Bücher
Neuerscheinung "Green Space - فضای سبز" - Gedichte in drei Spachen als E-Book und Taschenbuch erhältlich
Ein Buch mit digital gemalten Bildern und Gedichten in drei Sprachen: Deutsch-Dari-Englisch. Erfahren Sie mehr...
Integration
Was bin ich?
mit meinem geläufigen Vornamen trotz afghanischer Herkunft mische ich mich unbedarft unters Volk Zuschreibungen wie „deutschplus“, „postmigrant“, „neue Deutsche“ oder die Diagnose „deutsch mit Migrationshintergrund“ prallen an mir ab doch spätestens wenn mich ein „Biodeutscher“ nach meiner Herkunft fragt platzt der Traum von Zugehörigkeit als ob meine Tarnung aufgeflogen wäre bleibt mir als Antwort ich bin eine „konventionelle Deutsche“ mit Zusatzstoffen völlig unbedenklich ganz nach eurem...
Silvesternacht in Köln, Hamburg, Stuttgart…
als Resultat missglückter Integration und deplatzierter Toleranz organisierten sich Kriminelle in jener Nacht zur Jagd auf Frauen, um sie zu belagern, zu begrapschen und zu bestehlen der Schmerz des Ausgeliefertseins bleibt unerträglich der Glaube an die Rechtstaatlichkeit auch ohne „…zu Fremden eine Armlänge Abstand zu halten…“, die Hoffnung auf Konsequenzen für die Täter gehen einher mit der Sorge, durch einen Generalverdacht alle Flüchtlinge zu diskreditieren © Nadia Kraam Jan....
Festmahl
Festmahl jetzt bin ich gelandet im Revier zwischen Currywurst mit Pommes Schranke und Basmatireis mit Lamm pendle ich hin und her zwischen den Welten beflügelt ohne zu ermüden lasse ich Gewürze regnen für ein Festmahl aus zwei Welten © Nadia Kraam Auszug aus dem neu erschienenen Lyrikband: Unverhüllt
Gesichtslose Opfer
Gutgläubig gabst du skrupellosen Schleusern den letzten Cent für eine Eintrittskarte in die Zone der Rechtlosigkeit ein hoher Preis für einen Tropfen Hoffnung auf eine bessere Zukunft, den du nun mit dem Leben bezahlst. Als das überfüllte Boot kentert, treibst du stundenlang im Meer, bis du in den Fluten deiner Träume namenlos ertrinkst. Die Schlagzeile „Bis zu 700 tote Bootsflüchtlinge im Mittelmeer befürchtet“ bringt die Welt für zwei Sekunden zum Stillstand, bevor Sportnachrichten die...
Aus Anlass des Lynchmordes an einer jungen Afghanin in Kabul am 19 März 2015
Farchunda (فرخنده) während der Mob dich am helllichten Tag mitten in Kabul zu Tode traktiert aus dem Gebäude schleudert um dich anschließend zu überfahren zu verbrennen und in den Fluss zu werfen gaffen Zeugen tatenlos trauernde Frauen mit eisernem Willen und roten Masken tragen dich zu Grabe aus ihren Mündern hallt dein letzter Schrei nach Gerechtigkeit durch die Welt was heute vernichtet wird morgen erblühen geloben sie dir © Nadia Kraam März 2015
Angst
die Furcht begleitet mich wie ein dunkler Schatten sie hält mich fest im Turm meiner Ängste hilflos der Bedrohung ausgeliefert, fröstelt es mich, obwohl ich nicht friere die Stimme verebbt im Gebrüll meiner Panik, bis der Schmerz des Terrors unerträglich wird wortlos erkläre ich dem Graus den Krieg fasse Mut und fange den Schatten mühsam ein die Last auf dem Rücken tragend, gehe ich hinaus auf die Straße für Demokratie und Meinungsfreiheit mit geistiger Bewaffnung der Armseligkeit meiner Ängste...
