Kanzelrede zur Kulturhauptstadt

6. November 2011
Salvatorkirche, 47051 Duisburg

"Ein Jahr danach. Was hat die Kulturhauptstadt gebracht?" ist die Kanzelrede in der Salvatorkirche überschrieben. Dr. Alfred Wendel, Intendant der Duisburger Philharmoniker, hält sie am 6. November 2011. Die Veranstaltung ist gut besucht. Es kommen viele Gesichter, die man sonst in dem evangelischen Gotteshaus in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus nicht sieht.

"Der Blickwechsel der Kulturhauptstadt hat sich gelohnt. Er hat viele Leute angelockt," berichtet Harald Bewersdorff bei der Begrüßung. "Sie hat den Reichtum der Region gezeigt und die Besucher staunen lassen. Die Duisburger Philharmonie arbeitet mit Kreativität und Kraft. Das Ergebnis sind prämierte Aufnahmen. Dies verdanken wir Wendel. Er hat viele Besucher und interessierte Hörer in sein Haus geführt."

"Im Rückblick hat die Kulturhauptstadt auf verschiedenen Ebenen viel gebracht," betont Wendel. "In den 52 Ruhrgebietsstädten kamen 2010 10,5 Millionen Besucher zu 5.500 Veranstaltungen. 1.200 ehrenamtliche Helfer kamen zum Einsatz - sie alle haben gebrannt für die gute Sache. Die Kulturhauptstadt hat viel für die Region und für die Akteure gebracht. Von der kreativen Sache ist viel geblieben. Die Netzwerke werden gepflegt. Auch wenn die Kapazitäten der Kulturinstitute beschränkt sind und der Alltag wieder eingekehrt ist - es ist zu hoffen, daß die positiven Eindrücke bei den Besuchern haften geblieben sind.

Die Kulturhauptstadt lenkte die überregionale Aufmerksamkeit auf die Region. Das Ruhrgebiet kam ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Die Besucher merkten: Das Ruhrgebiet ist grün. Es gibt keine rauchenden Schlote mehr, sondern Kathedralen der Industriekultur. Die Menschen sahen, daß die alten Klischees nicht mehr stimmen. Sie bekamen ein neues Bild vermittelt.

Die Kulturhauptstadt konnte immerhin ein Ziel erreichen: Es gab nachhaltige Effekte beim Tourismus. Es kamen Besucher, die ohne die Kulturhauptstadt nicht den Weg zu uns gefunden hätten. Auch die Selbstwahrnehmung hat sich verändert. Die Menschen entdeckten ihre eigenen Schätze."

In seinem weiteren Vortrag weist Wendel auf die gesellschaftliche und individuelle Bedeutung von Kultur hin. Gleichzeitig schwingt hier auch der Appell an die örtliche Duisburger Lokalpolitik mit, die vorhandenen Strukturn - trotz aller Finanzprobleme - zu erhalten.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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