Und Leichen pflastern ihren Weg...
Krimi-Autorin Jess Geiger und ihre bewegtes Leben am Niederrhein
Da, wo sie auftaucht, ist der Tod nicht weit: Jess Geiger schreibt Krimis. Beständig sucht sie nach Tatorten, Tätern und Motiven für ihre Geschichten.
Jess Geiger: „Seit ich als Kind in einem Haus groß geworden bin, in dem zuvor drei Menschen getötet wurden, scheinen mich Leichen, egal ob durch Unfälle, Krankheiten, Selbstmord oder Morde aus dem Leben geschieden, zu verfolgen. Ob in der Nachbarschaft, im Bekanntenkreis, im Urlaub oder eigentlich überall komme ich in Kontakt zu Tod, Mord, Mörder oder Kripo. Da lag es nahe, beim Schreiben erst mal im Krimi-Genre zu landen.
Ich wundere mich schon gar nicht mehr, wenn ich z.B. im Urlaub in einem Zimmer aufwache, in dem über mir ein interessanter Haken hängt und ich erfahre, dass sich daran schon ein oder mehrere Personen erhängt haben.
Anfang des Jahres bekam ich meine erste Reha und keine hundert Meter entfernt geschah direkt ein Mord. Die intensiven Gespräche mit den ermittelnden Kommissaren, die sich täglich im Haus aufhielten, trugen wesentlich zu meiner Genesung bei.“
Seit über 15 Jahren ist Jess Geiger im kulturellen Bereich tätig, fast immer ehrenamtlich. „Seit Mitte der 90-er gab und gibt es immer ein oder zwei Bands, die ich unter meine Fittiche nehme und manage.“ Dies sind meist Bands aus dem Freundeskreis, u.a. aus Dinslaken, Duisburg oder Gelsenkirchen. Daraus entstand auch ihre Tätigkeit als Bookerin bei „Schröders Roadmanagement“, im Tour und Stage-Management-Bereich und in der Organisation und Betreuung von Bühnenprogrammen.
2000 veröffentlichte sie ihren ersten Kurz-Krimi: „Dienstuntauglich“ in dem es um eine Tote im Tenderingssee geht.
Apropos Tenderingssee: Die Leiche fand sie übrigens gemeinsam mit Uschi Blum, die damals noch Hildegard Sterczinsky hieß und mit der sie damals gemeinsam die Volksschule besuchte (nachzulesen auf der Homepage des Niederrhein Anzeigers). Seit 2009 ist sie sehr aktives Mitglied im „Uschi Blum-Fanclub“. Dort bekleidet sie das Amt der kreativen und psychologischen Beraterin, nicht nur für die Club-Mitglieder, sondern auch, wie man munkelt, für die „Miss Dinslaken der Herzen“ selbst (auch nachzulesen auf der Homepage des NA).
Apropos kreativ : In 2000 erlebte sie eine wahre kreative Explosion: Sie professionalisierte nicht nur das Schreiben, sondern auch die Musik, diesmal mehr selbst aktiv. Sie spielte erst in der Afro-Band „Kankurangh“ aus Walsum und jetzt bei „Mamaliye“ (afrikanisches Trommeln).
2000 entdeckte sie auch ihre Leidenschaft für die bildende Kunst, anfangs durch die Malerei. Eins ihrer Werke „Entflammt“ hängt seit drei Jahren als Leihgabe im Dinslakener „Kopier- und Druckcenter“ am Neutor 26. Momentan bleibt ihr nur noch Zeit für „Kunst im Alltag“, speziell im Garten (mit Treibholz, Schrott und Knochen).
Apropos Garten: In ihrer Vita der „Sisters In Crime“ (Vereinigung deutschsprachiger Krimi-Autorinnen), der sie sieben Jahre angehörte, steht: „ ... Kein Mann, keine Kinder, keine Haustiere, dafür aber einen riesigen Garten ....“ Freunde bezeichnen sie gern als den “totalen Garten-Freak.“
Apropos „Sisters In Crime“: Seit ihrer ersten Veröffentlichung 2000 hat sie bisher sechs Kurzkrimis in fünf Anthologien veröffentlicht. „Was ist los auf 117?“ gab‘s nicht nur im Buch, sondern auch auf einer Hörbuch-CD („Menschen im Hotel“) und auf der Bühne.
