Überleben während des Holocaustes
Besuch der Zeitzeugin: Eva Weyl erzählte Schülern ihre Geschichte
Sie war als Kind in einem Sammellager der Nazis interniert, jede Woche ging ein Transport in die Vernichtungslager. Aber Eva Weyl überlebte den Holocaust. Die Zeitzeugin, die in Amsterdam lebt, war Gast des Jugendrings Dortmund und besuchte Schulen, um ihre Geschichte zu erzählen.
Eva Weyl, 1935 geboren, zog an vier Terminen die Schüler des Helene-Lange-Gymnasiums, der Johann-Gutenberg-Realschule, der Droste-Hülshoff-Realschule und der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in ihren Bann.
Familie Weyl besaß und betrieb in Kleve und in Erkelenz Textilkaufhäuser mit langer Tradition. Bereits kurz nach der Machtergreifung verließen sie das niederrheinische Kleve und flohen in die Niederlande. Viele deutsche Juden gingen in die Niederlande in der Hoffnung, die Niederlande blieben wie im 1. Weltkrieg neutral. In Arnheim, dem Geburtsort von Eva, bauten sie sich eine neue Existenz auf.
1942 musste sich die Familie mit der damals sechsjährigen Eva in Westerbork melden. Westerbork war ein Durchgangslager in den Niederlanden. Dort wurden sie erst einmal von der niederländischen Regierung in Sammellagern untergebracht. Nach dem Überfall auf die Niederlande hatten die Nazis das Sammellager übernommen und daraus ein KZ gemacht. Auch Anne Frank war hier mit ihrer Familie nach ihrer Entdeckung. In Westerbork selber waren die Lebensbedingungen im Vergleich zu anderen Arbeitslagern recht erträglich. Eva musste nicht hungern, die Familien blieben zusammen.
Eva erlebte dort eine scheinbare Normalität. Sie ging in Westerbork zur Schule und spielte mit den anderen Kindern. Es gab im Lager Westerbork ein Krankenhaus, Fabriken, ein Theater, Sportveranstaltungen und vieles mehr. Dies alles war so Eva Weyl "schöner Schein".
Bei den Lagerinsassen sollte der Eindruck von Normalität geweckt werden um von der Deportationsmaschinerie abzulenken. Fast wöchentlich verließ ein Zug Westerbork und erreichte drei Tage später die Vernichtungslager im Osten. Von 105.000 Deportierten überlebten nur knapp 5.000. Nur mit viel Glück konnte die Familie Weyl der Deportation entgehen.
Eva ist dem Transport nur entkommen, weil ihr Vater als einer der ersten Lagerinsassen eine Verwaltungsstelle inne hatte und weil sie sich gegen Kriegsende im Lager versteckt hatten.
Autor:Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd |
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