E 10-Benzin –Aussaat des Hungers
Die Hungerbilder aus Ostafrika berühren und wecken unser Mitleid. Hilfe ist dringend notwendig. Viele Menschen sind bereit, großzügige Hilfe zu spenden.
Fast unbeachtet und unmerklich bedroht der Hunger Millionen von Menschen, weil statt auf ihren Teller die angebauten Agrarprodukte in unseren Tank wandern.
Weltweit wächst der Energiehunger nach nachwachsender Energie. Aus Zuckerrohr wird Ethanol gewonnen, Palmöl, Jatropha, Mais aber auch Weizen, Roggen und Zuckerrüben werden als nachwachsende Energielieferanten verwendet.
Als Rohstoff für die Bioethanolproduktion (für E10) werden bei uns zu 2/3 Weizen und Roggen und zu 1/3 Zuckerrüben eingesetzt.
Das ist allerdings erst der Anfang eines Booms. Befeuert wird er unter anderem durch den EU-Beschluss, dass Agrotreibstoffe eine wichtige Säule ihrer Klimapolitik sein sollen. Ihre Richtlinie verlangt, dass bis 2020 insgesamt zehn Prozent des Gesamtenergieverbrauchs im Verkehrssektor aus erneuerbaren Quellen zu decken..
Was die Gewinnung von Agrotreibstoffen für die Armen in den Entwicklungsländern bedeutet, spielt in der politischen Diskussion kaum eine Rolle.
Dabei ist heute schon in vielen Ländern des Südens Landvertreibung, Ausbeutung der Arbeitskraft auf den entstehenden Monokulturen, höhere Nahrungsmittelpreise und ständig geringer werdende fruchtbare Flächen für den Anbau von Grundnahrungsmitteln für die einheimische Bevölkerung.
„Land grabbing“ – Landnahme durch Investoren aus den Industrienationen bedroht viele Länder Afrikas und Asiens. Greenpeace hat 2010 errechnet, dass zur Umsetzung der EU-Pläne für Agarsprit 69.000 qkm Wälder, Grünfläche und Torfflächen in Anbauflächen umgewandelt werden müssten. Das ist zweimal die Fläche Belgien. Die Weltbank hat festgestellt, dass 2008 schon auf einer Fläche von 36 Millionen Hektar Energiepflanzen angebaut wurden. Da die europäischen Landwirtschaftsflächen begrenzt sind, wächst der Druck auf die armen Länder, ihre Flächen zu verpachten oder zu verkaufen. Die Zeche bezahlen die Armen. Kleinbauern werden von ihrem Land vertrieben. Wenn sie Glück haben können sie in den Monokulturen der Großinvestoren zu Hungerlöhnen als Tagelöhner schuften.
Schon heute sterben 30.000 Kinder täglich an Hunger und seiner Folgen. Im Jahr 2000 haben die Vertreter die Staaten beschlossen bis zum Jahr 2015 die Anzahl der Hungernden zu halbieren. Dieses Ziel rückt in weite Ferne und für Millionen rückt der Hunger ohne Dürrekatastrophe immer näher.
E 10-Benzin ist keine Lösung für eine nachhaltige Energieversorgung im Verkehr. Gesetzlich vorgeschriebener geringere Spritverbrauch bei Autos, weniger Individualverkehr jedes einzelnen Bürgers und ein Ausbau eines effektiven Öffentlichen Nahverkehrs würden eine sinnvolle Klimapolitik ergeben.
Autor:Roswitha Göbel-Wiemers aus Dortmund-Süd |
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