Stadtwerke Dinslaken: Seit 110 Jahren Licht und Wärme für die Stadt
Dinslaken. Mit Gas und Wasser fing hier einmal alles an: 1903 wurde es den Dinslakenern endgültig zu dunkel in der nächtlichen Stadt. Die Gründung eines Gas- und Wasserwerkes wurde beschlossen und die Stadt erleuchtet. Heute gehören die Stadtwerke Dinslaken und ihre Tochter- und Beteiligungsgesellschaften zu den großen regionalen Energiespezialisten Deutschlands. Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Thomas Götz exklusiv für unsere Leser im Local-Hero-Interview:
2001 verschlug es den Saarländer Dr. Thomas Götz an den schönen
Niederrhein zu den Stadtwerken Dinslaken.
Dr. Thomas Götz: „Meine Frau und ich haben nie an der Scholle geklebt. Und die Chance, Geschäftsführer der hoch interessanten Stadtwerke-Dinslaken-Gruppe zu werden, hat mich natürlich sehr gereizt.
NA: Sie sind von Hause aus Jurist, da denkt man doch nicht sofort an Energiewirtschaft?
Dr. Götz: Da bin ich wohl ein gutes Beispiel dafür, dass ein Jura-Studium die Grundlage für vieles sein kann. Nach meinem Abi in Neunkirchen, hab ich in Saarbrücken studiert. Das erste und zweite Staatsexamen in Mainz angeschlossen und dort auch erste Kanzlei-Erfahrungen gesammelt. Dann ging ich zurück ins Saarland, wo ich in großen Firmen u.a. im Vertrieb und Marketing tätig war.
Erfahrungen auch in Polen gesammelt
Während dieser Zeit war ich auch Geschäftsführer einer Kraftwerksgesellschaft. Danach habe ich als Geschäftsführer einer Energieversorgungsgesellschaft in Polen internationale Erfahrungen gesammelt. Als dann 2001 die Chance zu einem Wechsel in eine Unternehmensführung des überregionalen Energieversorgungsunternehmens Stadtwerke Dinslaken und Fernwärmeversorgung Niederrhein kam, war das irgendwie ein logischer Sprung.
Damals war die Zeit der großen Energie-Monopole. Und so eine Herausforderung, ein erfolgreich expandierendes Unternehmen wie die Dinslakener Stadtwerke weiter fit für die neue Energiewelt zu machen, kommt nicht so oft im Leben.
Die Vorgaben der Politik waren auch vernünftig: Günstige Versorgung der Bürger mit Strom, Wasser und Wärme. Gewinnmaximierung stand und steht noch immer nicht an erster Stelle. Dass wir heute im Vergleich auch mit vielen benachbarten Großstädten so gut dastehen, ist auch der Investionspolitik meiner Vorgänger zu verdanken.
Fit für die neue Energiewelt werden
So haben die Stadtwerke Dinslaken schon Anfang der 60-er Jahre den Schritt in die umweltschonende Fernwärme gemacht. Schon früh industrielle Abwärme genutzt und mit eigenen Ingenieuren massgeschneiderte Lösungen für Kunden geplant und umgesetzt. So dass wir heute, lange vor den Mitbewerbern, auch in diesem Sektor die Nase vorne haben. Wir bekommen viel Besuch in unseren modernen Heizkraftwerken von Verantwortlichen aus ganz Europa, die sich unsere Projekte ansehen.
Oft sind Städte darunter, die bedauern, dass sie ihre Stadtwerke aufgegeben oder verkauft haben. In Dinslaken war z.B. das Evangelische Krankenhaus einer unserer ersten Fernwärmekunden, aber auch überregional waren wir schon früh engagiert: u. a. beim Flughafen Köln/Bonn, der bis heute von uns mit
Wärme, Kälte und Strom versorgt wird.
So hat diese frühzeitige Nutzung von industrieller Abwärme und Kraft-Wärme-Kopplung sowie die Verwertung von Grubengas in Blockheizkraftwerken zur Strom- und Wärmeversorgung die Weichen bei uns in die richtige Richtung gestellt.
