Von der "kleinen Maus" zur stolzen Eisprinzessin
Dinslakens Ausnahmetalent Celine Göbel über den dreifachen Toeloop und blaue Knie
Sie schweben wie Elfen übers Eis. Sie funkeln und tragen ein Lächeln im Gesicht, als spürten sie keine Anstrengung. Doch hinter dem Bild der schönen Eisprinzessinnen verbirgt sich vor allem Arbeit, Fleiß und verdammt viel Ehrgeiz.
Aber wie hält man so etwas durch? Celine Göbel lächelt und bestätigt: "Es ist die Leidenschaft, die einen trägt, und der Ehrgeiz, der einen immer wieder aufrichtet." Denn auch im Leben der deutschen Landesmeisterin 2016 gibt es Stürze, Frustrationen und oftmals ziemlich blaue Knie. Doch das ist schnell vergessen, denn das Glück und die Euphorie, diese unbändige Leidenschaft für den Sport gleichen das alles aus.
Sprünge waren erst einmal auf Eis gelegt
Und solch eine Leidenschaft lebt in der 16-jährigen Dinslakenerin, die seitdem sie denken kann auf dem Eis steht. Fünf- bis sechsmal in der Woche trainiert sie in Essen und im Olympiastützpunkt Westfalen in Dortmund, um sich ihrem Ziel, in den Bundeskader zu kommen, zu nähern. Die Bedingungen dafür hatte sie bereits vor zwei Jahren erfüllt, doch durch eine Verletzung im Sprunggelenk musste sie pausieren. Mit der Unterstützung ihres Physiotherapeuten Marcel Piekarczyk schaffte sie den mühsamen Weg zurück.
In den ersten drei Wochen durfte sie nur auf dem Eis laufen, später die ersten Sprünge trainieren und den Ballettunterricht zusätzlich wieder aufnehmen. Kein Wunder also, dass Celine strahlt, als sie mir erzählt, wie sie vor einer Woche zum ersten Mal den dreifachen Toeloop gestanden habe. Wow, das muss ein fantastisches Gefühl sein. Ebenso, wenn ein Michal Brezina, der bei der EM Dritter und bei der WM Vierter wurde, einem beim Training zuschaut und beim dreifachen Salto einfach mal anerkennend applaudiert. Denn das sind natürlich die Highlights einer so jungen Leistungssportlerin, die Erfolge des harten Trainings auszukosten. Ebenfalls die Tatsache, dass sie von einer der besten Trainerinnen, Gudrun Pladdies, seit zehn Jahren trainiert wird. Denn die hatte die kleine Celine im Alter von sechs Jahren zufällig beim Training gesehen, ihr Talent erkannt und sie sich somit als Schülerin "ausgesucht". Die Erfolge können sich sehen lassen: In der deutschen Nachwuchsmeisterschaft erreichte sie 2014 bereits den dritten Platz, Stadtmeisterin in Essen wurde sie 2015/2016 und Landesmeisterin von Nordrhein-Westfalen 2016.
Jedes Jahr studiert sie eine neue Choreographie ein, entweder eine Kür (3.50 Minuten) oder ein Kurzprogramm( 2.40 Minuten), welche sie dann zwei Jahre lang zeigt. "Meine derzeitige Kür ist auf die Musik des Musicals Cats abgestimmt, während das Kurzprogramm zum Titel Ne Na Na Na läuft."
Celine entwirft ihre Kostüme alle selbst
Bei der Musikauswahl bestimmt sie übrigens mit, eine Eigenschaft, die sie im Bereich ihrer Kostüme ebenfalls anwendet. Denn hier zeigt sie zusätzlich ziemlich viel Kreativität. Alle ihre Kleider sind von ihr selbst entworfen. Dass die Umsetzung dabei schon einmal 840 Euro gekostet hat, passt dann wiederum stilecht zu ihren mit Glitzer besetzten Schuhen, denn die kosten nur schlappe 1.000 Euro. Ein kostspieliger Sport, wissen auch die Eltern von Celine Göbel, allerdings ist der Stolz der Familie so groß, dass das nun mal in Kauf genommen wird. Wenn es im Sommer und im Herbst nach Oberstdorf zum Training geht, reist die komplette Familie mit, und auch die Oma begleitet ihre Enkelin gerne zu ihren Wettkämpfen.
Doch wie kam sie eigentlich zum Eissport, will ich von Celines Mutter Ilona wissen. "Als Celine vier Jahre alt war, habe ich sie mit zu einem 'Snoopy-Kurs' genommen, da wurden die Kleinen von einem Snoopy-Wagen gezogen. Danach war es um sie geschehen." Mit sechs Jahren spielte sie dann die 'kleine Maus' in "ANJA`S KIDS ON ICE" Eismärchen. "Da hab ich gemerkt, dass ich springen möchte. Nicht nur einfache Sprünge, richtige Sprünge", ergänzt Celine. Ihr Vorbild ist übrigens Aljona Savchenko, die sie aus Oberstdorf persönlich kennt, denn der Paarlauf wäre auch etwas, wofür sie sich begeistern könnte.
"Und was sind deine weiteren Ziele?", will ich wissen. "Nach der Verletzung möchte ich mich auf jeden Fall wieder für die Aufnahme in den Bundeskader qualifizieren, aber das wichtigste ist natürlich, dass ich gesund bleibe." Darüber hinaus geht Celine noch zur Schule, genau genommen in die Q1 des Otto-Hahn-Gymnasiums, einer verdammt kooperativen und netten Schule, wie Mutter und Tochter erklären, habe man dort doch vollstes Verständnis für die sportlichen Ambitionen der Schülerin, die man versuche, in jeder Hinsicht zu unterstützen.
"Hauptsache,ich bleibe gesund"
Leistungskurs neben, man staune Sport, ist übrigens Deutsch, denn es gibt bereits Pläne für die Zeit außerhalb der Eissporthalle. Celine möchte gerne Grundschullehrerin werden, für diese selbstbewusste und charmante junge Frau bestimmt kein dünnes Eis. Süße sechs Jahre war die kleine Celine, als sie ihr erstes Kür-Kostüm bekam.
Autor:Regina Katharina Schmitz aus Dinslaken |
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