Die Zoo-Tierärztin
Dr. Christine Osmann hat wohl einen der schönsten Arbeitsplätze in Dortmund - und einen ganz seltenen dazu. Nur rund hundert Zoo-Tierärzte gibt es in ganz Deutschland.
Seit 2009 arbeitet die Tierärztin nun in einer neu gebauten Veterinärstation auf dem Gelände des Zoos. Ein kleines Holzhaus beherbergt eine Aufzuchtstation, einen kleinen OP-Saal, ein Labor und Untersuchungsräume sowie eine kleine Krankenstation.
Von ihrem Büro aus hat Christine Osmann einen seltenen Ausblick auf das Känguru-Gehege, von dem sich allerdings am Nachmittag keines blicken lässt. Vor einígen Jahren wurde sich auch als Hauptfigur in einer Fernsehserie bekannt: Als Doc für alle Felle. 2001 und 2002 wurden insgesamt 12 Folgen der WDR-Serie im Dortmunder Zoo abgedreht.
Veterinärstation im Zoo
Bis zum Bau der Veterinärstation wurden die Zootiere bei Bedarf im Verwaltungsgebäude des Zoos behandelt, was nicht immer optimal war: "Die Tiere mussten drei Treppen hoch getragen werden. Ein Kamelbaby da rauf zu tragen war schon Schwerstarbeit." Auch in hygienischer Hinsicht entsprach die Situation nicht mehr den Anforderungen.
Um so zufriedener ist die Veterinärin nun mit ihrer Tierstation. Seit 27 Jahren arbeitet Christine Osmann beim Dortmunder Zoo, dass sie Tierärztin werden wollte, wusste sie schon mit zwölf Jahren gang genau. Nach ihrem Studium in Hannover absolvierte sie ein Praktikum am dortigen Zoo. Sie war die erste festangestellte Tierärztin im Dortmunder Zoo, davor wurden die Tiere dort vertragsärztlich von einer Dortmunder Tierarztpraxis versorgt.
Die tägliche Arbeit
Neben der alltäglichen Arbeit ist für die Tierärztin der Austausch mit nationalen und internationalen Kollegen sowie die Forschung und Ausbildung wichtig: "Fast durchgehend sind hier Studenten und Doktoranden zu Gast."
Sie greifen beispielsweise auf die Erfahrungen des Zoos bei der Zucht der Riesenameisenbären zurück. Mehrere Doktorarbeiten hat Christine Osmann so schon betreut. Bei meinem Besuch ist gerade kein Tier in der Krankenstation, hier werden ohnehin nur die kleineren Tiere behandelt. Alles andere findet direkt in den Tiergehegen statt.
Derzeit ist ein 21 Jahre alte Schabrackentapirweibchen Dauerpatienten, die Goliathreiher haben Fußprobleme und bei einer männlichen Pferdeantilope lässt sich einfach keine klare Diagnose stellen: "Das Tier hat allgemein abgebaut. Zunächst melden die Pfleger, wenn ein Tier Krankheitsanzeichen zeigt. Dann muss man abwägen, wie man diagnostisch vorgeht, denn vieles ist mit einer Narkose verbunden."
Vorher wird abgeprüft: Kann man Krankheiten und Infektionen ausschließen, gibt es Mangeerscheinungen, wie ist die Ernährungslage? Neben einer großen Portion von Büroarbeit ist die Vorsorge vor Krankheiten und die richtige Ernährung der Tiere ein großer Bestandteil von Christine Osmanns Arbeit.
Vorbereitungen für Transfers
"Die Tiertransfers haben zugenommen, Tiere werden nach ganz Europa und auch in die USA gebracht. Das gibt es jede Menge Papierkram und Voruntersuchungen." Ein geplanter Transport von Menschenaffen in die USA brauct zum Beispiel eine Vorlauf von rund zwei Jahren.
Einiges kann Christine Osmann im hauseigenen Labor machen, das sich nur wenig von dem einer humanmedizinischen Praxis unterscheidet. Viele Proben werden auch eingeschickt. Daneben ist die Tierärztin für die Hausapotheke des Zoos verantwortlich. Hier muss ständig überprüft und Medikamente und anderes vorrätig gehalten werden.
Hilfe von Humanmedizinern
"Als Zoo-Tierarzt ist man ein Allrounder, man muss flexibel sein, und gut mit anderen zusammen arbeiten können." Auch die Zusammenarbeit mit Humanmedizinern ist gar nicht so selten. Schlagzeilen machte vor einigen Jahren der Fall der Seelöwin Nixe.
Sie wurde mit Vedacht auf eine Darmkolik von einem gemischten Team von Humanmedizinern des Dortmunder Klinikums und von Veterinären operiert. "Bei solchen größeren Operationen, die wir nun auch in unserer Station machen können, stelle ich mir dann ein spezielles Team aus Tierpflegern, Kollegen aus anderen Zoos und Humanmedizinern zusammen." Speziell wenn bei den Wildtieren Zähne behandelt werden müssen, kommen auch Zahnärzte zum Einsatz.
Handaufzucht ist selten
Die Aufzuchtabteilung der Veterinärstation wurde so eingerichtet, dass Zoobesucher durch eine Glasscheibe Einblick bekommen. Die letzte Handaufzucht liegt allerdings schon etwas zurück. 2014 wurde hier ein Ameisenbär-Junges aufgezogen. Allerdings werden dort auch kleine Kängurus und Kleintiere aufgepäppelt und notfallmäßig versorgt.
Zum täglichen Brot der Zoo-Tierärztin gehören Geburtshilfe, zum Beispiel bei den Ameisenbären. Da konnte sich die Tierärztin gut einarbeiten und ihre Erfahrungen im Austausch an andere Kollegen weitergeben. Auch Kastrationen werden häufig gemacht. In Zusammenarbeit mit den Biologen im Zoo werden beispielsweise seuchenhygienische Untersuchungen gemacht.
Aufgabenfeld Bestandsmanagement
In Abstimmung mit der Ethikkommission des Zoos wird entschieden, ob Tiere im Zoo getötet werden, wenn sie nicht an andere Zoos abgegeben werden können. Einen Fall wie in Dänemark, wo eine junge Giraffe getötet und in einer öffentlichen Sektion an die Raubtiere des Zoos verfüttert wurde, wird es in Dortmund aber nicht geben: "Wir haben in Deutschland ganz andere Tierschutzgesetze als in Dänemark oder der Schweiz. Diese Fälle kommen bei uns sehr selten vor, wir versuchen, das zu vermeiden."
Dennoch werden auch im Dortmunder Zoo manchmal Hirsche, Antilopen oder Tiere aus dem Streichelzoo geschlachtet. Sie werden dann an die Raubtiere im Zoo verfüttert.
Privat setzt Christine Osmann, die ihr bisheriges berufliches Leben im Zoo verbracht hat, nicht auf Exoten, wohl aber auf Haustiere: Sie hält Hunde und Islandpferde.
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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