Berghofer Bürgerreporter interviewt "Man of Steel"-Darsteller Mackenzie Gray
Anfang des Jahres bot sich in Vancouver, Kanada, die Gelegenheit, sich mit dem kanadischen Schauspieler Mackenzie Gray zum Tee-Trinken zu treffen. Es war ein sehr unterhaltsames Gespräch, aber meist, wenn es um seine aktuellen Projekte ging, durfte er leider keine Details erzählen, weil er sonst gegen Regeln in seinen Verträgen verstoßen hätte. Ich musste mich mit Andeutungen begnügen und durfte mir ein paar Fotos ansehen, woraus aber nicht viel zu erkennen war. Um so mehr berichtete Mackenzie Gray von seinem damals aktuellen Kurzfilm-Regie-Projekt „Under the Bridge of Fear“, welches aber noch in der Vorproduktionsphase war.
Im Juni traf ich Mackenzie Gray bei der Leo-Awards-Verleihung in Vancouver wieder und fragte ihn, wie es denn mit seinem Regieprojekt gelaufen sei. Daraufhin bot er an, per Email Interviewfragen zu beantworten. Mittlerweile war auch klar, über welches Projekt er noch vor sechs Monaten nicht sprechen durfte: „Man of Steel“. Mackenzie Gray meinte, er dürfe Fragen zu diesem Film erst beantworten, wenn der Film in den Kinos sei. Das war am 14. Juni der Fall. Also schickte ich danach meine Fragen los und wartete auf Antworten. Aber die Antworten ließen auf sich warten, weil neue Filmprojekte, weitere Filmfestivalauftritte und andere Verpflichtungen Vorrang hatten. Insgesamt hat Mackenzie Gray 15 Interviews zu „Man of Steel“ geführt – eines davon mit mir und die Fragen und Antworten sind nachstehend aufgeführt.
Frage: Was bedeutet es für Sie, in einem Kinofilm wie “Man of Steel” mitzuwirken?
ANTWORT: Es ist toll, in solch einer aufwendigen Kino-Produktion dabei zu sein, an die auch noch solch hohe Erwartungen gestellt werden. Superman ist solch eine ikonische, kulturell-universelle Figur, so dass es eine Ehre ist, mit von der Partie zu sein. Es ist auch großartig, der erste Darsteller zu sein, der Jax-Ur spielt.
Frage: Wie war das Auswahlverfahren für Ihre Rolle in “Man of Steel”?
ANTWORT: Es gab zwei Vorsprechen. Das erste Vorsprechen war mit Michelle Allen (kanadischer Casting Director). Dieser Tag war echt schräg; ich hatte drei unterschiedliche Vorsprechen, an drei unterschiedlichen Orten in Vancouver und anschließend musste ich noch einen Flug nach Toronto erreichen, weil dort eine Trauerfeier zu Ehren meines vor einigen Monaten bei einem Autounfall verunglückten Bruders stattfand. Ich fuhr mit dem Taxi vom ersten Vorsprechen nach Hause, um mir den Anzug für das “Man of Steel” Vorsprechen anzuziehen. Dann rief ich beim "The Warner Brothers Project" an; ich war nur fünf Minuten im Haus und als ich wieder raus kam, war das Taxi weg: mit meinem ganzen Kram: meiner Tasche, meinen Skripten, meinem Lebenslauf, meiner Brieftasche. Also rief ich bei der Taxi-Gesellschaft an, damit der Wagen wieder zurückkam. Der Fahrer war total aufgebracht und sauer. Während wir fuhren, hat er mir englische und indische Schimpfworte an den Kopf geworfen. Also habe ich noch mal bei der Taxi-Gesellschaft angerufen und mich beschwert. Als er das gehört hat, zog er eine kleine Waffe aus dem Handschuhfach, während er fuhr, drehte sich um und bedrohte mich. Eine sehr unangenehme Situation. Er ließ mich zwei Blocks vor dem Studio raus, ließ mich bezahlen und aussteigen und meinte am Ende noch: „er wisse jetzt ja, wo ich wohne."