2002 schrieb sie mit Martin Theus (+ 2006) das Hörspiel „Zwei Wünsche“, das bis 2004 mehrmals als Hörspiel-Lesung aufgeführt wurde: Erst als „Die Zwei“, später als „Criminal4“ mit Unterstützung einer Vorleserin und Luna Radio als Produzent, 2004 auf der „Criminale“.
Apropos Vorleserin und sich-im-Hintergrund-halten: Auch bei ihrem aktuellen Bühnenprogramm ist sie so gut wie nicht zu sehen und agiert lieber außerhalb des Scheinwerferlichts. 2006 trieb sie das Kabarett-Quartett RESTKULTUR erst zusammen und dann auf die Bühne, und das nicht nur im Dachstudio, sondern auch bei der Extraschicht auf der Zeche Lohberg. „In erster Linie sehe ich mich als Autorin - auch bei RESTKULTUR . Ich mache lieber Booking, Management, Requisitenbau und alles, was dazu gehört, als dort oben auf der Bühne zu stehen.“
Anlässlich der ersten Premiere im Dachstudio weihte die Bibliotheksleiterin Edith Mendel das Regal „Dinslakener Autoren“ ein.
Apropos Edith Mendel: Als Jess Geiger ihr die CD-Anthologie „Schokolade für die Ohren“ für die Bibliothek schenkte, wuchs nicht nur die gemeinsame Idee für das Regal mit ausschließlich Büchern Dinslakener Autoren, sondern wurde auch in den nächsten Monaten direkt umgesetzt. Jess Geiger sprach verschiedene Autoren an und „trieb“ Exemplare für das Regal „zusammen.“
Im Januar 2010 ist Dinslaken der erste „Local Hero“ der Kulturhauptstadt 2010. Jess Geiger wird dort gleich zweimal vertreten sein, am Freitag, 15. Januar, mit der Afro-Band „Mamaliye“ in der Kirchengemeinde Möllen und am Samstag, 16. Januar von 10 bis 22 Uhr mit „RESTKULTUR on tour“, unter dem Motto: „Kabarett im Alltag – an ungewöhnlichen Orten“. Vorbereitungen dazu laufen bereits seit Mitte 2008.
Außerdem plant sie für Weihnachten 2010 eine skurrile Weihnachts-CD mit Mario Sütel (Tontechniker) mit Dinslakener Autoren, die Fertigstellung ihres Romans sowie mehrere Projekte, die bereits „angeleiert“, aber noch nicht spruchreif sind.
Seit über 15 Jahren ist sie als Diplom-Sozialarbeiterin im sozialen Brennpunkt in Familien mit Multiproblematik tätig. Vor vier Jahren absolvierte sie zusätzlich eine Ausbildung als Lerntherapeutin und machte sich danach direkt selbstständig. Zusammen mit Silvia Weien gründete sie das Lerninstitut „Amadäus“, das sich nach einem Umzug seit 2008 in der Gemeinschaftspraxis Mußmann-Weien in Eppinghoven an der Kerkmannstraße 2, Telefon 0177/4076155, befindet. Lerntherapie richtet sich an Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten, z.B. Legasthenie, Dyskalkulie (Rechenschwäche) oder Lese-Rechtschreibschwäche.
Apropos soziales Engagement: Vor zehn Jahren war sie ehrenamtlich im Eine-Welt-Laden tätig. Nun liebäugelt sie mit dem Kulturkreis Dinslaken und dem Einsatz in der Freiwilligen Zentrale. Jess Geiger: „Die Mischung Diplom-Sozialarbeiterin und Bandbetreuung, sowie die Mischung Diplom-Sozialarbeiterin und Krimi-Autorin haben sich als sehr ergänzend, konstruktiv und erfreulich sinnvoll herausgestellt.“
Diese Mischung macht’s und brachte ihr den Ruf ein: „Sie bringt zusammen, was zusammen gehört“. So entstanden nicht nur Bands, Bücher und Veranstaltungsreihen, sondern sie stiftete auch Freundschaften oder Ehen. Beruflich spinnt sie Netzwerke; bringt die richtigen Leute an den gleichen Tisch. Und Jess Geiger macht weiter als „Kupplerin“ , sei es im privaten oder im kulturellen Bereich. 8erschienen im Niederrhei Anzeiger 11/09 / gh/jg)
Autor:Günter Hucks aus Dinslaken |
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