BUND-Kreisgruppe schreitet mit einem Modellprojekt auf dem Terrassenfriedhof zur Tat
„Mehr Leben auf dem Friedhof“
„Der Bagger ist schon da!“, ruft Axel Marx seinen Mitstreitern der AG Artenschutz zu. Mit Schubkarren und Schaufeln bewaffnet legt die kleine Truppe damit los, Sand auf die zuvor abgetragenen Rasenflächen zu schaufeln, natürlich Corona-konform mit Masken, ausreichend Abstand und festen Zweierteams.
Kein alltägliches Bild auf dem Terrassenfriedhof in Schönebeck. Die Aktiven setzen sich im noch kalten Aprilwetter schweißtreibend für die Artenvielfalt von Pflanzen und Insekten ein. Auf mehreren Versuchsfeldern sollen Blühwiesen entstehen. Dazu wird Saatgut in verschiedene Teilflächen gebracht, das als regional passend zertifiziert ist. „Natürlich haben wir vorher die gesamte Fläche auf bestehende Pflanzen kartiert“, erläutert Sabine Hurck, die Pflanzenkundige in der Runde. "Während sich auf der benachbarten Fläche bei extensiver Pflege kräuterreiche Rasenbereiche mit Schafgarbe und Spitzwegerich entwickelt haben, ist unsere 'Versuchsfläche' insgesamt artenarm. Wenige Gräserarten dominieren, und manche Bereiche weisen stellenweise deutliche Verbrachungsanzeichen auf, weil sie nicht regelmäßig gemäht wurden bzw. das Schnittgut nicht beseitigt wurde. Typische Wiesenkräuter wie Scharfer Hahnenfuß und Wiesen-Labkraut gibt es hier nur vereinzelt.
Artenreichtum
Das muss mehr werden, auch ohne neue Einsaat, nur durch die passende Pflege. Aber die meisten typischen Wiesenblumen wie Margeriten oder Wiesen-Flockenblumen werden auch bei bester Pflege nicht von selbst auftauchen. Wir säen sie hier wieder aus und verschaffen ihnen durch verschiedene Bodenvorbereitungen bessere Startbedingungen.“
Zielrichtung
„In der Diskussion sind dann noch weitere Strukturen, um möglichst viele kleinräumige Lebensräume zu schaffen“, ergänzt Martin Kaiser und zeigt die Zielrichtung des Projekts auf: „Die Ergebnisse dokumentieren wir, um mit Grün und Gruga als Friedhofsverwaltung weiter im Gespräch zu bleiben. Wir wollen nämlich nicht nur bei der Versuchsfläche bleiben, sondern freie Friedhofsflächen ökologisch aufwerten, indem wir die vielen Kurzrasenflächen zu bunten und lebendigen Wiesen entwickeln.“
Grün und Gruga hat in ersten Gesprächen ein offenes Ohr gehabt und stellt die nicht mehr benötigte Fläche auf dem Terrassenfriedhof zur Verfügung. Ob es dann in der Diskussion um die Pflege solcher Flächen auch eine zumindest kostenneutrale Lösung für alle Essener Friedhöfe geben wird, bleibt abzuwarten. „Wir pflegen unsere Wiese jedenfalls mit der Sense“, sagt Ralf Benner. „Diese alte Kulturtechnik ist nämlich wieder im Kommen. Insektenfreundlicher und leiser kann man‘s gar nicht machen“.
Wildwiesen-Projekte
Im Mini-Bagger sitzt derweil Alfred Dübbert, der das Ganze als Beiratsmitglied in der Unteren Naturschutzbehörde initiiert hat. Die Stadt hat bereits auf seine Initiative hin mit einem eigenen Wildwiesen-Projekt auf dem Hellwegfriedhof begonnen. Heute sagt der gelernte Gartenbaumeister den Gruppenmitgliedern, was im Einzelnen zu tun ist. Schilder vorbereiten zum Beispiel, damit die Friedhofsbesuchenden wissen, warum es hier blühtechnisch in Zukunft etwas wilder und lebendiger zugeht. Wer sich in der AG engagieren will, meldet sich bei Anna Heinrichs unter arten-schutz@bund-essen.de.
Autor:Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck |
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