Nicht nur auf Schönheit achten
Zucht von Rassegeflügel verlangt auch Verantwortung
„Tierschutz geht vor“, erklärt Züchter Manfred Loick aus Dinslaken. „Nicht alles, was schön aussieht, geschieht auch zum Wohle des Tieres“. Für ihn war und ist die Zucht ein Hobby, welches er mehr als 50 Jahre betreibt und auch, wenn er bereits einige Preise gewonnen hat, ist es dem 63jährigen nie darum gegangen.
Als Beispiel nennt Loick die Kropftauben, die er selber rund 40 Jahre züchtete. Außer der Eigenart, sich regelrecht aufzublasen, weisen diese ausladende Federn an den Füßen auf. Ist dieses Merkmal zu stark ausgeprägt, behindern die Federn sie beim Laufen. Haubenhühner, die bereits auf Gemälden alter Meister aus dem 17. Jahrhundert zu sehen sind, können bei zu starker Ausprägung des Merkmals schlecht sehen. Bei anderen Rassen gibt es zu kurze Schnäbel, so dass sie ihre Jungen nicht füttern können.
Forschung auf wissenschaftlichem Geflügelhof
„Wo sind die Grenzen des Akzeptablen bei der Zucht und wie geht man damit um?“ Eine Frage, die ihn auch in seiner Funktion als Preisrichter, die er seit 30 Jahren innehat, stets beschäftigt. „Hier gilt es, nicht nur auf Schönheit, sondern auch auf Übertypisierung zu achten“, versichert er.
Aber was ist zulässig und wo beginnt Qualzucht? Die Kriterien hierzu werden seit rund 20 Jahren durch aufwendige Forschungen auf einem wissenschaftlichen Geflügelhof im Rheinkreis Neuß festgesetzt. Unterhalten wird der Geflügelhof durch den „Verein zur Förderung junger Wissenschaftler in der Rassegeflügelforschung e.V.“ (JUWIRA), dessen 2. Vorsitzender der Dinslakener ebenfalls ist. Auch als 1. Vorsitzender des rechtsrheinischen Kreisverbandes der Rassegeflügelzüchter Wesel-Ost ist sein Bestreben, die gewonnenen Erkenntnisse bezüglich des Tierschutzes bei der Zucht innerhalb des Vereins umzusetzen. Das Vereinshaus der Züchter befindet sich in der ehemaligen Schule Holthausen in Voerde. Neben den relevanten Räumen bietet das Gelände eine Gemeinschaftszuchtanlage mit zehn Parzellen, auf denen jeweils ein Züchter seine Rasse hält. Hier werde auch auf besondere Sauberkeit geachtet, die sei höchstes Gebot, versichert Loick.
Etwa 100 verschiedene Hühnerrassen gibt es. Der Natur entspricht keine der Züchtungen. „Allerdings“, so Loick, „werden beispielsweise Masthähnchen innerhalb 35 Tagen bis zur Schlachtreife gemästet und dann durch den Tod von ihren Qualen infolge zu schwacher Gelenke, Muskeln und daraus resultierender Schmerzen erlöst“. Bei der Zucht von Rassegeflügel hingegen würden die Tiere zumindest vom allergrößten Teil der Züchter liebevoll behandelt, Jungvögel aufgezogen und zur weiteren Zucht verwendet, aber auch verkauft, damit andere Züchter mit ihrer Hilfe weitere Generationen heranziehen könnten. Ins Ausland dürften sie momentan aufgrund der Corona Pandemie und der grassierenden Vogelgrippe nicht verkauft werden.
350 Züchter im Kreis Wesel
Die Vogelgrippe ist auch der Grund, aus dem die Tiere aktuell aufgestallt sein müssen und nicht ins Freie dürfen. „Natürlich leiden sie auch darunter“, resümiert Loick, „aber die Wildvögel sind um diese Zeit nun mal überall und die Gefahr der Infektion ist sehr hoch“.
Er selber züchtet, wie weitere elf im Verein, nur noch Tauben. Zehn hält er in seiner Voliere auf seinem Grundstück. Der Aufstallungspflicht, unterliegen diese nicht, da sie nicht zu den Tieren gehören, die das Virus verbreiten. Es handelt sich um hochfliegende Tauben, die sich bis zu einer Höhe von 1000 m in die Lüfte bewegen. Auch in seiner Anlage herrscht absolute Sauberkeit. „Man kann an schönen Tieren keine Freude haben, wenn man sie nicht richtig hält“, erklärt er.
Etwa 2.300 Züchter sind im rheinischen Landesverband der Rassegeflügelzüchter organisiert, davon wohnen etwa 350 im Kreis Wesel. Im Rassegeflügelzuchtverein Voerde werden von den Züchtern aktuell 4 Entenrassen, 3 Gänserassen, je 10 Hühner- und Zwerghuhnrassen sowie 12 Taubenrassen gezüchtet sowie etwa 25 Ziergeflügelarten (Wildgeflügel) gehalten.
Randolf Vastmans
Autor:Randolf Vastmans aus Xanten |
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