Ein Jahr nach Flutungsfest: Was sagen Bürger zum Phoenix-See?
Vor einem Jahr, am 1. Oktober, wurde der Phoenix-See mit einem großen Seefest offiziell geflutet. Wie das Geburtstagskind heute angenommen wird? Wir machten einen See-Rundgang und sprachen mit Besuchern.
Vorab ein kurzer Blick zurück: Die Neugierde war gigantisch. Zu Tausenden strömten die Leute damals zum See. Mit Kind und Kegel ging‘s bei BIlderbuchwetter zum großen Flutungsfest. Händels Wassermusik, Rock mit Amy Macdonald, Feuerwerk und Festreden. Von einem „Jahrhundertwerk“ sprach Oberbürgermeister Ullrich Serau, von einem „Juwel, dessen Strahl- und Leuchtkraft auch in vielen Jahren nicht nachlassen wird“, sprach Guntram Pehlke, Chef der Stadtwerke und Bauherr des Sees.
Hatten die beiden Recht? Wie kommt der See ein Jahr nach seiner Flutung bei den Bürgern an? Wir haben uns bei einem kleinen Spaziergang um den See umgehört.
Matthias Krückel (44) aus Hacheney ist gerade mit seinen Inlinern unterwegs. „Das ist der Wahnsinn, was hier passiert ist. Ich hätte nicht geglaubt, dass jetzt alles so schnell geht. Die ersten Häuser werden auch schon hochgezogen.“ Krückel genießt die neue Freizeitattraktion, verabredet sich regelmäßig mit Freunden zum Radeln oder Inlinern.
Mit offenem Mund steht Jörg Menke (35) am Ufer der Kulturinsel - und staunt. Er kennt das Phoenix-See-Projekt seit Jahren aus der Presse, ist interessiert an Industriekultur, war vor drei Jahren schon Mal da, als hier noch riesige Erdhügel das Bild dominierten. Jetzt ist er extra aus Recklinghausen gekommen um endlich einmal Seeluft zu schnuppern. „Phänomenal, was hier passiert ist“, ist er baff.
Björn Jegen (25) ist mit seiner Freundin Kornelia (23) unterwegs - wie viele Pärchen, die man am See antrifft. Der Uni-Dozent ist vor einem Monat von der Nordstadt nach Hörde gezogen, weil‘s näher zu seinem Job in Hagen ist. Der See ist für ihn eine „beeindruckende Zugabe“. Zwei, drei Mal die Woche dreht er hier seine Runden - Arm in Arm mit seiner Kornelia.
Auch Muamer Selimbegovic (20) ist mit seiner Freundin da, um ihr endlich Mal den See zu zeigen - und kommt ins Philosophieren. „Der See hat eine große Bedeutung für die Gesellschaft. Man kann sich von der Arbeit oder Schule erholen, für einen Moment die Probleme mit der Arbeitslosigkeit vergessen. Der See tut den Menschen gut.“
Völlig relaxt sitzt Melanie Kussin (40) mit ihrem Mann Mirko (37) auf einer Bank. „Riechen Sie den See?“ fragt sie und macht eine leichte Handbewegung, so wie man Fliegen fängt, als wollte sie den Geruch für immer einfangen. Ein Duft, für den sie früher extra ans Meer gefahren ist. 20 Jahre hat sie an der Weingartenstraße in unmittelbarer Nachbarschaft zum heutigen See gewohnt. Am Hoesch-Werk, als Phoenix noch für Staub, der in der Luft knisterte, für Gestank, Dioxin-Skandal und ein vom glühenden Roheisen rot gefärbten Himmel stand. Die Zeit, in der das Christkind „Weihnachtsplätzchen“ backte, wie die Hörder ihren Kindern das gleißende Rot am Himmel erklärten. Alles Vergangenheit.
An diesem schönen Abend glitzert ein See und der Himmel ist erneut in rotes Licht getaucht. Jetzt aber kommt es von der Sonne, die „Weihnachtsplätzchen“ backt.
Autor:Peter J. Weigel aus Dortmund-Süd |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.