AOK NORDWEST veröffentlicht repräsentative forsa-Umfrage
Mehrheit bewertet Gesundheitsversorgung während der ersten Corona-Hochphase positiv - Digitale Lösungen müssen dringend her

Foto: AOK/hfr.
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Die Mehrheit der Bevölkerung in Westfalen-Lippe bewertet die Gesundheitsversorgung während der ersten Hochphase der Corona-Pandemie positiv. Das zeigt eine von der AOK NORDWEST heute in Dortmund veröffentlichte repräsentative forsa-Umfrage.

Danach gaben 75 Prozent der Befragten an, dass die wohnortnahe medizinische und pflegerische Versorgung auch in Pandemiezeiten gut funktioniert habe. Und 80 Prozent bestätigten diesen Eindruck auch für die Notfallversorgung. „Das zeigt, dass die Menschen in diesen schwierigen Zeiten dem Gesundheitswesen vertrauen und sich auf Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten und Krankenhäuser verlassen können“, sagt AOK-Vorstandsvorsitzender Tom Ackermann.

Wert des Gesundheitswesens

Das Thema Gesundheit nimmt nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert in der Bevölkerung in Westfalen-Lippe ein. Bei der Frage, um welche Themen sich die Bundesregierung am meisten kümmern sollte, steht die Investition in Schule, Bildung und Kinderbetreuung mit 84 Prozent auf dem ersten Platz. Dahinter rangiert die Forderung nach Klimaschutz und nachhaltigem Umbau der Wirtschaft (76 Prozent) und  gleich danach die Stärkung des Gesundheitssystems, der Gesundheitsberufe und -forschung (75 Prozent). „Das Corona-Virus hat unsere Gesellschaft aufgerüttelt und den Wert unseres Gesundheitswesens wieder in den Fokus gerückt. Die Menschen reagieren viel sensibler auf Themen der Gesundheitspolitik und Gesundheitsversorgung“, so Ackermann.

Pflege in der Pandemie

Und die Befragten haben deutliche Präferenzen, welche Bereiche und Maßnahmen ganz oben auf die Agenda gehören: 99 Prozent der Befragten ist es sehr wichtig, dass die Versorgungsangebote für Pflegebedürftige unter Pandemiebedingungen aufrechterhalten werden. Der flächendeckende Ausbau guter Gesundheitsversorgung vor allem in ländlichen Regionen muss nach Meinung von 98 Prozent der Befragten zukünftig mehr Gewicht bekommen. Eine gesteigerte Wertschätzung und mehr Anerkennung für Medizin- und Pflegepersonal erwarten 96 Prozent.

Die forsa-Befragung bringt aber auch Kritikpunkte an den Tag: So sehen es 60 Prozent der Befragten mit Sorge, dass Krankenhäuser nicht zwingend notwendige Operationen in der ersten Hochphase der Pandemie verschieben mussten. Die Mehrfachbelastung für pflegende Angehörige empfand 41 Prozent der Befragten während desersten und zu Beginn des zweiten Lockdowns als problematisch.

Gesundheit wichtiger als Einkauf

Darüber hinaus machen die Umfrage-Ergebnisse deutlich, dass die Gesundheitsversorgung für die Menschen in Westfalen-Lippe unter allen Infrastruktureinrichtungen  nach wir vor am wichtigsten ist. Danach liegt die Verfügbarkeit von Hausärzten in der Bedeutung mit 94 Prozent ganz vorn, deutlich noch vor Schulen und anderen Bildungseinrichtungen (87 Prozent), dem Internet (86 Prozent), Krankenhäuser (85 Prozent) oder Einkaufmöglichkeiten vor Ort (84 Prozent). Dies gilt sowohl für Städter als auch für die Landbevölkerung. Dabei ist der Bevölkerung bei der Arzt- oder Krankenhauswahl eine gute Behandlungsqualität allerdings deutlich wichtiger als eine schnelle Erreichbarkeit.

