Unglücke mit Domino-Effekt für die Naturbühne Hohensyburg
Vom Kampf ums Überleben
Ein Unglück jagt das andere seit März 2020 an der Naturbühne Hohensyburg. Mittlerweile hat sich so viel angestaut, was bezahlt und gemacht werden muss – und das ohne regulären Spielbetrieb und damit verbundenen Einnahmen – dass die Naturbühne Hohensyburg um Hilfe bitten muss.
Nachdem die Probenzeit im vergangenen Jahr Corona-bedingt unterbrochen werden musste, zeichnete sich schnell ab, dass eine normale Sommersaison an der Dortmunder Freilichtbühne nicht möglich sein würde. „Damals sahen wir die Situation noch recht gelassen“, so Elke Eitner, 1. Vorsitzende des Vereins. „Wir wussten, dass wir eine Saison ohne zu spielen schaffen können – auch, wenn es schade wäre“. Gespielt hat man am Ende dann sogar doch: Ein paar Aufführungen eines 2-Personen Kleinkinderstückes und eine Musical-Gala, die in Rekordzeit im Sommer entstand, als Proben wieder möglich war. Viele Einnahmen konnte die Naturbühne damit nicht generieren.
Fast nur noch Ausgaben
Kurz vor den Aufführungen fiel ein Baum auf das Dach des Requisitenlagers und zerstörte eben jenes sowie eine Mauer samt Tor. Es musste also schnell etwas passieren, damit die Aufführungen stattfinden konnten. „Wir haben dann in der restlichen Saison keine Einnahmen mehr gehabt sondern nur Ausgaben“, berichtet Elke Eitner. „Im Winter kam ein großer Frostschaden und dadurch entstandene Wasserschäden hinzu. Das konnten wir so gerade eben noch bezahlen, dank der vielen Eigenleistung unserer Mitglieder“.
2021 begann optimistisch
Das neue Jahr 2021 kam und an der Naturbühne machte man Pläne. „Die Gesamtsituation schien sich zu bessern und wir planten optimistisch eine Sommersaison“, so Kirstin Cramer, Regisseurin an der Naturbühne. Doch alles kam anders: Schnell stiegen die Corona-Fallzahlen und es wurde klar: „Auch 2021 können wir nicht unser gewohntes Programm bieten“. Eine mögliche Wiederaufnahme der Musical-Gala aus dem vergangenen Jahr ließ man sich zwar lange Zeit offen, konnte eine Umsetzung aber zu keinem Zeitpunkt im Laufe des Frühjahrs garantieren.
Bruchgefahr entdeckt
Als dann die ersten warmen Phasen des Frühsommers hereinbrachen, wurde ein schrecklicher Domino-Effekt bemerkt: Der im vergangenen Jahr umgefallene Baum hatte eine Sonnenschneise hinterlassen, wodurch die am Hang dahinterliegenden Bäume von Sonnenbrand und Bruchgefahr bedroht waren. Die hieraus sich ergebenen Konsequenzen, die durch Fachleute bestätigt wurden, traf alle ehrenamtlichen Bühnenmitglieder dann mit voller Wucht vor ein paar Wochen: Der ganze Hang zwischen Zuschauerraum und Bühnenheim muss gerodet und neu aufgeforstet werden.
Hang neu aufforsten
„Diese Bäume standen hier schon, als ich als kleines Kind auf der Naturbühne stand“, erzählt Kirstin Cramer „Sie prägen das Bild der Naturbühne als Waldbühne und es macht mich sehr traurig, dass sie fallen müssen.“ Doch daran führt kein Weg vorbei, damit niemand gefährdet ist. Was an sich schon fassungslos macht, schlägt finanziell in einem Maß zu Buche, das die Naturbühne nicht in der Lage ist, dies auch noch zu stemmen. „Eine Schneise am Hang zu roden, neu aufzuforsten: Das allein würde uns schon in den finanziellen Ruin treiben“, so Elke Eitner. Doch auch diese Rodung ist noch nicht das Ende.
Schallschutz für Anwohner
„Wir dürfen aber auch die Anwohner nicht vergessen“. Denn eben jener Hang führt zu den Bewohnern des Syburger Berges, die nun jeglichen Schallschutz verlieren würden. Die veraltete Technikanlage der Naturbühne würde so die Nachbarn mit all ihren Höhen und Tiefen mitbeschallen, bei jeder Probe und Aufführung. „In normalen Jahren proben wir ab Februar vier bis 5 Mal pro Woche“, berichtet Kirstin Cramer. „Spätestens im Mai beginnen wir mit Mikrofonen zu proben und beschallen so den Wald – und eben bald die Anwohner – regelmäßig“. Die Lösung für dieses Problem: Die Technik muss auf moderne Anlagen umgerüstet werden, die zielgerichteter in den Zuschauerraum übertragen. Ein weiterer notwendiger Schritt aus einer Reihe von Unglücken, welchen die Naturbühne sehr gerne gehen würde, es aber aus eigenen Mitteln heraus nicht schaffen kann.
