Unter Quarantäne

Ich sag es Ihnen - man hat es nicht leicht, wenn man mit Hypochondern zusammenarbeitet. Seit ein paar Tagen bin ich erkältet (wahrscheinlich hab ich mich bei meinem kleinen Neffen angesteckt - es gibt ja bekanntlich für Erwachsene nicht aggressiveres als Kinderviren) - und meine lieben Kollegen würden mich nun, aus lauter Angst, sich anzustecken, am liebsten in eine Quarantäne-Box setzen. Egal, wie oft ich versichere, es sei nur eine schnöde Erkältung - es werden Vorsichtsmaßnahmen getroffen, als sei ich an offener TB erkrankt oder hätte Verdacht auf Hühner-, Schweine- oder sonstige tierähnliche Grippe.
Demonstrativ steht das Desinfektionsgel auf dem Tisch und wird massiv eingesetzt, sobald ich etwas angefasst habe. Wenn huste, niese oder mir die Nase putze, bringt sich alles um mich herum sofort in Sicherheit. Ich bekomme kein fürsorgliches „Gesunheit“ zu hören, sondern immer nur ein „Iiiih - geh weg, steck mich bloß nicht an!“
Aber glauben Sie mir - ich werde mich rächen. Denn eines Tages werden auch meine Kollegen erkältet sein, allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz, und dann werde ich zurückschlagen. Und wenn das nicht von allein passiert - dann komme ich mit meinem lieben kleinen Neffen vorbei....

Autor:

Silke Brembt aus Mülheim an der Ruhr

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