Detlef Münch und die Hoffnung auf den Platz im Öko-Himmel
Nein, das wäre nichts für ihn: Tausende Kilometer mit dem Flugzeug zurücklegen, dabei Tonnen von schädlichen Abgasen produzieren - nur um dann irgendwo faul in der Sonne herumzuliegen. Nein, Detlef Münch schwingt sich lieber auf sein Fahrrad, genießt unberührte Natur. Und hofft dadurch auf einen Platz im Öko-Himmel - wie er selber sagt.
Detlef Münch, seines Zeichens engagierter Lokalpolitiker mit dem Hang zum Anecken, liebt im Urlaub eher die stillen Seiten des Lebens. Und nirgendwo findet er diese Seiten leichter, als wenn er sich auf sein Fahrrad schwingt, um - mal wieder - zum Nordkap zu fahren. Oder nach Gibraltar. Oder zur Donau Richtung Schwarzes Meer. Immer mit dabei seine Kamera, mit der er Fotografien macht, die so nur wenigen gelingen.
Da ziehen Elche seelenruhig über die Straße, eine Gottesanbeterin streckt ihre Fänge der Linse entgegen, dazu die Mitternachtssonne am Nordkap oder unberührte Donau-Ufer. All diese Fotos, geschossen während der letzten zwölf Jahre, hat Detlef Münch jetzt in einem großen Bildband zusammengefasst. Sie zeigen nicht nur, dass es tatsächlich noch unberührte Natur mitten in Europa gibt, sondern auch, wie zerbrechlich diese Natur ist.
Dabei sieht sich der geborene Schürener nicht unbedingt als Weltverbesserer, nur weil er per Rad Urlaub macht. Spricht man mit ihm über seine Reisen, spürt man, wie sehr ihn diese Art zu Reisen begeistert. „Die Freiheit, die ich auf dem Rad erlebe, ist der Anreiz für mich, immer wieder auf Tour zu gehen“, erzählt der Radbegeisterte, „ich fahre wann ich will und ich fahre wohin ich will!“
Kein Führerschein
Und dabei kamen in den vergangenen Jahren über 200.000 Kilometer zusammen, inklusive der Kilometer, die er täglich abfährt. Immerhin besitzt der Dortmunder keinen Führerschein, und so kommen allein durch „Alltagsfahrten“ wie zur Arbeit oder zum Einkauf 20 bis 320 Kilometer täglich zusammen.
Das was so manchen vom Radfahren abhält, nämlich die Furcht, nass zu werden oder zu frieren, hat Detlef Münch längst hinter sich gelassen. „Nur bei skandinavischem Dauerregen kann man schon mal verzweifeln“, schmunzelt der Lokalpolitiker.
Aber Dank moderner und schnelltrocknender Funktionsbekleidung und dem festen Glauben, „dass die Sonne auch mal wieder scheint“, hat Münch ganz Europa durchquert. Wobei Skandinavien sein erklärtes Lieblingsziel ist. „Diese Weite, diese Stille - einfach toll, und die Menschen sind dort so nett, das kann man sich hier gar nicht vorstellen“, erzählt Münch. Und so verdankt er auch eine seiner schönsten Begegnungen einem hilfsbereiten Norweger. „Ich war noch spät im Jahr in Norwegen unterwegs und es war saukalt. Und da traf ich diesen norwegigschen Camper, der mich einfach so auf einen Kaffee einlud. Das war in dem Moment genau das, was ich brauchte.“ Etwas unheimlich dagegen die Beinahe-Begegnung mit zwei zwielichtigen Typen, die ihn in Rumänien zum Halten bringen wollten. „Das war schon gruselig“, erinnert sich Münch. Doch tatsächlich passiert ist ihm noch nie etwas.
Verrückt?
Und das obwohl Münch immer im Freien übernachtet. „Das ist zugegebenermaßen ein wenig verrückter Radfahrerstolz , aber wenn ich schon allein mit dem Rad unterwegs bin, dann will ich es auch komplett ohne fremde Hilfe schaffen“, so Münch.
Seine Routen plant Münch so, dass er immer Wasser in der Nähe hat, entweder einen großen Fluss oder aber Küste. „Wasser zum Waschen ist ein ganz wichtiges Thema auf solchen Reisen“, weiß Münch. Und den Unterschied zwischen einem eisigkalten norwegischen See und dem sommerwarmen Mittelmeer kennt er nun auch ganz genau: „Bei dem einen geht man zum Spaß baden, bei dem anderen nur gezwungenermaßen“, lacht Münch.
Infos:
Der 52 farbige Fotoseiten umfassende A 4- Hardcover-Bildband mit der ISBN 978-3-935634-97-7 kann im Buchhandel oder bei Detlef Münch unter Tel. 0174-5826529 oder www.detlefmuench.de bestellt werden
Autor:Elke Böinghoff aus Unna |
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