Holzlager voll Schlamm
Zu guter Letzt traf auch das Unwetter die Syburger Freilichtbühne. Bereits 2008 hatte die Naturbühne eine Überschwemmung erlebt. Da ein kleiner, natürlicher Bachlauf, der das Bühnengelände quert und im Bereich der Hauptbühne verrohrt ist, aufgrund des Starkregens seinen Pegel deutlich erhöht hat, richtete das Wetter einigen Schaden an. Elke Eitner: „Ich fuhr noch am Mittwoch während des Regens hin. Ich musste einfach sehen, wie schwer es uns treffen würde“. Zum Glück wurde der Pegel von 2008 nicht erreicht, aber das Ausmaß der Zerstörung wurde deutlich, nachdem die Wassermassen abgeflossen waren. Das gesamte Holzlager war voll Schlamm und Kies gelaufen, an anderen Stellen auf dem Gelände prangten enorme Löcher, wo eben jener Kies herkam. Viel Holz, Requisiten und Werkzeug musste entsorgt werden. Steine, und Großrequisiten hunderte Meter weiter im Bachlauf eingesammelt werden. Viel Handarbeit lag und liegt jetzt an bei dem Team der Naturbühne. Doch das ist etwas, was der Verein gerne stemmen will und kann. Denn eines ist klar: „Wir wollen spielen!“, sagt Kirstin Cramer.
Musical-Gala kommt wieder
Die erfolgreiche Musical-Gala aus dem vergangenen Jahr wird auch dieses Jahr an der Freilichtbühne wieder aufgenommen. An fünf Abenden entführt die Naturbühne ihr Publikum unter dem Titel „September Nights – das große Wiedersingen“ in die bunte Welt der Musicals. Finanziell wird diese Produktion wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, aber man will dem treuen Publikum auch 2021 ein Freilichtbühnen-Erlebnis bieten. Unter der Regie und Anleitung von Kirstin Cramer haben die Darstellerinnen und Darsteller eine Broadway-Musicalshow auf die Beine gestellt. Mit viel Tanz, Live-Gesang und mitreißender Musik präsentieren die Freilichtbühnen-Spielerinnen und -Spieler Titel aus ihrem Repertoire. Die ausgewählten Songs erzählen vom Träumen, von Veränderungen, von Vielfalt und vom Mut für sich selbst einzutreten.
Naturbühnen - Crowd angelegt
Und auch die Naturbühne will mutig vorangehen. Ab sofort starten sie eine groß angelegte Spendenaktion, die Naturbühnen-Crowd. Hier sollen bis Jahresende 50.000€ zusammenkommen, damit die Naturbühne alle Schäden reparieren kann und auch im nächsten Jahr wieder Freilichttheater für Groß und Klein anbieten kann. Die Naturbühne hat sich hierfür den 31.12. als Ziellinie gesetzt. „Dann wissen wir, ob wir genug Geld zusammen bekommen haben, um die nötigen Arbeiten zu finanzieren und als Verein in gewohnter Form bestehen bleiben können“, erklärt Elke Eitner. Auf ihrer Homepage informiert die Naturbühne Hohensyburg über die Möglichkeiten der Spenden. Es werden auch Spendenquittungen und Prämien für Großspenden angeboten.
www.naturbuehne.de
Musical-Gala:
Dauer: ca. 1 Std. 45 Minuten
Aufführungstermine: 27./28. August & 04. / 10. / 11. September um 20 Uhr an der Naturbühne Hohensyburg.
Hygienekonzept:
- Es werden nur 220 von 800 Plätzen besetzt.
- Das Team erstellt einen individuellen Sitzplan, so dass jede Gruppe einen Abstand von 2m zur nächsten hat.
- Ein Mund- und Nasenschutz muss auf dem Weg zum Platz getragen werden.
- Die Eingabe der Kontaktdaten ist vor dem Einlass nötig und wird über einen QR Code geregelt, dafür bitte ein Handy mitbringen (für den Notfall liegen auch Kontaktformulare in Papierform aus)!
- Es wird keinen Verkauf am Büdchen geben, private Verpflegung ist aber erlaubt. Desinfektion ist auf den Toiletten vorhanden, bitte auch hier eine Maske aufsetzen.
- Ob ein GGG-Nachweis (Getestet, Geimpft, Genesen) erbracht werden muss, kommt auf die dann geltenden Bestimmungen an. Das Naturbühnen-Team wird rechtzeitig über die Homepage informieren
Einlass: Einlass ist wie immer eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, empfohlen wird eine frühe Anreise, damit alles in Ruhe ablaufen kann.
Tickets: Karten müssen vorab erworben werden. Sie bekommen sie unter https://naturbuehne.de/tickets/
Autor:Lokalkompass Dortmund-Süd aus Dortmund-Süd |
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