Ich bin eine Deutsche

Unser Urlaub an der Nordseeküste in Holland Mitte der sechziger Jahre wird mir immer in Erinnerung bleiben. In positiver wie auch negativer Form. Das Wetter war herrlich, ich hatte viel Spaß, aber auch ein Erlebnis, das mich sehr beschäftigt hat.

Ich bin eine Deutsche! Der Verkäufer des kleinen Kiosk auf dem Campingplatz hat mir ganz klar zu verstehen gegeben, dass er Deutsche nicht oder nur ganz zum Schluss bedient. Dabei wollte ich nur einen Lutscher kaufen. Ich stand wie vom Donner gerührt und völlig fassungslos mit meinen Gulden in der Hand vor dem Mann, und konnte nicht verstehen warum er mich so anschrie.

Weinend lief ich zu meinen Eltern und erzählte ihnen davon. Meine Mutter nahm mich tröstend in den Arm. Sie versuchte mir zu erklären, dass der Mann wohl im Krieg viel leiden musste und deshalb so reagierte, weil Deutschland den Krieg angefangen hatte.

Was hatte ICH damit zu tun? Danach mied ich den Kiosk und machte mir meine Gedanken. Meine Unbeschwertheit war erst einmal verschwunden.

Ähnliche Reaktionen habe ich auch in anderen Ländern erlebt. Mit rühmlichen Ausnahmen, die umso schöner waren.

Ich konnte und kann es nicht verstehen, dass über ein Land, eine Familie oder eine Gruppe eine Kollektivschuld verhängt wird. Ich wollte doch nur einen Lutscher.

Autor:

Petra Tollkoetter aus Dinslaken

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