Ein echter Alptraum. Ich war so richtig fertig, als ich zu dem Vorsprechen kam. Michelles Casting Assistant, erzählte ich davon und sie berichtete es Michelle und sie erlaubten mir, mich erst mal 10 Minuten zu sammeln, was sehr nett war, weil ich eh schon zu spät war; aber ich war der letzte Vorsprecher an dem Tag. Ich entschied mich, all die Wut in mir beiseite zu legen und in Intensität umzuwandeln, aber mit einem ruhigen Äußeren. Es muss gut gewesen sein, denn ich wurde danach noch mal angerufen. In der Zwischenzeit war ich in Toronto, wegen der Veranstaltung zu Ehren meines Bruders, und als ich wieder zuhause war, war auch meine innere Stimmung wieder gelassener. Zu dieser Zeit lief der Film unter dem Decknamen „Autumn Frost“, aber unsere Agenten wussten, dass es der neue Superman-Film war. Ich war nervös, weil ich unbedingt in diesem Film mitmachen wollte. Mir wurde gesagt, dass Zack und Debbie Snyder bei der nächsten Vorsprechrunde mit dabei sein würden und die Nervosität stieg. Ich unterhielt mich mit meiner Ex-Frau Andrea Simpson, die ein Top Film und TV Hairstylist ist, über das Vorsprechen, weil ich mir unsicher war, was ich anziehen und tun sollte und sie sagte: "Geh einfach dahin und sei du selbst. Da ist alles, was du brauchst." Das war ein toller Tip und ich dachte, ich habe früher schon dicke Bretter gebohrt und es hat sich immer ausgezahlt, wenn ich offen und ehrlich rüberkam. Ich nahm ein Foto von mir in der Rolle des „Lex Luther“ mit. Ich entschied mich, ihnen von meiner Arbeit bei der Serie Smallville zu erzählen, für den Fall, dass es sie interessieren würde, dass ich für das Franchise schon mal gearbeitet habe, denn Warner Bros. hat auch Smallville produziert. Also packte ich dieses Foto zu meinem Lebenslauf und den anderen Bildern.
In dem Raum waren Zack und Debbie sehr entgegenkommend und freundlich; sie unterhielten sich mit einem und schufen so eine entspannte Atmosphäre. Kurz bevor ich loslegte, erzählte ich von dem Foto. Zack zog es hervor und seine Augen begannen zu leuchten. Ihm gefiel das Foto und Debbie auch. Dann flüsterten sie unter einander ein bisschen und dann erklärte Zack, welche Welt er dort erschaffen wolle. Er wollte wissen, ob ich einen deutschen oder australischen Akzent sprechen könnte. Ich bestätigte das und er fragte nach einem “neuen Euro-Style deutschen Akzent”, nicht nach einem Klischee. Ich bestätigte das wieder. Er bot mir 20 Minuten, um mich vorzubereiten, aber ich wollte nicht den Raum verlassen und meinte: “Ich kann das auch sofort liefern.” Ich ging in Gedanken noch mal das Skript durch, sprach dann den Text und passte dabei auch meine Darstellung an. Als ich fertig war, schlug Zack mit den Händen auf den Tisch und rief: „Du bist ein toller Schauspieler. Wir sehen dich dann im Film“. Was für eine Stimmung! Ich wurde dann später noch etwas nervös, weil ich über einen Monat nichts weiter gehört habe, aber dann wurde alles unterschrieben, gestempelt und ausgeliefert. Und da war ich sehr erleichtert.
Frage: Q: Wenn Sie an die Dreharbeiten zu “Man of Steel” zurückdenken, woran erinnern Sie sich besonders gern?
ANTWORT: Ich habe viele tolle Erinnerungen an die Dreharbeiten, aber am liebsten erinnere ich mich an Antje Traue. Wir haben eine wundervolle Freundschaft während der Dreharbeiten entwickelt; wir haben dort viel Zeit zusammen verbracht; erst bei den Dreharbeiten in Chicago und dann noch in Vancouver. Antje hat eine schöne Stimme; sie liebt es zu singen und Gitarre zu spielen. Ich spiele auch Gitarre und singe, also brachte ich ihr einer meiner Gitarren rüber in ihr Apartment und wir haben oft zusammen Musik gemacht und auch aufgezeichnet. Wir haben uns auch oft an unseren freien Tagen getroffen. Ich hatte parallel Proben für ein Stück, welches ich geschrieben hatte und wo ich Regie führte. Der Probenraum lag in der Nähe des Hauses, wo Antje in Vancouver wohnte. Wir trafen uns daher öfter auf einen Kaffee oder zum Mittagessen. Es kann manchmal sehr belastend sein, in einem solch großen Film mitzuwirken und unserer Freundschaft war ein toller Puffer für diesen Druck. Wir sind auch heute noch befreundet und sehen uns auch, wenn wir in der selben Stadt sind.
