Was ein Banker heute alles können muss

Ulrich Schneidewind über Ausbildung und Karrierechancen bei der Sparkasse:

Hohe Erfolgsquote bei den Auszubildenden verzeichnet Sparkassenchef Ulrich Schneidewind, aber es ist schwierig, die richtigen zu finden.

Der NA fragte den Vorstandsvorsitzenden selbst zu Nachwuchspflege, Ausbildung und Aufstiegschancen bei der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe: Wie geeignete Mitarbeiter finden und längerfristig binden? Die immer älter werdende Gesellschaft bringt wachsenden Mangel an qualifizierten Fachkräften. Über die Zahl der Bewerber kann sich das städtische Geld-Institut nicht beklagen. Aber wie findet man die besten Kandidaten?

Niederrhein Anzeiger: Welches Anforderungsprofil an Auszubildende haben Sie?

Ulrich Schneidewind: Bei uns können sich junge Menschen aller Schulformen mit dem Abschluss der 10. Klasse bewerben. Gesamtschule, Realschule und Gymnasium. Natürlich auch mit Voll-Abitur oder sog. Wirtschafts-Abitur.
Verglichen mit meinen Anfängen hat ein extremer Wandel in den Voraussetzungen für den gesamten Bank-Beruf stattgefunden. Früher lag der Schwerpunkt auf Buchführung, heute auf Vertrieb. Wir suchen gute Verkäufer für unser Angebot an Finanzprodukten. Freude am Umgang mit Menschen ist Voraussetzung. Gute Noten in Mathe, Deutsch, Englisch sind auf jeden Fall gut. Aber wir haben auch gemerkt, dass gute Schulnoten nicht alles sind. Ein guter Autoverkäufer muss ja auch keinen Ölwechsel mehr können. Und ein guter Vertriebsmann keine Buchungen. Wir laden heute unsere Bewerber zu einem eigenen schriftlichen Test ein und vergeben Zensuren. Nur wer den besteht, kommt in die Auswahl, ab hier werden alle gleich behandelt. Wir bilden in der Regel 10 Bewerber pro Jahr aus, mit dem Ziel, sie auch zu übernehmen.

In der nächsten Runde werden gruppendynamisch die sozialen Kompetenzen in Übungen getestet. Eine gleiche Anzahl von Beobachtern achtet dabei jeweils auf zwei Kandidaten. Auch müssen die Bewerber in einem Brief darlegen, warum sie gerne bei uns arbeiten wollen, was von uns als Arbeitgeber erwartet wird und welche beruflichen Ziele angestrebt werden. Dann analysieren wir unsere Eindrücke und wenn einmal diametral unterschiedliche Einschätzungen vorliegen, schlägt der Vorstand vor. Danach stehen 2,5 Jahre Ausbildung in den unterschiedlichsten Bereichen der Sparkasse an. Wir sind stolz auf unsere sehr hohe Erfolgsquote beim Abschluss unserer Auszubildenden!

Niederrhein Anzeiger: Das hört sich ja nach einem professionellen Casting an. Welche Karriere-Möglichkeiten hat man dann innerhalb der Sparkasse?
Ulrich Schneidewind: Früher war der Bank-Beruf sehr attraktiv, in den letzten Jahren bemerken wir, dass die Qualität der Bewerber sinkt, bzw. dass wir an die ganz Guten nicht mehr heran kommen, weil die sich anders orientieren. Dabei bieten wir vielfältige Karriere-Möglichkeiten an: Im ersten Jahr durchläuft man Abteilungen wie Service, Girokonto, Zahlungsverkehr oder Individual-Kundenberatung. Im zweiten Jahr u.a. Private-Banking, Kreditabteilung und Stabsabteilung. Zur Abschluss-Prüfung gehört heute auch ein Vertriebs-Gespräch. Im Gegensatz zu Groß-Banken ist unsere Ausbildung als Sparkasse „breit aufgestellt“. Wir unterrichten intern und mit Blockunterrichtsphasen im Berufskolleg.

Wenn man seinen Bankkaufmann/frau hat, wird gemeinsam geschaut, wo wer am besten zum Einsatz kommen kann. Hat man Neigung und Talent für den Markt (Vertrieb), für den Stab oder den Betriebsbereich? Entsprechende Fortbildung und Förderung laufen Hand in Hand. Auch die weitere Karriere kann gemeinsam geplant und von uns gefördert werden: Sparkassen-Betriebswirt und das Highlight, der Diplom-Sparkassen-Betriebswirt.

Um die Attraktivität des Ausbildungsberufes „Bankkauffrau/mann“ zu erhöhen, beabsichtigen wir demnächst duale Ausbildungsplätze anzubieten. Dabei absolviert der Auszubildende neben seiner Ausbildung noch ein Studium, beispielsweise an der FOM (Hochschule für Ökonomie & Management in Köln). Nach unserer Meinung könnten wir damit die Qualität der Bewerber deutlich erhöhen.
Wir haben Karrieren innerhalb des Hauses, die vom Auszubildenden bis in den Vorstand führen. In der Regel bleibt man bei seiner ursprünglichen Sparkasse. Ich bin da eine seltene Ausnahme: ich komme ursprünglich von der Sparkasse Recklinghausen. Dort war seinerzeit von der Altersstruktur keine zeitlich überschaubare Möglichkeit zur Verbesserung gegeben und so habe ich die Chance in Dinslaken genutzt.

Hier in Dinslaken haben wir 440 Mitarbeiter, die sich als Sparkassen-Familie verstehen. Zum Berufsbild gehören u.a. gepflegtes Aussehen und vollständige Vertrauenswürdigkeit im Umgang mit Bankgeheimnissen, auch nach Feierabend.

Niederrhein Anzeiger: Seit der Finanzkrise sind viele Vorurteile gegen den Bankberuf gewachsen. Hat die Sparkasse als kommunales Institut darunter auch zu leiden?

Ulrich Schneidewind: Im Gegenteil, viele Kunden sind gerade deshalb zu uns gewechselt. Unser Schwerpunkt als städtisches Unternehmen ist ja die Finanzdienstleistung für Dinslaken, Voerde und Hünxe. Und wir wollen unsere gesellschaftliche Verantwortung ernstnehmen, zB mit unserer Bürgerstiftung, die sich ertragsunabhängig aus den Zinsen der ursprünglichen Einlagen speist. So können wir viele Projekte unterstützen, die durch die schlechte Finanzlage des städtischen Haushaltes sonst keine Chance hätten. In Sport, Kultur und sozialen Einrichtungen. Auch hier gibt es vielfältige Aufgaben in unserem Haus. Insgesamt ist es also vielversprechend für qualifizierte Bewerber, sich als Auszubildende in unserem Hause zu bewerben.

Niederrhein Anzeiger: Früher hätte ich wohl schreiben müssen: Verbindlichsten Dank, Herr Direktor. Sie haben u.a. diese Anrede abgeschafft. Also, Danke sehr, Herr Schneidewind. cd

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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