Maik Graf von Leonstein
Traumerfüllung durch Corona: Dortmunder Puppenspieler wandert nach Dänemark aus und wird Bernsteinschleifer

Vor rund drei Jahrzehnten und aktuell: Maik Graf von Leonstein als "Steppke" im Dänemark-Urlaub und als Puppenspieler in Vejers. Weil die Maßnahmen der Corona-Pandemie ihm seine Lebensgrundlage nahmen, zieht der Dortmunder nun nach Dänemark - und macht also seine zweite Heimat zu seiner ersten. | Foto: Maik Graf von Leonstein
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  • Vor rund drei Jahrzehnten und aktuell: Maik Graf von Leonstein als "Steppke" im Dänemark-Urlaub und als Puppenspieler in Vejers. Weil die Maßnahmen der Corona-Pandemie ihm seine Lebensgrundlage nahmen, zieht der Dortmunder nun nach Dänemark - und macht also seine zweite Heimat zu seiner ersten.
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Traumerfüllung durch Corona - das hört sich natürlich absurd an. Ist es ja auch, denn die Schutz-Maßnahmen sorgten zunächst für eine besonders schwere Zeit im Leben des bekannten Puppenspielers Maik Graf von Leonstein. Und doch war dies der letzte "Schubser", um den eigenen Traum zu wagen. Maik wandert nun nach Dänemark aus und wird dort auch als Bernsteinschleifer arbeiten.

Wie die gesamte Kulturbranche trafen die Corona-Einschränkungen auch den 34-jährigen Gründer des Dortmunder Puppentheaters knallhart. Kaum Aufträge und Auftritte seit März - das bedeutete Hartz IV für ihn. Der finanzielle Ausfall war dabei das kleinere Problem. Seinen geliebten Beruf nicht mehr ausüben zu dürfen, wog viel schwerer. "Das Puppentheater ist mein Leben. Es war eine schlimme Zeit für mich. Die Auftritte, die strahlenden Kinderaugen und das Lachen, diese ganzen positiven Erlebnisse haben mir gefehlt", sagt er.

6.800 Besucher in Vejers

"Ich habe in dieser Zeit viele Nachrichten bekommen, habe auch eine große Community bei Facebook. Ich habe Bilder bekommen und positives wie 'Halte durch'. Ich wiederum habe Videos mit Kasperle gemacht für die Kinder und gesagt 'Ihr schafft das und passt auf euch auf'".
Da die Zukunft für Künstler aber weiter ungewiss ist, wagt der Dortmunder seinen Traum und wandert aus nach Dänemark. Seit sechs Jahren ist der Puppenspieler schon in Dänemark gebucht, im Ferienort "Vejers Strand", mit vielen deutschen Touristen. Sieben Wochen lang gibt er fast täglich vier Vorstellungen - mit insgesamt 6.800 Besuchern am Ende seines Gastspiels.

Ein halber Däne

Privat machte der Dortmunder schon als Kleinkind immer in Dänemark Urlaub. Seit 33 Jahren geht es für den 34-Jährigen ins Nachbarland. Im Januar und Februar ist er auch dort. Wenn die Touristen nicht da sind, geht er seiner zweiten Leidenschaft nach, dem Bernsteinsammeln. "Sobald es stürmt, bin ich am Strand, mit Gummistiefeln und Kescher."
Über diese Leidenschaft lernte er vor geraumer Zeit auch Palle kennen. Der 78-Jährige hat einen Bernsteinladen in Blåvand. Und während seine eigenen Kinder kein Interesse am Bernsteingeschäft zeigten, zeigte der Däne einfach Maik vieles über das Handwerk des Bernsteinschleifers und Schmuckherstellers. "Er brachte mir schleifen, polieren und viele weitere Kniffe bei", so Maik.
Und nun ergab sich die Chance, den Traum zu verwirklichen. Neben Palle ist ein Ladenlokal frei geworden. Dort will Maik seine Bernsteinarbeiten verkaufen, weiter bei Palle das Handwerk lernen und auch in dem Laden Puppenspiel anbieten. Beide Leidenschaften verbinden in diesem Land - das schwebte Maik schon länger vor.

Gelernter Friedhofsgärtner

Maik kann sich schon ein bisschen auf dänisch verständigen und hat dort schon viele Freunde. "Die sprechen auch alle deutsch. Damit ich aber besser dänisch lerne, müssen die mit mir ab jetzt alle dänisch sprechen."
Eigentlich hat Maik Friedhofsgärtner gelernt, wollte danach die Welt kennenlernen, reiste mit einem Circus, machte Clownerie, hatte eine Feuershow, moderierte und kümmerte sich um Werbung. Doch dann verliebte er sich in das Spiel beim Puppentheater - und machte sich selbstständig. Mit Erfolg, 2015 wurde er Sieger beim "WDR Sommertalent 2015". Es folgten hunderte Auftritte, kleine z.Bsp. in Kitas und auch viele große auf Volksfesten und Märkten.

Dortmund ist nicht aus der Welt

Doch das ist erstmal Geschichte: In 2 Wochen geht es los, Maik benötigt für die Grenze noch einen negativen Corona-Test. Sein guter Freund, der Dortmunder Zauberer Sascha Lange, hilft beim Umzug. Und da 630 Kilometer Entfernung nicht die Welt sind, wird Maik Familie und Freunde hier in Dortmund öfters besuchen kommen - und auch Gaststpiele mit seinem geliebten Puppentheater in Dortmund kann er sich für den nächsten Sommer gut vorstellen - wenn das durch Corona denn wieder möglich wird. Maiks Bernsteinfiguren zeigen: Er hat schon einiges gelernt in dem ungewöhnlichen Handwerk.

Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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