Nachhaltigkeit
Blaues Wunder am Hochofen

So soll der Komplex rund um den Hochofen einmal aussehen. | Foto: World of Walas
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Wer kauft eigentlich einen stillgelegten Hochofen? Und was macht er damit? Gerben van Straaten mit dem Unternehmen World of Walas hat es getan.

Kürzlich wurde der Kaufvertrag für den Hochofen und die dazugehörige Schalthalle unterzeichnet, im nächsten Jahr sollen die Bauarbeiten an der Schalthalle beginnen, aber für was genau? Auf den Visialisierungen der Architekten sieht man zunächst mal Blau, viel Blau. "The Fourth Wave", die vierte Welle, heißt das Gebäude. Die Welle soll nicht nur den Hochofen umspülen, sie soll ihn durchdringen. Die Außenhaut besteht aus blauen Solarpanelen.

Gerben van Straaten ist der Geschäftsführer der niederländisch-kanandischen Firma World of Walas. Sie hat sich einer besonderen Nachhaltigkeit verpflichtet, will alte Gebäude erhalten und wiederbeleben, so auch den Hochofen. Eine neue, lebendige Community soll hier entstehen, ein aufregender Mix aus lokalen Unternehmen, Geschäften, Cafés und Restaurants. Innovative Gründerideen aus den Bereichen Technologie, Service, Wissen und Ökonomie sollen eine wichtige Rolle spielen.

Der Ansatz von World of Walas wird auf der firmeneigenen Webseite folgendermaßen beschrieben: "Wir beginnen mit kreativen Konzepten, die dazu führen, dass Menschen in unseren Gemeinschaften leben und arbeiten, während die Gemeinschaft um sie herum wächst. Durch unsere Verpflichtung First In und Last Out zu sein, sind wir in der Lage, die Entwicklung und Finanzierung graduell einzubringen und auch Anbieter von neuen Lösungsansätzen zu sein, die eine traditionelle Entwicklung nicht leisten kann. Wir bieten mit unseren Partnern, Beratung, Forschung, Design, Prozessmanagement sowie Gemeinschaftsentwicklung und sind einzigartig bei der Programmierung, Umsetzung und dem Branding von Tätigkeiten und Konzepten.“

Das Unternehmen verfolgt bei der Stadtentwicklung einen grundsätzlich andere als die herkömmlichen Ideen: „World of Walas glaubt daran, dass Städte mit Menschen beginnen. Mit neuen Ideen für alte Gebäude in Verbindung mit verantwortungsbewusster Unternehmenspraxis, erschaffen wir Orte, an denen Menschen leben, arbeiten, erzeugen und teilhaben können. Einen Ausgleich zu finden zwischen ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit ist dabei jedes Mal eine besondere Herausforderung.“

Und weiter: „Nach über 25-jähriger Zusammenarbeit mit Städten, Universitäten, Regierungen, großen Unternehmen und der Auseinandersetzung mit komplexen Entwicklungsprozessen, gründete Gerben van Straaten 2010 World of Walas. Inspiriert von der Earth Charter und den Arbeiten des Ökonomen Jan Pen, sowie der Urbanistin Jane Jacobs, konnte Walas mit seinen Projekten nachweisen, dass das Ziel der Bewahrung und Entwicklung einer städtischen Gemeinschaft auch mit deutlich geringeren Investitionskosten möglich ist und dabei der finanzielle Ertrag vergleichbar oder sogar besser sein kann.“

"Für Walas ist die städtebauliche Entwicklung mehr als das Design von Gebäuden", sagt van Straaten. "Urbane Entwicklung bringt die Interessen, Aktivitäten und Wünsche von Unternehmern, Künstlern, Kunsthandwerkern, Wissenschaftlern UND der Stadt zusammen in eine Stadtentwicklung, die lebendig und lebenswert ist, ökonomisch, sozial, nachhaltig, ökologisch und finanziell abgesichert."

Auf dem Gelände, auf dem 1853 der erste Hochofen gebaut wurde, sollen sich in Zukunft Menschen erholen können, sie sollen dort arbeiten und leben. "Wir wollen die DNA und die Geschichte des Ortes bewahren und respektieren." Um den Hochofen herum sollen Orte für Vielfältigkeit entstehen.

Eine Blaupause könnte die ehemalige Spinnerei im niederländischen Twente bei Enschede sein: Die Spinnerij Oosterveld hat sich zu einem Hotspot und Beschleuniger für den historischen Ort entwickelt. "Die Wurzeln der Textilindustrie in Twente sind in diesem charakteristischen Gebäude von 1911 noch immer greifbar. Wo einst Menschen Garn in der Fabrik gesponnen haben, gibt es heute eine wachsende Gemeinschaft innovativer und erfolgreicher High-Tech Unternehmer. Dazu zählen zahlreiche Organisationen, die sich auf Branding, Marketing, ICT (Informations- und Kommunikationstechnologie) und andere unterstützende Dienstleistungen spezialisiert haben. Das Gebäude wurde zu einem lebendigen Laboratorium für Innovation und Nachhaltigkeit."

Erster Schritt zu diesem Zentrum soll der Bau einen neuen Zentrums für Innovation und Technologie. 2019 sollen die Bauarbeiten am alten Schalthaus beginnen, erst danach ist der Bau der "Forth Wave" geplant, das Ergebnis soll laut van Straaten der erste Schritt zu einer neuen, vierten industriellen Revolution sein. Am Ende soll Dortmund ein Zentrum für Nachhaltigkeit und Innovation von internationalem Ruf beherbergen.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau zu den Entwürfen von World of Walas: “Die Pläne von Walas zeigen, dass Industriekultur im Ruhrgebiet und wirtschaftliche Dynamik überhaupt kein Widerspruch sein müssen. Ganz im Gegenteil: Die Pläne inszenieren das Industriedenkmal vollkommen neu”.

Und Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, die den Prozess in den letzten zwölf Monaten für die Stadt begleitet hat, sieht für das Unternehmen große Vorteile in dem Konzept: “In Dortmund wird mit der Investition von Walas ein europaweit einmaliger Schritt gemacht. Für die Region ist es ein gutes Signal: Ein Industriedenkmal wird wieder produktiv genutzt und zum Ort für neue Arbeitsplätze”.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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