Frage: Wenn es um Stunts geht – welche machen Sie noch selbst und wo müsste eine Stuntperson einspringen?
ANTWORT: Ich mache normalerweise meine Stunts selbst und ich habe auch keine Angst davor. Ich wurde schon in Brand gesteckt, unter Eis in einem Fluss “ertränkt”, bin aus 7 Meter Höhe gefallen, bin vom Pferd gefallen und habe in 33 m Höhe an Drähten gehangen (und ich hasse Höhe). In „Man of Steel“ kamen leider keine Stunts vor. Jax-Ur war ja immer nur in dem Raumschiff , und betrieb die Weltmaschine. Am Ende musste ich vor einem riesigen Ventilator stehen, der mich ein paar mal uAntwortepustet hat, aber das war es auch schon.
Frage: Sie wirken viel in Scifi-Projekte mit, z.B. Smallville, Man of Steel, etc. Ist das Ihr Lieblingsgenre oder was mögen Sie besonders gern und warum?
ANTWORT: Lustigerweise bin ich nie ein großer Sci-Fi-Fan gewesen, aber ich war in hunderten von Scifi-Filmen und –Serien. Ich mag es, und man kann in diesem Genre tolle Sachen machen, aber mein eigener Geschmack ist doch anders. Man hat bei Science-Fiction viele Freiheiten, insbesondere mit nicht-linearen Möglichkeiten, parallelen Universen, Superkräften, Telekinese, usw., aber letztlich entsteht die beste Science-Fiction-Geschichte genau wie alle anderen Dramen oder kreativen Genres. Die Geschichte muss gut sein. Ohne solide Geschichte, mit echten Beziehungen und Charakteren, mit denen man sich auf die eine oder andere Weise identifizieren kann, sind alle imaginären Geräte in der Welt auch wirkungslos. Man braucht eine gute Geschichte. Darum ist Man of Steel und die Superman-Story insgesamt so gut. Es werden dort einige universelle Themen aufgegriffen und man hat eine zentrale Rolle, mit all der Einsamkeit, Isolation, Güte und Ethik, mit all den Dingen, mit denen wir uns identifizieren können.
Frage: Sie haben kürzlich das Skript zu dem Kurzfilm “Under the Bridge of Fear” geschrieben und auch als Regisseur umgesetzt. Warum dieses Skript?
ANTWORT: Ursprünglich schrieb ich eine Version davon im Jahr 2000, im Rahmen eines 48-Stunden-Filmemacher-Wettbewerbs, der sich Reel Fast Film Festival nennt. Diesen Wettbewerb gibt es leider nicht mehr. Ich liebe das “Film Noir”-Genre und in dem Wettbewerb, der jährlich in Vancouver durchgeführt wurde, entschieden sich ein paar von uns, die Filme machen, mit einem bestimmten Genre-Thema an den Start zu gehen: einer entwickelte Ideen zu einem deutsch-expressionistischen Stummfilm-Stück; es gab einen Western und ein Musical und ich wählte das Film Noir Thema. Ich war aber nie so ganz zufrieden damit und wollte es immer noch mal überarbeiten. Das Leben und viele andere Projekte kamen dazwischen, aber letztes Jahr, als man sich für den „Crazy 8“-Wettbewerb anmelden konnte, entschied ich, eine neue Version von “Under The Bridge Of Fear” einzureichen. „Crazy8s” ist ein Wettbewerb, wo man innerhalb von acht Tagen einen Film machen muss. Man bekommt einen gewissen Betrag an Geld und Unterstützung für das Projekt, um Kurzfilme zu produzieren, die sonst nie gemacht werden würden. Insgesamt wurden über 150 Video-Pitches eingereicht. 40 davon durften davon ihr Projekt live vor einer Jury vorstellen. 12 davon wurden für einen Story-Entwicklungs-Workshop ausgewählt und davon bekamen 6 den Zuschlag, dass sie gedreht werden durften. Mein Vorschlag gehörte zu den letzten sechs. Während des Story-Entwicklungs-Workshop arbeitete ich mit der brillianten Story-Editorin, Katharine Montagu, zusammen, die mich mein gesamtes Skript zerlegen und wieder neu zusammensetzen ließ, wobei ich mich dann auf meinen Hauptprotagonisten konzentrierte und ihn als Erzähler die Geschichte vorantreiben ließ anstatt ihn nur einen Teil vom Ganzen sein zu lassen. Ich habe eine Menge versucht und am Ende war das Skript sehr viel besser. Man sollte also immer offen und flexibel für kreative Vorschläge sein.
