Frauenhaus Dinslaken bietet Schutz
Geschützt und anonym
Wählt eine Anruferin die 13646 in Dinslaken, erreicht sie das Frauenhaus - irgendwo in der Stadt. Allenfalls die Tatsache, dass kein Name auf dem Schellenschild steht, deutet auf einen Grundsatz der Arbeit in diesem Haus: Anonymität.
Jede dritte Frau wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihre Partner*in, frühere Partner*in oder Personen aus dem familiären Umfeld. Jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau durch dessen Hand. Täglich gibt es einen polizeilich registrierten Tötungsversuch an einer Frau.
Beleidigungen, Drohungen und Schläge. Körperliche und seelische Übergriffe erfahren nicht nur die Frauen. Opfer der häuslichen Gewalt sind oft auch deren Kinder – und zwar aus Familien aller sozialen Schichten und Kulturen. Die Dunkelziffer ist nicht bekannt, denn aufgrund von Abhängigkeitsverhältnissen wird Gewalt in Partnerschaften selten polizeilich angezeigt.
Ruhe und Schutz
Zuflucht finden die Betroffenen im Frauenhaus. „Wir bieten ihnen die Möglichkeit, das gewalttätige Umfeld zu verlassen“, sagen die Vereinsfrauen vom Trägerverein des Frauenhauses in Dinslaken „Frauen helfen Frauen e. V“. Wer Kontakt zu ihnen aufnimmt, dem wird eine ruhige, anonyme und geschützte Unterkunft geboten. „Wir begleiten die Frauen und deren Kinder ein Stück weit auf ihrem Weg in ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben.“ Es gehe um Hilfe zur Selbsthilfe.
Bis der Schritt gegangen wird, Hilfe in Anspruch zu nehmen, haben sie körperliche Gewalt ausgestanden, immer neue Demütigungen erlebt. Viele Frauen planen ihre Flucht über einen längeren Zeitraum. Manche verlassen situationsbedingt fluchtartig ihr Zuhause. „Wir sind dann schon froh, wenn ein Personalausweis mitgenommen wurde“, erzählt eine Mitarbeiterin, denn der sei neben dem Stammbuch das wichtigste Dokument, welches die Zufluchtsuchenden an sich nehmen sollten.
Anonymität
Neben Beratungsangeboten und Kriseninterventionen vor Ort und telefonisch, bieten die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses auch Unterstützung zur Existenzsicherung an. „Wir sind uns der Ängste und Sorgen bewusst, die die Frauen mitbringen“, erzählt sie. Diskretion und Anonymität seien daher Grundsätze ihrer Arbeit. Sind die Kinder schulpflichtig, wird ein Platz organisiert. Behördengänge sind unumgänglich, ein schwieriges Thema bleibt die Anonymität, wenn Väter Kontakt zu ihren Kindern aufnehmen wollen.
Wider Erwarten wurde das Angebot des Frauenhauses in der Corona-Krise nicht häufiger in Anspruch genommen. Man weiß von Frauen, deren Angst sich im Frauenhaus mit dem Virus zu infizieren so groß war, dass sie lieber in ihrer persönlichen Notlage ausharrten. Ein anderer sei, dass sie während des Lockdowns stärker unter der Kontrolle ihres Partners standen. Oft waren sie dadurch nicht in der Lage, den Kontakt zum Frauenhaus oder auch zur Polizei unbeobachtet herzustellen. „Obwohl die Gewalttaten während Corona gestiegen sind, gab es weniger Fluchtmöglichkeiten“, wissen die Mitarbeiterinnen.
Rund um die Uhr erreichbar
Das Frauenhaus Dinslaken bietet jederzeit Platz für zufluchtsuchende Frauen. „Wir tauschen uns mit anderen Frauenhäusern aus“, sagen sie. Einige Frauen, die im Dinslakener Frauenhaus untergebracht sind, kommen von weither, um möglichst viel Distanz zu schaffen. „Für Frauen aus Dinslaken und der Umgebung sind wir natürlich die erste Anlaufstelle.“ Rund um die Uhr ist eine Mitarbeiterin des Frauenhauses erreichbar. Schutzsuchende werden an einem neutralen Ort von einer Mitarbeiterin aufgenommen.
„Wir möchten Frauen dazu ermutigen, das gewalttätige Umfeld zu verlassen“, betonen die Mitarbeiterinnen. Daher appellieren sie eindringlich an alle Betroffenen, das Beratungsangebot in Anspruch zu nehmen. Dies sei ein erster Schritt selbstbewusst ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Zieht eine Bewohnerin aus, wird die Verbindung nicht abgebrochen. Die Nachberatung gehört zu den Angeboten des Frauenhaus-Teams. Das gilt auch, wenn eine Bewohnerin zu ihrem Mann zurückkehrt. Das wird respektiert. „Wir wissen, dass einige Frauen mehrere Anläufe brauchen.“
Der Verein „Frauen helfen Frauen Dinslaken e. V.“ beschäftigt derzeit sechs hauptamtliche Mitarbeiterinnen. 10 aktive und 75 passive Mitglieder unterstützen die Arbeit. Finanziert wird er durch das Land NRW, Stadt Dinslaken und das Jobcenter/Kreis Wesel. Die Leistungen sind nicht kostendeckend. Der Rest muss durch Spenden und Mitgliedsbeiträge getragen werden. Daher sucht der Trägerverein des Frauenhauses „Frauen helfen Frauen e. V.“ Unterstützung. Durch weitere Mitglieder (nur für Frauen möglich) oder Spenden. Weitere Informationen unter www.frauenhaus-dinslaken.de.
Frauen helfen Frauen e. V.
Wer Spenden oder Mitglied (nur für Frauen möglich) werden möchte, kann unter Tel. 02064-13646 oder per E-Mail info@frauenhaus-dinslaken.de Kontakt aufnehmen.
Spendenkonto: Frauen helfen Frauen e. V., Nispa, IBAN: DE56 3565 0000 0000 1209 98
Autor:Dunja Vogel aus Voerde (Niederrhein) |
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