Kathrin-Türks-Stadthallen-Umbau zum Tagungszentrum: Leserbrief von Karsten Sählbrandt

Kathrin-Türks-Halle. Foto: Heinz Kunkel
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Ort für Bürger oder exterritoriale Erfolgsphantasie?

Da haben wir gedacht, dass wir in Dinslaken mit unserer sympathischen Randlage zwischen der immer mehr Selbstbewusstsein entwickelnden Ruhrstadt und dem bodenständigen Niederrhein geografisch weit genug entfernt und auf der sicheren Seite sind, und dann das:

Aus der Hauptstadt weht ein Hauch der dort üblichen Großmannssucht herüber - in diesem Falle in Form eines Gutachtens der Berliner Dependance der österreichischen(!) Beratungsfirma ICG Culturplan. Die stellte, vertreten durch ihren Berater Dieter Haselbach, am Dienstag der vergangenen Woche im Kulturausschuss die Ergebnisse ihrer Analyse der Situation der Kathrin-Türks-Halle (im Volksmund immer noch gerne Stadthalle genannt) vor.

Meinen inhaltlichen Überlegungen möchte ich eine Einschätzung der Ergebnispräsentation voranstellen:

Die in der Ausschusssitzung vorgelegten Unterlagen und auch der Vortrag des o.g. Vertreters von ICG Culturplan entsprachen hinsichtlich ihrer Qualität nach meinen Erfahrungen in etwa einem durchschnittlichen Referat der Jahrgangsstufe elf in Geografie.

Dazu werden immer wieder tendenziöse Formulierungen verwendet, die nicht auf eine objektive Betrachtungsweise schließen lassen. In Anbetracht des dafür fälligen Honorars im höheren fünfstelligen Bereich ist die erbrachte Leistung mit dem Wort Unverschämtheit noch sehr zurückhaltend charakterisiert.

Der positivste Aspekt dieser Betrachtung ist die Erkenntnis, dass ein Abriss des
vorhandenen Bauwerks und ein Neubau am derzeitigen oder einem anderen Standort nicht zur Debatte stehen sollten. Diesen Überlegungen wird ein Szenario gegenüber gestellt, welches den vielversprechenden Titel "Entwicklung" trägt. Das klingt nach Fortschritt, nach Verbesserung und nach einem sinnvollen Weiterdenken. Aber, weit gefehlt, denn neben dem
unzweifelhaft notwendigen und bereits in einem anderen Gutachten festgestellten Sanierungsbedarf wird ein zukünftiges Nutzungskonzept vorgeschlagen, das uns Bürgern de facto die Stadthalle wegnimmt.

Das mittlerweile mit Leben erfüllte und in der Dinslakener Kneipenszene angekommene Bistro Mittelpunkt, Heimstatt einiger Vereine und beliebte gut
besuchte Sportsbar soll durch einen großzügigeren Toilettentrakt ersetzt werden. Das Restaurant Kulisse, das in der gegenwärtigen Form sicher noch Entwicklungspotentiale hat und auf den Seeterrassen einen einzigartigen Dinslakenausblick bietet, soll Vergangenheit sein. Es soll eine seelenlose Tagungsstätte entstehen, die einzig für gebuchte Veranstaltungen die Pforten öffnen und das Licht anschalten soll. Dinslaken nicht als Stadt
gelebter Kultur sondern als mondäner Tagungsort der Schönen und Reichen?

Da fällt mir, ich bitte um Verzeihung, der Kitt aus der zum Glück bisher nur zum Lesen benötigten Brille. In mittlerweile achtzehn arbeitsintensiven, von Visionen getragenen, von Rückschlägen wie von grandiosen Erfolgen gekennzeichneten Jahren ist es dem Team der Springer GmbH gelungen, in der Mitte unserer gehassliebten Stadt einen vielseitigen Veranstaltungs- und Aufenthaltsort entstehen zu lassen, der gerade durch das Spektrum der
alltäglichen, der immer wiederkehrenden und der ganz außergewöhnlichen Veranstaltungen zum zentralen Punkt des städtischen Kulturlebens geworden ist. Ausgehend von der 1994 verheerenden Akzeptanzsituation ist bis heute mit viel Engagement ein Ort entwickelt worden, der von den Bürgern angenommen und genutzt wird, ein Ort mit Seele. Hier ist jeden Tag Leben drin und das muss nach meiner Auffassung auch so bleiben.

Karsten Sählbrandt

Siehe auch: http://www.lokalkompass.de/dinslaken/politik/kathrin-tuerks-stadthalle-ratlos-im-rathaus-d208780.html

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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