Digitale Lösungen

AOK-Chef Ackermann kündigte an, sich weiterhin für innovative Versorgungsformen einzusetzen. Ein gutes Beispiel sieht Ackermann vor allem in Videosprechstunden als Alternative zum Praxisbesuch. Etwa zwei Drittel der Menschen in Westfalen-Lippe können sich inzwischen vorstellen, sich mit Fragen zu ihrer Gesundheit per Videosprechstunde an einen Arzt zu wenden. Die Werte aus der letzten Befragung in 2019 lagen noch deutlich darunter. Während im ersten Quartal 2020 in Westfalen-Lippe zur 3.098 AOK-Versicherte eine Videosprechstunde nutzten, waren es im zweiten Quartal bereits 17.039.

Gesundheit vernetzt denken

Nach Worten des AOK-Chefs habe die Corona-Pandemie gezeigt, wie dringend digitale Lösungen im Gesundheitswesen benötigt werden. „An allen Ecken und Enden offenbart sich, was digitale Vernetzung und intersektorale Plattformen leisten können. Gerade die telemedizinischen Services wie die digitale Fernuntersuchung, -diagnose und -überwachung zeigen, wie gefragt und unverzichtbar sie sind. Aber auch unabhängig von der derzeitigen Pandemie können sie mit dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum sicherzustellen. So stehen zum Beispiel einer sinkenden Anzahl verfügbarer Pflegefachkräfte steigende Bedarfe unserer älter werdenden Gesellschaft gegenüber. Vernetzung, Telemedizin und sektorübergreifende Versorgung tragen dazu bei, dieser Herausforderung zu begegnen“, so Ackermann.

Flexible medizinische Versorgung 

Der AOK-Chef kündigte an, neue Wege in der medizinischen Versorgung der Menschen in Westfalen-Lippe zu gehen. „Deshalb verstärken wir unser Engagement als größte gesetzliche Krankenkasse in Westfalen-Lippe und beteiligen uns an der bundesweiten AOK-Initiative "Stadt.Land.Gesund". „Dabei wollen wir eine intelligente und qualitativ hochwertige telemedizinische Struktur im Land mit aufbauen, künstliche Intelligenz noch stärker nutzen und mit innovativen auch digitalen Projekten Versorgung aktiv mitgestalten“, so Ackermann. 

Die derzeitige Ausnahmesituation mache deutlich, dass die medizinische Versorgung bislang zwar gut funktioniert habe, sie künftig aber noch viel stärker sektorübergreifend organisiert und flexibel koordiniert werden müsse. „Ohne entsprechende Reformen ist davon auszugehen, dass wir auch nach der Pandemie zum alten Auslastungsrad mit unnötigen Doppel- und Mehrfachuntersuchungen, unwirtschaftlichen Strukturen und Defizite in der Notdienst- und Notfallversorgung zurückkehren werden. Denn die Corona-Ereignisse haben weder die Verhältnisse noch das Verhalten von Patienten nachhaltig verändert.“

Kehrtwende in NRW-Krankenhausplanung

Im Krankenhausbereich in NRW braucht es nach Meinung von Ackermann eine bedarfsgerechte Planung, bei der die Versorgungsqualität der Kliniken für eine gute Patientenversorgung im Vordergrund steht. Dazu gehören, dass sich Krankenhäuser zu größeren Einheiten zusammenschließen und sich fachlich spezialisieren. Dies müsse mit Qualitätsindikatoren wie etwa Mindestfallzahlen für komplexe Eingriffe einhergehen. Die Konzentration von Krankenhausstandorten ermöglicht einen zielgerichteten ärztlichen und pflegerischen Personaleinsatz, höhere Investitionsmittel pro Krankenhausstandort. „Dafür hat das Land mit der geplanten Änderung des Krankenhausgestaltungsgesetzes (KHGG NRW) jetzt die Weichen für mehr Qualität in der NRW-Krankenhausversorgung gestellt und die dringend erforderliche Kehrtwende bei der Klinikplanung eingeleitet“, so Ackermann.

Mehr Ratgeberbeiträge auch auf unserer Themenseite: Gesundheit in Dortmund

Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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