Carmen: Eine Oper in edlem Gewand
Den internationalen Erfolg seiner erstmals im Jahr 1875 aufgeführten Oper Carmen durfte Georges Bizet nicht mehr mit erleben: Wenige Monate nach der Uraufführung verstarb er im Alter von nur 36 Jahren. Seine Oper, vom Publikum zunächst ablehnend aufgenommen, gehört auch heute noch zu den meistaufgeführten Werken des Opernrepertoires.
Im Aalto-Theater ging Carmen nun als erste Premiere der neuen Spielzeit über die Bühne. Der Klassiker wurde von der niederländischen Regisseurin Lotte de Beer inszeniert, die sich bereits vor drei Jahren dem Essener Publikum mit Dvoráks Rusalka empfohlen hatte. Als beste Newcomerin wurde sie 2015 mit dem International Opera Award ausgezeichnet.
Drei Stunden dauert die Vorstellung der Opéra comique in vier Akten in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Doch Langeweile kommt nie auf, denn Lotte de Beer ist es gelungen, die Handlung mit spannenden Elementen zu unterstützen: So werden Teile der Geschichte von zwei Kinderstimmen in französischer Sprache erzählt. Sehr charmant.
Auch sonst sind der Chor, der Extrachor, der Kinderchor und die Statisterie des Aalto-Theaters gefordert und auf der Bühne stark präsent. Besonders der Kinderchor liefert hervorragende Auftritte ab, ebenso die beiden Kinder-Darsteller.
In den Hauptrollen können Bettina Ranch (Carmen) und Luc Robert (Don José) überzeugen. Bettina Ranch ist seit zwei Jahren Ensemblemitglied am Aalto-Theater und debütiert als Carmen. Der kanadische Tenor Luc Robert wurde bereits an verschiedenen internationalen Häusern als Don José gefeiert.
Auch 150 Jahre später noch aktuell
Als Micaëla wirken alternierend Aalto-Preisträgerin Jessica Muirhead und Tamara Banješevic, seit dieser Spielzeit neues Mitglied im Ensemble, mit. Die Partie des Escamillo singen die Aalto-Baritone Nikoloz Lagvilava und Almas Svilpa.
Im Gegensatz zu der einen oder anderen Carmen-Inszenierung kommt die Essener Aufführung ganz ohne spektakuläre Bühnen-Aufbauten, wie zum Beispiel bei den Bregenzer Festspielen, aus. Was aber keinesfalls negativ ins Gewicht fällt.
Denn: Hochwertig und edel wirkt die durchdachte Gestaltung, für die das Team Clement & Sanôu verantwortlich zeichnet. Dadurch können das Geschehen auf der Bühne sowie der Gesang und die Musik wirken, gekonnt unterstrichen durch ungewöhnliche Kostüme, die die Thematik der verschiedenen Geschlechter, des Stierkampfes und der Facetten von Carmen vielschichtig aufgreifen.
Die Handlung, die auch fast 150 Jahre nach der Entstehung der Oper noch höchst aktuell ist: Carmen ist die freie, unabhängige und begehrte Frau, die unbeirrt von der Gesellschaft ihren ganz eigenen Weg verfolgt. Der Sergeant Don José verliebt sich in sie, gibt für sie sein bürgerliches Leben auf und wird schließlich zum Gesetzlosen. Als seine Besitzansprüche an sie zu groß werden, verlässt sie ihn für den Stierkämpfer Escamillo. Don José ersticht sie.
Großen Applaus ernteten bei der Essener Inszenierung auch die Essener Philharmoniker unter der musikalischen Leitung von Sébastien Rouland, der als Spezialist für das französische Repertoire gilt.
Zugegeben: Allein die französische Sprache machen eine Oper zu einem hörenswerten Genuss. Doch in der Essener Carmen-Inszenierung stimmt einfach alles und garantiert einen angenehmen Opern-Abend.
Infos:
Weitere Vorstellungen: 1., 14., 24. November; 16., 19., 28. Dezember; 18. Januar; 16. Februar; 17. März.
Die nächste Premiere: 8. Dezember, Der Freischütz von Carl Maria von Weber
Karten: 0201 81 22-200
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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