Alle Spenden für die Katz‘? Tiertafel an der Wellinghofer Straße aufgegeben

Es war ein Schock für die Kunden der Dortmunder Ausgabestelle der Tiertafel, als sie am 20. Mai an der Wellinghofer Straße 203 vor verschlossenen Türen standen. Sie hatten gehofft, hier einen verlässlichen Partner gefunden zu haben. Ein Trugschluss mit sehr bitterem Nachgeschmack, wie sich mehr und mehr zeigt.

Unter den Betroffenen ist auch Antje P. (Name der Redaktion bekannt). Sie kümmert sich um zwei chronisch kranke Katzen, die neben Spezialfutter auch eine regelmäßige tierärztliche Betreuung benötigen. „Als ich letztes Jahr im Sommer von der Tiertafel hörte, dachte ich noch, was für eine gute Idee“, erinnert sich die Katzenbesitzerin. Doch schon die Kontaktaufnahme in der Ausgabestelle an der Wellinghofer Straße sorgte bei ihr für ein ungutes Gefühl. „Ich wurde richtiggehend ausgefragt und man erteilte mir noch gute Ratschläge zum Beispiel mit dem Hinweis, dass es weitaus günstigeres Futter gäbe, “ ärgert sich Antje P. noch heute.

Doch man versprach, Paten zu suchen, die sich in Zukunft an den Futter- und Tierarztkosten beteiligen sollten. Es dauerte schließlich noch zwei Monate, bis das Patengesuch endlich auf der Homepage der Dortmunder Ausgabestelle und auf der Homepage der Hauptseite der Tiertafel Deutschland e.V erschien. „Und hätte ich nicht ständig hintergefragt, wäre vielleicht immer noch nichts passiert“, mutmaßt die Tiertafel-Kundin.

„Das Patengesuch wurde zunächst auf der Dortmunder Homepage unter Notfälle ohne Kennziffer für meine Katzen veröffentlich. So konnten doch keine zweckgebundenen Spenden für meine Katzen eingehen und an mich weitergegeben werden.“, so Antje P.. Nur eine von vielen Unregelmäßigkeiten, die dafür sorgten, dass ihr Bauchgefühl immer unguter wurde.

So wurden die Laufzettel, auf denen die Übernahme für Tierarztkosten festgehalten wurden, nur unzulänglich ausgefüllt. Die Tierarztrechnungen kamen an ihrem Bestimmungsort nie an bzw. wurden mehrfach verschickt. Die offenen Rechnungen wurden nur zögerlich bezahlt. Immerhin: es wurde gezahlt. „Aber wieder nicht ohne, dass ich ständig hinterhertelefoniert hätte“, vermerkt P.

Keine Spenden - oder doch Spenden?

Dabei waren bis Januar keinerlei Spenden eingegangen, so sagte man ihr. Eher zufällig erfuhr die Katzenbesitzerin schließlich, dass wohl doch Spendengelder für ihre Katzen eingegangen seien, die Spender allerdings könne man ihr nicht nennen.

Ende März öffnete die Dortmunder Tiertafel dann zum letzten Mal - es wurde Futter für die kommenden zwei Monate ausgegeben, denn am 20. Mai sollte die Tiertafel dann wieder öffnen.

„Was kaum jemand mitbekommen hatte: Das Leitungsteam hatte zu diesem Zeitpunkt schon die Dortmunder Tiertafel verlassen“, weiß Antje P..
Und auch deutschlandweit machte ein Facebook-Eintrag auf dem Tiertafel Deutschland-Profil vom 22. März auf die prekäre Situation aufmerksam: „Ich werde als 1. Vorstand bei der nächsten MV nicht mehr zu Wahl stehen. Darauf hin haben wir beschlossen dass sich jede Ausgabestelle die es möchte sich selbständig machen kann“, so heißt es. Unterschrieben ist der Beitrag von Claudia Hollm, der damaligen 1. Vorsitzenden.

Diese Claudia Hollm wiederum legte ihr Amt wohl nicht ganz freiwillig nieder: „Notwendig wurde dieser Schritt, da der Vorstand nicht mehr satzungsgemäß besetzt ist und mehrere Strafanzeigen gegen die 1. Vorsitzende Claudia Hollm bei der Staatsanwaltschaft Potsdam vorliegen.“, so heißt es auf der Homepage von Diana Bartel, die mit ihrer PR-Agentur Öffentlichkeitsarbeit für die Tiertafel betreibt. Die Homepage der Tiertafel Deutschland e.V. ist inzwischen nicht mehr aufrufbar. Und auch auf der Homepage von Diana Bartel ist der Hinweis inzwischen seit Anfang Juli nicht mehr auffindbar.

Strafanzeigen gegen die 1. Vorsitzende

Acht Tiertafeln machten sich selbständig, in Dortmund rückte am 21. Mai, also ein Tag nach dem angekündigten und nicht eingehalten Öffnungstag, ein Lieferwagen an, der das Futterlager leerräumte. „Wo sind die Futterspenden geblieben? , fragt sich nicht nur Antje P.. Fast 2.000 zahlende Mitglieder hat der Verein in Deutschland und da stellt sich die Frage, ob hier noch weiter Mitgliedsbeiträge eingezogen werden.

Interessant ist auch die Frage nach den Paten. Denn für Antje P.‘s Katzen wurde zum Beispiel auch in der in Deutschland und der Schweiz erscheinenden Zeitschrift „Winner‘s Club Sudoko“ nach Paten gesucht - und nach Angabe der Tiertafel Dortmund auch gefunden. „Komisch aber, dass auf der Homepage der Tiertafel Deutschland wiederum nichts von Paten für meine Katzen stand“, wundert sich Antje P.. Wenn Paten für Antje P.‘s Katzen vorhanden sind - wo sind dann die Spendengelder und wo sind die Paten?

Leidtragende sind die Tiere

Letzendlich betont Antje P. aber: „Ich bin kein Opfer.“ Schließlich wurden die Tierarztrechnungen übernommen, ohne dass sie irgendwelche Beiträge oder ähnliches leisten musste. Leidtragende sind leztendlich diejenigen, die von der Tiertafel Hilfe für ihre Tiere erhofft haben - und bitter enttäuscht wurden.

Aufruf:

Welche Erfahrungen haben Sie, liebe Leser, mit der Ausgabestelle Dortmund gemacht?
Außerdem werden dringend zuverlässige Paten für die Katzen von Antje P. gesucht.

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