Fußball-Legende Hans Tilkowski wird 80
Auf das Wembley-Tor wird er regelmäßig angesprochen, aber es gibt viel mehr, was ihn ausmacht: Der ehemalige Fußballtorwart und -trainer und gebürtige Husener Hans Tilkowski wurde am Sonntag, 12. Juli, 80 Jahre alt.
Der Bergmannssohn Tilkowski ist in Husen geboren, wuchs an der Westicker Straße auf. „Ich habe ja noch den Zweiten Weltkrieg erlebt, wie die Bomben runterkamen, und die Zeit nach dem Krieg“, erinnert sich der gebürtige Husener, Jahrgang 1935. „Trotzdem hatte ich eine tolle Kindheit. In unserer Gegend lebten viele Bergarbeiterfamilien. Viele aus unserer Straße waren auch in meiner Klasse.“
Fußball stand auch für den jungen Hans Tilkowski immer im Vordergrund. „Auch wenn wir mal keinen Fußball hatten. Dann haben wir eben einen Tennisball genommen.“ Einer seiner Freunde hat sogar extra Fußbälle genäht. „Er hat für uns das gemacht, was Adidas heute für die Fußballer macht“, scherzt Tilkowski. Auch abseits des Fußballs war er aktiv: In seiner Jugend hat er geboxt.
Tilkowski stand nicht von Anfang an im Tor. „In der Kindheit haben wir alles mögliche gemacht. Wir waren gleichzeitig Torwart und Mittelstürmer. Eines Tages sagte jemand: ‚Du spielst im Tor‘ und dabei ist es geblieben“, erzählt er. Werner Thiemann, Mitglied des Ältestenrats des SC Husen-Kurl, erinnert sich an ein gemeinsames Zeltlager des SV Husen mit Tilkowski. „Wir haben dort Fußball gespielt und unsere Eltern haben für uns gekocht“, erzählt er. „Beim Fußballspielen war er lieber Mittelstürmer.“
Nach dem SV Husen spielte Tilkowski beim SuS Kaiserau. Dort wurde er in der Sportschule von Herbert Widmayer geschult. Von dort ging es 1955 zu Westfalia Herne, zwei Jahre später in die Nationalmannschaft unter Sepp Herberger und 1963 zu Borussia Dortmund.
Regelmäßig angesprochen wird Tilkowski auf das Wembley-Tor bei der WM 1966 in England. Der gebürtige Husener stand zwischen den Pfosten des späteren Vizeweltmeisters Deutschland. Der Ball prallte während des WM-Endspiels zwischen der englischen und der deutschen Fußballnationalmannschaft im Wembley-Stadion in London am 30. Juli 1966 von der Unterkante der Latte auf den Boden auf und wurde dann von dem deutschen Abwehrspieler Wolfgang Weber übers Tor ins Toraus geköpft; trotzdem gab der Schiedsrichter Tor für England. „Das Wembley-Tor gehört zu meiner sportlichen Vita“, sagt er. „Ein Journalist schrieb aber mal: ‚Er ist mehr als Wembley.‘ “ Seinen Frieden mit dem sowjetischen Linienrichter Tofiq Bachramov, der zur Anerkennung des Tors beitrug, hatte er längst gemacht, als er anlässlich der Präsentation einer Skulptur vor dem Tofiq-Bachramov-Stadion in Baku (Aserbaidschan) eine Rede hielt.
Zahlreiche sportliche Höhepunkte
In seiner Laufbahn hatte Tilkowski viele sportliche Höhepunkte. Dazu gehört unter anderem von 1955 bis 1963 über 200 Partien bei Westfalia Herne (in der damals erstklassigen Fußball-Oberliga West), die 1958/59 die Westdeutsche Meisterschaft gewann. „Als ich dort anfing, war der Verein ein Abstiegskandidat“, erinnert er sich. Von 1963 bis 1967 war er für 81 Spiele Torwart des BVB, mit dem er 1965 den DFB-Pokal und 1966 den Europapokal der Pokalsieger gewann. Auch etwa 40 Nationalmannschaftseinsätze kann er verbuchen. Im Jahr 1965 wurde er außerdem zum Fußballer des Jahres gewählt. „Ich wollte nie ein Held sein“, sagt er über sich. „Im Fußball gibt‘s keine Helden.“ Später wurde er Trainer, unter anderem bei Werder Bremen, und gründete einen Werbeartikelbetrieb.
Noch Regelmäßiger Kontakt nach Husen
Immer wieder zieht es Tilkowski, der mittlerweile in Herne lebt, in seine alte Heimat Husen zurück. „Ich bin hier geboren und konfirmiert worden und habe in der Evangelischen Kirche die Glocken geläutet“, sagt er. Regelmäßig hat er Kontakt zu alten Schulkameraden, die noch dort wohnen. Auch für den Kunstrasenplatz des SC Husen-Kurl hat er sich eingesetzt. „Er hat immer den Kontakt zu uns gehalten“, sagt Helmut Kampmann, Ehrenvorsitzender und Mitglied des Ältestenrates des SC Husen-Kurl. „Bei Feiern und Jubiläen war er immer dabei.“
Seit dem Abschluss seiner Fußballerkarriere setzt Hans Tilkowski sich immer wieder für den guten Zweck ein. „Ich habe während und nach dem Zweiten Weltkrieg eine andere Welt kennengelernt“, erklärt er. „Wir haben uns immer gegenseitig geholfen und uns unterstützt. Das ist bei mir in die Adern reingeflossen.“ In Dortmund etwa unterstützt er den Elterntreff leukämie- und tumorerkrankter Kinder. Auch gegen Mukoviszidose setzt er sich ein. In Oberhausen ist Tilkowski Botschafter des Friedensdorfes. „Wenn ich die Möglichkeit habe, warum nicht?“ fragt er. „Ich nehme auch nie Geld für mich persönlich an. Das fließt alles auf mein Spendenkonto. Glaubwürdigkeit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Respekt sind die vier Torpfosten, die mich durchs Leben tragen.“
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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