Das hat damals auch entscheidend zur Luftverbesserung in unserer Region beigetragen. So wie das eigene Wasserwerk in Voerde-Löhnen zur elementaren Verbesserung unserer Trinkwasserqualität beigetragen hat. Unsere erst 2010 in Betrieb genommene, hochmoderne Nanofiltrationsanlage ist Vorbild für viele Wasserwerke in ganz Europa. Auch hier haben wir oft Besuch aus der Branche.
Regenerative Energien fördern und ausbauen
Man kann sagen, dass hier in Dinslaken die Energiewende schon tatkräftig in die Gänge kam, als sie gerade erst eingeleitet wurde. Wir setzen seit Jahren auf Biomasse-Heizkraftwerke auf Basis von Holz und hocheffizienten Erdgas-Blockheizkraftwerken, die uns auch überregional viele neue Kunden bescheren.
Aber auch hier vor Ort passieren entscheidende energiepolitische Dinge: Gemeinsam mit der Politik und der RAG haben wir auf Lohberg viel vor. Unser gemeinsames Ziel ist es, das neu zu bebauende ehemalige Zechengelände zu 100% ökologisch zu versorgen. Das erste Windrad auf der Halde ist in Planung und wird bald gebaut.
Aber auch neue, sehr energieeffiziente Fotovoltaik-Anlagen, die wir ja schon erfolgreich auf eigenen Betriebsgebäuden sowie zahlreichen Dinslakener Schulen und Gewerbebetrieben installiert haben, werden bei diesem ökologischen Energiemix ihren Anteil haben.
Das Gelände der ehemaligen Zeche bietet aber auch weitere interessante Ansatzpunkte z.B. in Sachen Stromspeicherung. So könnte man die Schächte als Fallschächte für das reichlich vorhandene Grubenwasser benutzten und damit Turbinen betreiben, die wiederum Strom erzeugen.
Sie sehen, wir stecken mitten in der Energiewende und die Ideen gehen uns nicht aus. Das geht natürlich nicht ohne ein motiviertes und erfahrenes Mitarbeiterteam, wie wir das hier in Dinslaken haben. Und ich bin sehr stolz, dass wir alle an einem Strang ziehen. Wir versorgen nicht nur unsere Kunden mit den Basics Wasser, Strom und Wärme, sondern fühlen uns auch allesamt verantwortlich für die Lebensqualität in unserer Stadt. Dazu gehört z.B. auch unser neues Stadtwerkebad DINamare. Oder unser kulturelles Engagement z.B. beim Fantastival, in Kindergärten, Schulen, Altenheimen, beim Sport und vielem mehr. Zu dieser Lebensqualität gehörte natürlich auch die stimmungsvolle, weihnachtliche Beleuchtung in der dunkelen Jahreszeit, die wir herzlich gern ermöglicht haben.
NA: Die Stadtwerke als städtische Tochter tragen ja u. a. durch Gewinne aus dem Fernwärme-Bereich entscheidend zur Sicherung des städtischen Haushaltes bei. Und das bedeutet für Dinslaken ja oft genau das entscheidene Stückchen finanzieller Unabhängigkeit - welches andere verschuldete Kommunen nicht mehr haben. Ist es schwer die Balance
zwischen Bezahlbarkeit von Strom, Wasser und Wärme und verlockenden Gewinnmöglichkeiten zu halten?
Dr. Götz: Das muss natürlich immer wieder neu justiert werden. Auch wir kommen leider nicht um höhere Strompreise 2013 herum. Aber unser politischer Auftrag ist vorrangig, Energie und Wärme zu bezahlbaren Preisen anzubieten. Und im Vergleich zu Mitbewerbern brauchen wir uns da nicht verstecken. Das zeigt auch immer wieder unsere Erhebung zur Kundenzufriedenheit, wo wir immer wieder neu gut abschneiden. Und eine sehr geringe Wechsel-Quote haben. Und, das freut uns besonders: Einige Wechsler kommen sogar - nach schlechten Erfahrungen mit Internet- Billiganbietern - gern wieder zu uns zurück!
NA: Dann sind Sie ja bestens für die anstehende Energiewende gerüstet?
