westfalen verändert – und das intensiver und tiefgreifender als andere Zeitabschnitte“, betont Prof. Dr. Thomas Großbölting, Autor des Bandes und Historiker an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Kaum eine Jahreszahl in der Geschichte der Bundesrepublik ist mit einer solchen Bedeutung aufgeladen wie 1968. Die Ereignisse stehen nicht nur für eine politische Bewegung, für die der Widerstand gegen den Vietnamkrieg (1955-1975) nur eines von vielen Protestmotiven war. Das Ende der 1960er-Jahre steht auch für einen Aufbruch in Alltagskultur und Lebensstil. „Der Abstand zwischen den Generationen verringerte sich. Dem Klischee nach wurde die Jugend lauter, die Haare länger und die Röcke kürzer“, beschreibt Großbölting die Entwicklungen.  In Westfalen machten zahlreiche kleine Konflikte die Bedeutung von 1968 aus. Es gab keinen westfälischen Rudi Dutschke und keine RAF-Terroristen wie Andreas Baader oder Gudrun Ensslin. Aber Aktionen wie die Proteste gegen die Notstandsgesetze im Mai 1968 in Bochum oder der Sturm von Studierenden auf das Fürstenberghaus der Universität Münster im Juni 1969 entfalteten ihre Wirkung in der Region „Auch wenn es in Westfalen – wie in vielen anderen Teilen der Bundesrepublik – nie zu einer radikalen Protestbewegung kam, bewirkten die unterschiedlichen Einzelgruppen und -aktivitäten einen anhaltenden Wandel“, so Thomas Großbölting. Der Zugewinn an Demokratiefähigkeit und Liberalität, das ökologische Bewusstsein, die Gleichstellung von Mann und Frau, die sexuelle Befreiung und eine grundsätzliche Friedensorientierung seien als Leitwerte und Praktiken noch heute spürbar. 
Veranstalter: Stadtbücherei Haltern am See und Freunde der Stadtbücherei Haltern am See e.V.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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