Ein Stück Hoffnung
wenn die Tage Schleier tragen und das Sonnenlicht verblasst wenn Gedanken nur noch quälen und die Lebensfreude sinkt wenn die Seelen leise weinen und jede Träne zärtlich tröstet dann bette ich ein Stück Hoffnung in mein Herz, um sie später auszugraben © Nadia Kraam
Nachbarschaftsgetuschel
beim Betreten des Hausflurs höre ich Tag für Tag ein Getuschel hinter vorgehaltener Hand, dem ich stets mit einem Lächeln begegne während mein Magen sich verkrampft was kümmert euch meine Lebensweise? will ich heut wütend schreien und merke im Vorbeigehen mit zugeschnürter Kehle wie sich Worte auf der Zunge tänzelnd zu einem flüsternden Gruß verdrehen © Nadia Kraam
Interkulturelle Woche 2014
Mein Statement zum Auftakt der am 19. September bundesweit eröffneten Interkulturellen Woche Multikulturalität ist wie ein Festbuffet. Erst die kulinarische Vielfalt sorgt für wahre Gaumenfreude. © Nadia Kraam 09.14
Stimmen aus Ab-e Barik
unser Leben ist so viel wert solange ihr noch hinschaut auch wenn die Schlammlawine uns längst in ein Massengrab gerissen hat unser Leben ist so viel wert solange ihr uns als „eure“ Opfer seht auch wenn wir schon zeitlebens am Abgrund standen wir haben mehr verloren als das Leben solange die Nachricht „Verschüttetes Dorf mit über zweitausend Toten“ gerade noch als Randmeldung taugt © Nadia Kraam
Wahre Gefühle...
ich juble für die deutsche Nationalmannschaft, wenn es um Fußball geht genieße das Oktoberfest ja, ein Dirndl trage ich auch kritisiere Missstände in unserem Land fühle mich zugehörig bis du mich daran erinnerst, dass ich nicht von hier bin! Wer bist du, dass du meine Gefühle anzweifelst? © Nadia Kraam
Hommage an die Buddha-Statuen von Bamiyan
Am 02. März 2001 begannen die Taliban Milizen mit der sinnlosen Zerstörung der weltberühmten Buddha-Statuen in Bamiyan- Tal. Am 12. März 2001 war der Irrsinn beendet. Dieses traurige Ereignis gibt mir Anlass, meine Gedanken auszudrücken. Gedanken als... Hommage an die Buddha-Statuen von Bamiyan mit Sprengkraft in Schutt und Asche gelegt offenbart sich hinter eurem Antlitz aus Stein ein neuer Glanz vollkommener Weisheit strahlender als tausend Sonnen haltet ihr euren Peinigern den Spiegel vor...
Sichtweise
der Griff nach den Sternen lässt mich unerwartet ins Ungewisse stürzen, aber ungeahnt sanft landen, was mir zu denken gibt, denn mein Leben, wenn auch auf den Kopf gestellt, wird flankiert vom Glücksgefühl, das intensiv und doch deplatziert meine Sicht vom Staub befreit, dessen Körner die Frage formen wer weiß das schon, ob die Sterne oben oder unten funkeln? Aus meinem Gedichtband "Lippenbekenntnisse" Mehr Infos: hier klicken!
Literatur Hotel Preis 2012: Nadia Kraam "Das Lehmhaus"
Als wir das kleine Lehmhaus betraten, überfiel mich ein beklemmendes Gefühl, eine Vorahnung, dass mich hier etwas Grauenvolles erwartete. Das Haus war spärlich ausgestattet. Ein kleiner, handgewebter Teppich mit dem typisch afghanischen Elefantenfußmuster bedeckte den Boden. Die verschiedenen Nuancen von rot, die den Teppich dominierten, stachen mir direkt ins Auge. Der Teppich erinnerte mich an mein eigenes Zuhause in Köln. Trotz der für diese Bergregion üblichen klirrenden Kälte spürte ich...