Friedensdorf fliegt den 54. Hilfseinsatz in Angola
Friedensdorf fliegt den 54. Hilfseinsatz in Angola. 71 Kinder landeten in Düsseldorf zur medizinischen Behandlung – fast genauso viele flogen am Dienstag gesund nach Hause. Eindrücke von vor Ort und wundersame Begebenheiten auf dem Flug.
Das Friedensdorf hat seit dem frühen Freitagmorgen 71 Kinder mehr zur medizinischen Behandlung in Deutschland. Die Mädchen und Jungen trafen mit der eigens gecharterten Maschine aus Angola ein, einige von ihnen sind so schwer verletzt, dass sie umgehend in Kliniken in ganz Deutschland gebracht wurden. Viele Mitarbeiter von unterschiedlichen Verbänden des Deutschen und Bayerischen Roten Kreuz übernahmen erneut den Transport in die Krankenhäuser. Der Rest der Gruppe fuhr zunächst mit Bussen der Stoag nach Oberhausen und erholt sich nun im „Dorf“ an der Rua Hiroshima von der langen Reise, bevor es zur Behandlung ins Krankenhaus geht.
Berührender Erlebnisbericht der Heimreise
Die gleiche Maschine hatte am Dienstagabend Düsseldorf in Richtung angolanischer Hauptstadt verlassen. Nach über zehn Stunden Flug wurden Kinder und Eltern nach langer Zeit des Wartens wieder vereint. Eine Begleiterin der Kindergruppe bloggte am Mittwochabend:
„In was für eine Welt gehen die Kinder, unsere Friedensdorf Jungen und Mädchen zurück? Auf den Besucher wirkt alles surreal, fremd und unübersichtlich. Doch für die Kinder ist es zu Hause. Oft wird im Friedensdorf berichtet, wie die Kinder beim Landeanflug "Nach Hause, Nach Hause" oder auch "Angola, Angola" rufen. Man ist also vorbereitet, doch wenn der Moment da ist, wenn das Sitzgurtzeichen eingeschaltet ist und die Maschine sich afrikanischem Boden nähert, ist es doch ganz anders, einzigartig. Viele Kinder haben nach dem Frühstück noch mal gedöst und wachten erst nach und nach ganz auf und immer wieder stießen sie kleine Überraschungsrufe aus, wenn sie aus dem kleinen Fenster ihre Heimat erblickten. Wurden lauter und lauter, bis er da war: Der Stimmenchor der "Angola, Angola" rief. Und in diesen Worten der vielen Kinder lag so viel Zuversicht, Freude und Überwältigung. Da ist sie dann, die Gänsehaut und vielleicht auch das Tränchen in den Augen, bei dem Versuch die Gefühlswelt der Kinder nachzuempfinden, sich mit ihnen zu freuen.“
Gelebte Solidarität – Die Kinder muntern sich gegenseitig auf
Wer die heute früh gelandeten Mädchen und Jungen in Düsseldorf nur kurz gesehen hat, kann sich nur schwer vorstellen, dass auch sie in nur sechs Monaten ebenso im Flugzeug gen Heimat sitzen werden. Schwere Knochenentzündungen, die in den oft schwachen Kinderkörpern große Schmerzen auslösen, Kieferklemmen, urologische Probleme – die Diagnosen lesen sich schwer und sind es auch. Nur die Kinder kommen nach Deutschland, die zu Hause keine Chance auf eine Behandlung haben, die sie so dringend brauchen. Doch die Friedensdorf Mitarbeiter, die mit in Angola waren, berichten auch von diesen Kindern wahre Heldengeschichten. So tröstete die 10-jährige Felicitas, die selbst nur unter Schmerzen laufen konnte den ganzen Flug über den 3-jährigen Carlos. Unermüdlich summte sie ihm „Por que dormes, irmãozinho?“ ins Ohr – die portugiesische Version von Bruder Jakob und sorgte so dafür, dass der Junge bald einschlafen konnte.
Die Eindrücke aus Angola könnten derweil widersprüchlicher nicht sein und irgendwie mag die Kindergruppe so gar nicht in das Bild des eigentlich reichen Landes passen: Neben den vielen Hochhäusern, Banken, Ölfirmen und anderen internationalen Unternehmen wirken die Kinder mit ihren extremen Verletzungen wie aus einer anderen Welt. Doch auch nach 20 Jahren der Hilfe, zeichnet sich keine Tendenz ab, dass die Kinder zu Hause behandelt werden könnten. Und so plant das Friedensdorf demnächst den 55. Hilfseinsatz im November. Vielleicht singt Felicitas Carlos „Bruder Jakob“ dann auf Deutsch vor.
Ein großes Dankeschön gilt erneut dem Flughafen Düsseldorf für den reibungslosen Ablauf und natürlich den „Sternstunden“ des bayerischen Rundfunks, die diesen Flug finanziert haben.
Autor:Ana Lange aus Dinslaken |
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