Blumengießen und kein Ende

31. Mai 2012
Düsseldorf, Düsseldorf

Geht es Ihnen manchmal auch so?
Meine Mutter hat immer gesagt: Der Vorgarten ist die Visitenkarte des Hauses, und da ich ein ordentlicher Mensch bin - und eine gute Visitenkarte abgeben möchte -, möchte ich im Vorgarten immer alles schön bunt und blühend haben, aber an die Arbeit mit dem täglichen Gießen denkt niemand und schon gar nicht an die ständigen Unterbrechungen, die vorbeikommende Menschen mit mir vornehmen.
Egal, ob ich früh morgens oder am späten Nachmittag im Vorgarten bin, es kommt immer jemand, der mich vom arbeiten abhält; aber ich gebe zu, manchmal habe ich es ja ganz gerne.

Ich habe letzten Samstag unseren Vorgarten neu bepflanzt, das Frühjahr ist jetzt rum und die Stiefmütterchen und Hornveilchen müssen raus und die Sommerblumen gehören ab sofort dahin.
Vorher noch von den Pfingstrosen das abgeblüte abschneiden, damit nicht zu viele Blütenblätter auf dem Boden rumliegen, die man sehr schwer einsammeln kann (ich habe dabei immer Fingernägel wie Grabschüppen); das restliche Tulpen- und Narzissengrün ist jetzt auch genug abgetrocknet und muss weg.

Joa, jetzt kann's losgehen.
Auweia, da hinten kommt Frau..., die geht zum Markt und wie ich sie kenne, hat sie mit Sicherheit viel Zeit für ein kleines Pläuschchen - aber ich nicht.
Also schnell die Töpfe überall da hinstellen, wo sie eingepflanzt werden sollen und los geht's mit einpflanzen.

Ich wundere mich, daß ich schon 5 Geranien gepflanzt habe, bevor Frau.... ungefähr in meiner Höhe ist. Sie ruft schon von weitem: Na, haben se nix anderes zu tun, bei dem Wetter setzt mer sich doch op et Rad oder macht et sich im Jarten jemütllich.
Nee, hab ich jesacht, heut' müssen die Blumen in de Erd, dä Sommer is da !

Nach 5 Minuten geht sie weiter, der Markt schließt um 12 Uhr.
Sie hat wohl gemerkt, dass ich lieber pflanzen wollte und nicht so richtig auf ihr Gequatsche eingegangen bin. War ich jetzt unhöflich?

Also weiter Blumen einpflanzen, die nächste Ecke ist dran.
In dem Moment klingelt jemand mit dem Fahrrad und steigt ab. Ein älterer Herr macht wohl eine Sightseeing-Radtour durch's Dorf und möchte mal eine Pause
machen.
Er quatscht mich an und wir palavern über Gott und die Welt und wer wen kennt und wer auch einen schönen Vorgarten hat und wo wieder ein neues Haus gebaut wird (wo die Leut' nur all das Geld her haben? Klar, Zinsen sind im Moment billig und da wäre man doch blöd, wenn man nicht bauen würde) usw....

Gott sei Dank, nach zwanzig Minuten fährt er weiter und ich hoffe inständig, dass ich mit meiner Gärtnerei auch weiterkomme.
Denkste, die Nachbarin geht jetzt mit ihrem Dackel Gassi und schon bleibt sie bei mir stehen und erzählt mir von ihren Problemchen. Ich bin höflich, höre zu und unterbreche sie nicht (das fällt mir schwer), sie muss ihren Frust auch mal loswerden, sonst ist ja keiner da - außer dem Hund.

Nach einer Weile macht der Hund Zicken und will weiter, gut so.

Und jetzt ist aber Schluss, ich gucke ab sofort demonstrativ nicht mehr hoch und drehe mich auch nicht mehr um, da kann kommen, wer will.

I c h w i l l e n d l i c h f e r t i g w e r d e n!!!

Ganze zwei Stunden habe ich in unserem kleinen Vorgarten verbracht, die Blumen mit Unterbrechungen in die Erde gepflanzt, anschließend noch alles bewässert und als ich da so mit dem Schlauch stehe, habe ich mir überlegt:
n ä c h s t e s Mal stelle ich ein kleines Tischchen in die Einfahrt, zwei Stühle dabei, koch 'ne Kanne Kaffee und stelle noch ein paar Tassen dazu.

Dann kann ich die eigentlich angenehmen Unterbrechungen auch im sitzen abhalten und hätte auch noch 'ne Tasse Kaffee anzubieten oder sonstige Getränke parat.
Dann macht die Gartenarbeit doch noch mehr Spaß und wäre in Nullkommanix erledigt, meinen Sie nicht auch?

Autor:

Gisela Kelka aus Düsseldorf

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