Rolf Schürmanns Fleißarbeit
Dortmunds Box-Vorkriegsgeschichte
Die Boxgeschichte Dortmunds beinhaltet über 800 Seiten Text, unterstützt durch Fotos, Zeichnungen , Porträts sowie alten und neuen Karikaturen zum Thema Faustkampf.
Umfangreich ist auch die Wiedergabe der Boxabende in der Westfalenhalle, die nach ihrer Eröffnung schnell als neue Veranstaltungshochburg in Deutschland von sich reden machte.
In der zweiten Hälfte der 20er Jahre gab sich die Profielite hier quasi die Türklinke in die Hand; vornehmlich die damals legendären Schwergewichtler, deren Namen jeder Junge
In Deutschland kannte, lieferten sich viele unvergessene Ringschlachten.
Andre Picard, der in der Szene über erstklassige Verbindungen zu den Faustkämpfern aller
Gewichtsklassen, zu Trainern und Managern, zur Boxbehörde in Berlin und zu den Mitveranstaltern verfügte, verlagerte mehr und mehr, zumindest für einige Jahre, das boxsportliche Geschehen nach Dortmund.
Hier wurde mit Max Schmeling 1927 zum ersten Mal ein deutscher Fighter Europameister!
Picard hatte schon in Berlin, als sportlicher Leiter des Sportpalastes, große Boxabende veranstaltet. Sein Wort hatte in der Szene Gewicht.
Nach Meinungsverschiedenheiten über den weiteren Weg der Berliner Halle quittierte er damals seinen Vertrag in Berlin und folgte dem Ruf Dortmunds, das gerade zu dieser Zeit kompetentes Fachpersonal für die neue Westfalenhalle suchte und den Berliner
als Sportdirektor verpflichtete. So kam Picard zusammen mit Ferry Orthmann, der 1. Direktor der Dortmunder Halle wurde, in die Westfalenmetropole – ein Deal, der sich für alle Beteiligten auszahlen sollte.
Die Blütezeit der Dortmunder Amateure fiel in die 20er und 30er Jahre, als Kämpfer wie Trippe, Schmedes, Berger, Schwager und später Rudi Pepper zu Spitzenkönnern reiften, die in Deutschland einen exzellenten Ruf genossen.
Die Geschichte dieser Sportbewegung ist von 1920 an bis zum Kriegsende nachgezeichnet
worden, wodurch es überhaupt erstmals möglich wurde, alle Vereine zu erfassen, die bis 1945 in Dortmund existiert hatten. Viele dieser alten Klubs sind heute vollkommen unbekannt, ebenso, ihre Verbindungen in späteren Jahren zu anderen Vereinen, wenn es etwa zu Fusionen kam.
Im Zuge der Recherchen konnten auch etliche Fehler korrigiert werden, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte in Programmheften, aber auch in Buchveröffentlichungen eingeschlichen hatten. Leider sind sie bis heute nicht richtig gestellt worden! So gibt es nach wie vor noch Deutsche Meister, die nie für einen Dortmunder Verein geboxt haben, während Faustkämpfer, die hier beheimatet waren, nie erwähnt wurden – und damit das Schicksal vieler Akteure teilen, die durch ihre Vereine Mitglieder des Deutschen Athletik-Verbandes von 1891 gewesen sind. Wer kennt heute noch Namen wie Wilke, Markert, Balzer oder Kohlberg? Sie alle wurden im Laufe ihrer sportlichen Karriere Deutsche Boxmeister, ohne das heute noch irgendjemand über sie spricht. Sie existieren einfach nicht, haben scheinbar noch nie existiert!
Es gäbe noch etliches aus den „Goldenen Jahrzehnten“ zu erzählen, aber der verfügbare Rahmen lässt nur eine knappe Bestandsaufnahme zu. Vielleicht gibt es ja in Zukunft einmal die Möglichkeit, mehr aus den früheren Glanzzeiten unserer Boxer wieder einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Text übernommen von Rolf Schürmann (Vorstandsmitglied des DBS 20/50)
e-mail : rosch.schuermann@web.de
PS.: Anmerkung des „Fachschaftsvorsitzenden Boxen Dortmund“ Dieter Schumann.
Rolf Schürmann hat 12 Jahre fast täglich recherchiert und die Fakten zusammengetragen.
Er hat dabei persönlich viel Geld investiert und seine Nachforschungen mit Leidenschaft betrieben.
Die Dortmunder Boxsportfreunde haben demnächst ein optimales Nachschlagewerk.
Dafür gebührt Rolf Schürmann ein besonderer Dank.
„Ring frei“
Dieter Schumann
Autor:Dieter Schumann aus Dortmund-Süd |
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