Erinnerungen werden eingemacht - Jung und Alt im Gespräch
30 Bewohner des Hermann-Keiner-Hauses trafen Schüler der Rudolf-Steiner-Schule mit dem Ziel, aus biografischer Sicht voneinander zu lernen.
Das Projekt „Erinnerungen einmachen“ fand bereits 2011 erfolgreich und unter großer Beteiligung in der Pauluskirche statt – mit dem bedeutenden Unterschied, dass sich in den Einmachgläsern die Erinnerungen an bereits verstorbene Menschen befanden.
Nun wollen die Kulturpädagoginnen Manuela Wenz und Birgit Mattern in der Entwicklung von Erinnerungskultur einen Schritt weiter in die Gegenwart gehen, indem sie den Austausch mit Menschen vor ihrem Tod und jungen Schülern, die am Anfang ihres Lebens stehen, aufgreifen.
Im idealen Fall können die Lebensgeschichten der älteren Menschen für die Entwicklung von Zukunftsbildern und Zukunfts-Gestaltungen der Jüngeren eine Rolle spielen.
Die Schüler der Rudolf-Steiner-Schule beschäftigen sich im Rahmen ihres Unterrichts in der 11. Klasse mit Biografien älterer Menschen. So war ein Treffen zwischen Alt und Jung nicht nur thematisch im wahrsten Sinne des Wortes „nahe liegend“. Die Schule und das Hermann-Keiner-Haus liegen nämlich nur ca. 100 m Luftlinie voneinander entfernt.
Es fanden sich Ende Oktober 2012 „Tandems“, also Paare, die sich über ihre Lebenswege austauschten. Um das Erfahrene zu konservieren, haben die meist 16-Jährigen - nach einer praktischen Einführung in die Objektkunst - Einmachgläser gefüllt, die Anfang März 2013 in einer Skulptur von Jürgen Mans ausgestellt werden. Präsentiert wird die Installation aus Holz und Licht im Hermann-Keiner-Haus. Ebenfalls Teil dieser Skulptur werden Bilder sein, die die Fotografin Frauke Schumann im Laufe der Begegnung aufgenommen hat.
Das Behältnis für die Erinnerungen ist ein 1-Liter-Einmachglas mit rotem Einmachring und Metallverschluss. Der Inhalt besteht aus dem Foto des alten Menschen, einem Gegenstand, der für eine bestimmte Erinnerung steht und einem interessant anzufassenden (Natur-)material. Außerdem werden die jungen Fragenden einen kurzen literarischen Text über die möglichst konkrete Erinnerung schreiben.
Das Zusammenspiel dieser Gegenstände mit dem Text entfaltet eine eigentümliche Wirkung und die Zusammenfassung der Gläser in einem Kunstwerk schafft Aufmerksamkeit für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in ihrer gegenseitigen Bedingtheit.
Das betreuende Personal des Wohnheims und die Angehörigen haben ebenso die Möglichkeit an dem Projekt teilzunehmen und darüber die Bewohner bzw. die Verwandten neu und jenseits vom Alltag kennen zu lernen. Hierfür werden noch leere Einmachgläser benötigt.
Über Spenden würden sich die Beteiligten freuen. Die Friedhofsgärtner Dortmund nehmen Spendenangebote entgegen: Tel. 56 22 930.
Autor:Uwe Petzold aus Dortmund-Süd |
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