Neue Erfahrungsgruppe für depressive Menschen startet am 10. August
"Niemand ist allein"- Caritas überbrückt die Wartezeit auf einen Therapieplatz

Foto: LK-Archiv
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Belebt ist es im Stadtpark am Montagnachmittag. Eine Gruppe Erwachsener praktiziert Tai-Chi auf dem Rasen, auf dem Spielplatz toben die Kinder. In einer ruhigeren Ecke hat sich eine kleine Frauengruppe getroffen. Sie spielen Wikinger-Schach.

Holzklotze sind auf dem Boden aufgebaut um einen hölzernen König herum, in zwei Mannschaften aufgeteilt, versuchen sie zu gewinnen. Es wirkt heiter, doch der Hintergrund ist traurig. Seit zwanzig Jahren leidet Roswitha K. an Depressionen, Angst- und Panikattacken. Sie besucht die offenen Treffs des Caritasverbands Dinslaken, doch seit der Corona Pandemie war dies schwierig für sie zu bewerkstelligen. Bis vor vier Wochen musste die Erkrankten sich aufgrund der Pandemiebestimmungen zu den Treffen anmelden. Doch das Festlegen erzeugt Druck bei den Erkrankten. Sozialarbeiterin Inge Günzel hatte den Einfall, offene Treffen draußen stattfinden zu lassen.

"Sehr gut aufgehoben!"

„Bei Depressionen neigt man dazu, im Bett zu bleiben. Dadurch fühle ich mich bei diese Spieltreffen sehr gut aufgehoben“, so Roswitha. Wichtig ist es bei dem Spiel, genau zu Zielen. Die Frauen wirken konzentriert, „Sie sind richtig gut geworden im Laufe der Zeit“, so Günzel. Es wird geredet und gelacht. „Ich bin froh hier zu sein, die Treffen sind eine große Stütze“, bestätigt eine andere Teilnehmerin. Neben den offenen Treffen gibt es auch geführte Erfahrungsgruppen, die von der BKK Novitas finanziert werden.
Rund ein Drittel der Deutschen entwickelt im Laufe des Lebens eine Depression. Schwierig wird es, wenn die Betroffenen einen Therapieplatz suchen. Reichen die Gespräche mit dem Umfeld nicht mehr aus, müssen sie bis zu einem Jahr warten. Die rund 20 000 von der Krankenkasse zugelassenen Psychotherapeuten haben oft keine freien Therapieplätze. Genau diese Wartezeit überbrückt das Angebot der Caritas Dinslaken. In einer Erfahrungsgruppe können sich die Betroffenen austauschen. „Die Treffen sind wie eine Wissensbörse“, so Inge Günzel, diplomierte Sozialarbeiterin. Oft geht es um Hilfe zur Selbsthilfe, die Teilnehmer sind Profis und teilen ihr Wissen gern mit den anderen.

Bereits zum zwölften Mal startet eine neue Erfahrungsgruppe, die Leitung gibt Inge Günzel allerdings an ihren Kollegen Mathias Pauly weiter. Start ist am 10. August, gerne nimmt Günzel die Anmeldungen für die freien Plätze entgegen. Was bedeutet meine Diagnose? Welche Wirkung haben die Medikamente? Was hat das ABC-Modell mit Depressionen zu tun und was ist das überhaupt? Diese und viele weitere Fragen besprechen die Betroffenen in der Gruppe. Oft ist die Skepsis vor den Antidepressiva enorm, doch der Erfolg der Gruppe spricht für sich. „Manche brauchen im Anschluss keine Therapie mehr“, berichtet Günzel. Auch eine Studie der Hochschule Rhein-Waal bestätigt den Nutzen der Erfahrungsgruppen.

Auch in der Distanz-Phase

„Wir haben alle unsere Geschichte“, so die Sozialarbeiterin, „meist wissen die Betroffenen nicht, dass sie bereits eine Depressive Phase in ihrem Leben hatten“. Auch während der Corona- Pandemie liefen die Gruppen weiter. Doch die Arbeit war mühsam, es durften weniger Leute dabei sein. In einem großen Raum saßen die Teilnehmer mit Maske und weitem Abstand. Doch immer wieder bestätigten die Betroffenen, dies sei „besser als nichts“. Ein junger Mann berichtet erleichtert, durch Corona seien endlich alle gleich. Nicht nur die an Depressionen Erkrankten zogen sich zurück, auch nicht Betroffene waren gezwungen zuhause zu bleiben.

Die im August startende Gruppe darf die Räumlichkeiten wieder anders nutzen, auch die Maske kann beim Sprechen abgezogen werden. Die Nachfrage sei wieder gestiegen, gerade im betreuten Wohnen, so Günzel. Interessierte melden sich unter 02064-449352.

Autor:

Freya Marzin aus Dinslaken

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