Die Ahnen atombombensicher einlagern - Vortrag über FamilySearch lässt Ahnenforscher staunen
Das Wissen um Ur-Opa und Co, die Namen, Daten, Lebensläufe, die alten Familienfotos und Urkunden, sogar Tonaufnahmen und erzählte Geschichten von "Tante Anna" so aufbewahren, dass auch eine Atombombe die eigene Familiengeschichte nicht auslöschen kann? Die eigenen Vorfahren an einen einzigen gigantischen Stammbaum der Menschheit anknüpfen, die Geschichte der eigenen Familie für alle Ewigkeit sichern und den nächsten Generationen zugänglich machen?
Im heutigen Zeitalter der Technik ist (fast) nichts mehr unmöglich! Und so kamen die vielen interessierten Ahnenforscherinnen und Ahnenforscher im voll besetzten Saal am Dienstag aus dem Staunen nicht mehr heraus!
Hatte doch der seit über 50 Jahren in Dortmund ansässige Ahnenforscherverein "Roland zu Dortmund" alle an der Erforschung ihrer Familiengeschichte Interessierten zu einem Vortragsabend ins Zentrum für Familiengeschichte nach Dortmund-Brünninghausen eingeladen und als Referenten dazu keinen geringeren als den Deutschland-Chef von "FamilySearch" - des weltgrößten Archivs für Ahnenforschung - Dipl.-Ing. Axel Borcherding, gewinnen können.
5,8 Milliarden verstorbene Personen mit Namen und Daten, eben so viele digitalisierte Kirchenbücher, Personenstandsregister, Volkszählungsakten und 1,4 Milliarden zu einem "Weltstammbaum" verknüpfte Personen, über eine Viertelmillion Bücher ... Mehr als 400.000 Ahnenforscher durchforsten dieses Archiv täglich online auf der Suche nach ihren Ahnen! Ein kurzer Videofilm zeigt, wie die Religionsgemeinschaft der Mormonen wertvollste Dokumente - Originale und mikroverfilmte - zur Konservierung für alle Ewigkeit in gigantischen künstlich geschaffenen Bergwerksstollen im so genannten "Granite Mountain Vault" in der Nähe von Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah einlagert. "Da kann daneben eine Atombombe explodieren! Den dort eingelagerten Dokumenten passiert nichts!", so Borcherding.
"Wir Mormonen betreiben Ahnenforschung aus religiösen Gründen, stellen aber unsere gesamte Archivsammlung jedem Interessierten kostenlos zur Verfügung!", erklärt Referent Borcherding. Und das geschieht über das Internetportal www.familysearch.org. "Dort kann man von zu Hause aus nicht nur auf die Namen und Daten von Milliarden verstorbener Personen, sondern auch auf etwa 75 Prozent der digitalisierten Dokumente zugreifen!" Die übrigen 25 Prozent können aus vertragsrechtlichen Gründen nur in den weltweit etwa 4.800 Zentren für Familiengeschichte abgerufen werden.
Als Ahnenforscher kann man seine eigenen erforschten Ahnen auch über FamilySearch eingeben und verwalten. "Schauen Sie mal! Ich habe gerade meine Ur-Großmutter eingetippt und schon wird mir angezeigt, dass noch jemand anderes auf der Welt von meiner Ur-Großmutter abstammt und ich kann mich daran anknüpfen!", sagt Borcherding, der mit wenigen Mausklicks Generation um Generation seiner Vorfahren ausfindig macht.
Borcherding zieht sein Handy aus der Hosentasche. "Mit den beiden Smartphone-Apps von FamilySearch können Sie ältere Verwandte besuchen, ihre Erzählungen sofort aufnehmen, alte Familienfotos in den alten Alben abfotografieren, hochladen, beschriften und sofort mit ihren dort gespeicherten Ahnen verknüpfen!" Borcherding demonstriert dem staunenden Fachpublikum Möglichkeiten, von denen Ahnenforscher noch vor 10 Jahren geträumt haben.
"Und wissen Sie was? Alles, was Sie über ihre Familiengeschichte in www.familysearch.org eingeben, bleibt für die Ewigkeit bestehen! Ein Wasserschaden oder ein Feuer zu Hause und alle von Ihnen mühsam in jahrzehntelanger Arbeit zusammengetragenen Daten, Dokumente, Fotos und dergleichen sind vernichtet. Aber hier in FamilySearch bleiben sie für immer erhalten!" Das gleiche gilt auch für die Milliarden digitalisierter Kirchenbuchseiten. Im zweiten Weltkrieg gingen viele Kirchenbücher unwiederbringlich verloren. Im unerschöpflichen Fundus von FamilySearch sind sie noch da, weil vor dem Krieg eine Ablichtung auf Mikrofilm vorgenommen wurde.
Borcherding steckt sein Handy wieder ein und registriert ein begeistertes Publikum. "Was vor ein paar Jahrzehnten noch utopisch klang, ist heute schon Wirklichkeit geworden!", fasst ein Ahnenforscher raunend das beim Vortrag Gesehene zusammen.
Begeistert ist auch die Vorsitzende des Roland zu Dortmund, Angela Sigges: "Wir möchten alle Interessierte ganz herzlich zu unserer mitgliedschafts- und kostenfreien Roland-Werkstatt für Familienforschung einladen, die an jedem 4. Freitag um 17.00 Uhr hier im Zentrum für Familiengeschichte in der Carl-von-Ossietzky-Straße 5 in Dortmund-Brünninghausen stattfindet! Da steht die Nutzung von FamilySearch natürlich auch immer auf der Tagesordnung!"
Nach gut zwei Stunden verlassen viele Menschen den Parkplatz des Zentrums für Familiengeschichte mit dem Wissen, wie sie die Erinnerungen an ihre Familiengeschichte auf Ewig erhalten können. Und sogar auch dann, wenn sich die große Supermacht und der kleine Staat in Ostasien dazu entschließen sollten, ihr Atomwaffenarsenal sprechen zu lassen!
Autor:Georg Palmüller aus Kamen |
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