Dr. Götz: Das ist ein vielschichtiger und spannender Prozess, der von uns allen auch weiterhin große Anstrengungen abverlangen wird. Da sind intelligente Lösungen gefragt. Wir jedenfalls wollen unseren Anteil hier vor Ort, wie schon in den letzten 110 Jahren, daran leisten.
NA: Vielen Dank für das interessante Gespräch, auch im Namen unserer Leserinnen und Leser. Toi, toi, toi für die nächsten 110. Jahre. Wir sehn uns in der Energie-Lounge.
Stadtwerke Dinslaken und Fernwärme Niederrhein - Daten und Fakten:
Als Städtisches Tochterunternehmen bieten die Stadtwerke Vorortversorgung mit Strom, Wärme, Kälte, Gas und Wasser in Dinslaken und Umgebung an.
Sie sind zudem Wärme- und Kälteversorger in den Kommunen des Kreises Wesel, Voerde, Hünxe, Moers, Neukirchen-Vluyn.
Weitere Angebote: Energiebedarfsanalysen, Beleuchtungsberatung oder seit kurzem auch Internet per Funk.
· Erdgas - Energie aus der Natur: Über 30 Prozent der Gebäude Dinslakens sind an das Erdgasnetz angebunden. Modernste Gerätetechnologie sorgt für schadstoffarme Verwertung. Sichere und bezahlbare Versorgung mit Strom aus ökologischer Erzeugung. (Und Einsatz und Schulung für sparsamen Strom-Verbrauch in allen Bereichen des täglichen Lebens.)
· Seit über 100 Jahren beziehen die Dinslakener ihr Trinkwasser von den Stadtwerken: Das heute im Wasserwerk in Voerde Löhnen gewonnen, in der Nanofiltrationsanlage aufbereitet und nach Dinslaken transportiert wird. Wo es fast allen Einwohnern zur Verfügung steht.
· Klimaschutz durch Fernwärme: Seit 1962 bieten die Stadtwerke auch Fernwärme an, heute in einer eigenen Gesellschaft „Fernwärme Niederrhein“. Über 60 % der Gebäude der Stadt Dinslaken sind heute an das Fernwärmenetz angeschlossen. Weiterer sukzessiver Ausbau. Mit dieser Tochtergesellschaft sind die Stadtwerke zum größten kommunalen Fernwärme-Anbieter in NRW geworden und das mit umweltschonender Abwärme aus industriellen Prozessen! Heizkraftwerke steuern Wärme aus der Kraft-Wärme-Kopplung bei, wozu in Dinslaken, Moers und Hückelhoven auch der nachwachsende Rohstoff Holz eingesetzt wird.
Für 220.000 Wohnungen, öffentliche Gebäude, Industrie- und Gewerbeobjekte liefert die Fernwärme Niederrhein Raumwärme, warmes Wasser oder Absorptionskälte. Und leistet damit gemeinsam mit ihren industriellen Partnern
ThyssenKrupp Steel AG, Sachtleben Chemie GmbH, Sasol Solvents GmbH und Steag GmbH einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz in der ganzen Region: Energiereserven werden geschont und der zusätzliche Schadstoffausstoß (von rund 200.000 Tonnen CO2) kann vermieden werden.
Hier sehen die Stadtwerke auch die Zukunft für bezahlbare Energie und Wasser. Denn mit ihren Biomasse-Heizkraftwerken (mit CO2 neutralen Landschaftspflegeholz betrieben) in Dinslaken und Moers verfügen die Stadtwerke über mehr Unabhängigkeit am Strom - und Wassermarkt. Zum Vorteil für Bürger und Umwelt.
· Solar-Strom: Auch die Strom-Gewinnung durch neue hocheffiziente Fotovoltaik-Anlagen gewinnt immer mehr Bedeutung. Schon heute können immerhin rund 310 Haushalte ganzjährig mit Solar-Strom umweltfreundlich versorgt werden. (Die Gesamtleistung aller bisher errichteten Fotovoltaik-Anlagen beträgt beachtliche 1.116 kW peak).
· Das neue und sehr beliebte Schwimmbad DINamare wird von einer weiteren Stadtwerke-Tochtergesellschaft, der Dinslakener Bäder GmbH betrieben.
Autor:Caro Dai aus Essen-Werden |
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