Frage: Was können Sie uns zu den Dreharbeiten von “Under the Bridge of Fear” erzählen?
ANTWORT: Der Wettbewerb heißt nicht umsonst “Crazy8's”! Der Film muss in acht Tagen fertig gedreht sein. Mein Film hat sieben Drehorte, 3 Außen-Nacht-Aufnahmen, ein Taxi aus den 1940er Jahren, 10 Sprechrollen, 75 Statisten, zwei Nachtclubs, ein Herrenhaus, eine Billardhalle, 10 Tänzer und eine Band. Dazu kamen 55 Personen von der Crew, zwei Kamerateams und eine Kraneinheit. Crazy 8's gibt einem $1000 in bar, aber das ging schon allein für Essen und Requisiten drauf. Den Rest habe ich aus eigener Tasche bezahlt. Ja, es war ein bisschen teuer, aber ich hatte dafür tolle Drehorte, z.B. das berühmte Waldorf-Hotel in Vancouver, welches jetzt geschlossen ist. Der Eigentümer, Marko Puharich, musste dort aufräumen, nachdem ein Produktionsteam, welches dort Events durchgeführt hatte, einfach weg bliebt und die Räume vermüllt zurückließ. Wir boten an, beim Aufräumen zu helfen und richteten es dann so ein, dass es nach 40er Jahre aussah – und zwar alles in einem Tag. Alles musste einfach sehr schnell gehen. Wir hatten nur zwei Wochen Vorbereitungszeit, welche ich nutzte, um die Darsteller auszuwählen und zu proben. Dann mussten noch Requisiten und Kostüme besorgt werden; meine Produzenten Simona Atias und Ryan Catherwood sorgten für die Crew und die Filmausrüstung. Dann drehten wir in drei Tagen alle Szenen und editierten in vier Tagen das Material. Am achten Tag war alles fertig und wurde abgeliefert. Alle Projektbeteiligten haben eine tolle Arbeit abgeliefert; ich hatte eine tolle, sehr professionelle Vancouver-Crew, z.B. den superben Director of Photography, Cliff Hokansen, den genialen Art Director, Moe Curtin, und eine wundervolle Auswahl an brillianten Darstellern. Es war toll, mal wieder Regie zu führen. Davon würde ich gern mehr machen.
Frage: “Under the Bridge of Fear” lief erfolgreich beim diesjährigen Internationalen Film Festival in Cannes. Was kommt als nächstes und gibt es die Chance, aus dem Konzept vielleicht sogar einen langen Film zu machen?
ANTWORT: Der Film wurde zur Ausstrahlung in Kanada vom CBC Network angekauft, was toll ist, weil es unser nationaler Sender ist. Der Film wird in prestigeträchtigen Programmen in 2014 ausgestrahlt. “Under The Bridge of Fear” startet auch beim Vancouver International Film Festival und beim Vancouver Short Film Festival; und wir warten noch auf Reaktionen von anderen Festivals rund um die Welt.
Frage: Q: Wird “Under the Bridge of Fear” auch auf einem deutschen Kurzfilm-Festival gezeigt werden?
ANTWORT: Das hoffe ich! Wir haben es in Berlin eingereicht und bei einigen anderen deutschen Festivals. Ich hoffe, sie mögen das Film Noir Genre. Wir brauchen dann aber noch jemand, der für uns deutsche Untertitel macht.
Frage: Welche Projekte verfolgen Sie gerade oder welche kommen demnächst auf Sie zu?
ANTWORT: Ich bin demnächst in dem IMAX 3-D Blockbuster METALLICA: THROUGH THE NEVER zu sehen, der ab 4. Oktober in den IMAX-Kinos in der ganzen Welt ausgestrahlt wird. Ich habe eine lustige Rolle in dem Film. Ich habe einen Gastauftritt in einer neuen Werewolf TV-Serie, die auf den Büchern mit dem Titel „BITTEN“ beruht und im Herbst ausgestrahlt wird. Und dann gibt es da noch zwei Kurzfilme, die im Herbst gedreht werden.
Autor:Susanne Schwager aus Dortmund-Süd |
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