Bergschäden: A45 Do-Süd auf "Schweizer Käse" gebaut. Bisher 40 weitere Hohlräume verfüllt. Autobahn bis Mittwoch gesperrt - oder länger

Mit einem Loch fing's an. Bis Freitagabend, 20. Januar, wurden 40 weitere entdeckt. Bis zu 250 Probebohrungen (73 davon bis jetzt) sind geplant. | Foto: wei
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  • Mit einem Loch fing's an. Bis Freitagabend, 20. Januar, wurden 40 weitere entdeckt. Bis zu 250 Probebohrungen (73 davon bis jetzt) sind geplant.
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Nichts geht mehr: Seit Dienstagnachmittag ist die A45 zwischen dem Kreuz Dortmund-Süd und Witten wegen eines Tagesbruchs komplett gesperrt. Auf einer täglichen Routinefahrt hat Straßen.NRW im Mittelstreifen ein fünf Meter langes, zwei Meter breites und ca. drei Meter tiefes Loch entdeckt. Ein alter Kohlestollen unter der Fahrbahn ist zusammengestürzt. Und weil‘s unter der Autobahn löchrig wie bei einem Schweizer Käse ist, wird jetzt nach weiteren Gefahrenstellen gesucht. Der Bergbau im Pott lässt grüßen.

Riesiges, klaffendes Loch

Und plötzlich bebte die Erde. Ein riesiges, klaffendes Loch mitten auf der Autobahn. Das hat selbst Thomas Oehler (53), Chef der Autobahnniederlassung Hamm, in seiner Berufslaufbahn noch nicht erlebt. „Da war Gefahr im Verzug.“

Um eine Katastrophe zu verhindern, wurde aus Sicherheitsgründen die A45 zwischen dem Kreuz Dortmund-Süd und Witten komplett in beide Fahrtrichtungen gesperrt.

Fluch der Zeche "Gottessegen"

Es ist der Fluch der ehemaligen Zeche „Gottessegen“, der zu dem Krater führte. Ein alter Stollen, in Nähe der Hagener Straße, die die A45 nur 100 Meter weiter entfernt unterquert, ist zusammengestürzt.

Eine erste Verfüllung schlug fehl, immer wieder rutschte der Schotter nach. Um herauszufinden, wo sich der Stollen genau befindet und um weitere Gefahren auszuschließen, gingen sofort Experten ans Werk. Ein Fall für Ingenieur Frank Jurga, Spezialist für Bergschäden bei der Firma DMT in Essen. Vom Landesbergamt in Dortmund besorgte er sich Pläne und Grubenbilder von dem Areal, auf denen genau steht, wo einst, vor 150 Jahren, hier das letzte Mal nach dem schwarzen Gold gebuddelt wurde.

Löchrig wie ein Schweizer Käse

Problem an dieser Stelle: Die Kohle wurde wie überall im Dortmunder Süden oberflächennah abgebaut. Hier in 40 Meter Tiefe. Heißt: Der Unterbau der Autobahn ist an dieser Stelle löchrig wie ein Schweizer Käse. Aber: „Wir wissen ziemlich genau, wo die Löcher sind“, sagt Jurga, der in seiner Baubude rund 30 Karten vor sich liegen hat. Per Probebohrung wird geguckt, wo‘s gefährlich löchrig ist. Täglich, rund um die Uhr, rattern die Maschinen - im Drei-Schichten-Betrieb.

40 weitere Hohlräume verfüllt

Bis Freitagabend, 20. Januar, wurden 40 weitere Hohlräume entdeckt. 300 Tonnen Füllmaterial wurden in die unterirdischen Löcher gepumpt - eine Mischung aus Zement, Kalksteinmehl und Steinkohleasche.

Rund 250 Probebohrungen werden bis Mitte nächster Woche gemacht (73 bisher, Stand Freitagabend). „Wir wollen jedes Risiko ausschließen“, sagt Regierungsbaudirektor Thomas Oehler.

Vor 50 Jahren nicht genau erkannt

Zwar habe man damals, beim Bau der A45 vor rund 50 Jahren wie beim Autobahnbau im gesamten Ruhrgebiet, den Untergrund auf Hohlräume untersucht. „Das allerdings nach dem damaligen Stand der Technik“, sagt Oehler. Heute kommen Kameras, Lasergeräte und satellitengestützte Messsysteme zum Einsatz - und bringen die Wahrheit ans Licht. Tagesbrüche seien im Ruhrgebiet ohnehin ein Dauerthema. An der A45 sei es jetzt zum akuten Problem geworden.

Sperrung eventuell länger als bis Mittwoch

Wie lange die Autofahrer noch Umleitungen fahren müssen, ist noch nicht abzusehen. „Mindestens bis Mitte nächster Woche“, schätzt Oehler. „Oder auch länger.“

Autor:

Peter J. Weigel aus Dortmund-Süd

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