Erste Senioren-WG im Kreis Wesel

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Dass unsere Gesellschaft zunehmend älter wird, ist keine neue Erkenntnis.

Die Zahl der über 65-Jährigen wird laut Statistischem Bundesamt in den nächsten zwei Jahrzehnten um fünf Millionen steigen. Die traditionelle Großfamilie, in der man auch seinen Lebensabend verbrachte, gibt es selbst in ländlichen Gebieten immer seltener. Heute bleiben ältere Menschen nach dem Wegzug der Kinder oder dem Tod des Partners häufig allein zurück.

Schon 2006 lebten 37 Prozent der Frauen ab 55 Jahren und 17 Prozent der Männer allein. Ab dem Alter von 75 Jahren waren es 62 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer. Zunehmende Einsamkeit kann eine Ursache für Altersdepressionen sein.

Wohngemeinschaften kennt man sonst eher im Zusammenhang mit Studenten und jungen Menschen. Sie stehen für ein besonderes Lebensgefühl und Individualität.

Ein berühmter Senioren-WG-Vertreter, der auch schon als Student in einer WG lebte, ist der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf. Vor mehr als 20 Jahren zog er mit acht Gleichgesinnten in ein Mehrfamilienhaus. Wo er mit seiner Frau eine eigene Wohnung bewohnt. Das Haus wurde von Anfang an rollstuhlgerecht geplant und hat eine Fahrstuhlvorrichtung. Henning Scherf sieht die Wohngemeinschaft als Möglichkeit, in einer älter werdenden Gesellschaft nicht zu vereinsamen.

In den letzten 20 Jahren hat sich vor allem in den Großstädten viel getan: In Berlin existieren inzwischen über 300 Senioren-Wohngemeinschaften. Auch die Skandinavier und unsere holländischen Nachbarn sind in Sachen Wohnformen für Ältere schon erheblich weiter.

WG-Pioniere im Kreis Wesel

Jetzt gibt es die erste Senioren-WG auch im Kreis Wesel: Günther und Alexa Ciesinski, von der Voerder ambulanten- /Altenpflege und hauswirtschaftlichen Versorgung „Helfende Hände“, sind schon lange in der Kranken- und Altenpflege tätig. Und haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Idee auch am Niederrhein anzusiedeln:

„Es war nicht ganz einfach ein geeignetes Objekt zu finden“, erzählt Alexa: „Denn meist haben Häuser ja keine separaten Zimmer, sondern nur sogenannte Durchgangszimmer“. Nach langer Suche wurden die beiden fündig und renovierten eine 99 Jahre alte Villa an der Frankfurterstraße in Friedrichsfeld. „Das ganze Haus soll von der WG mit Hilfe der Betreuer und Verwandten gemeinsam eingerichtet werden“, erläutert Günther Ciesinski: „Wir möchten, dass sich jeder hier wohlfühlt, in vertrauten Möbeln wohnen kann und gern auch zur Einrichtung in den Gemeinschaftsräumen Lieblingsstücke einbringen kann. Wir haben Schlafzimmer in unterschiedlichen Größen ab 10 Quadratmetern bis zu 24 Quadratmetern. Und ein größeres Zimmer ist auch durchaus als Doppelzimmer für ein Paar geeignet. Ein großzügiges gemeinsames Wohnzimmer, eine Küche samt Esszimmer unten und eine kleine Tee- und Kaffeeküche mit Sitzecke in der oberen Etage bieten viele Möglichkeiten zur Geselligkeit. Es gibt zwei Badezimmer, das untere hat eine schwellenlose Dusche. Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, kann zusammen mit der Köchin gekocht werden und natürlich auch zusammen gegessen werden. Die ins Auge springende, architektonisch ansprechende Treppe soll nicht zur unüberwindlichen Hürde werden. Hier ist ein Treppenlift geplant.

Selbstbestimmtes Leben

„Grundsätzlich können die Senioren hier alles selbstständig machen, bekommen aber jede Hilfe vom Pflegepersonal, die sie benötigen. Vier „Helfende Hände“, bzw. zwei feste Mitarbeiter koordinieren tagsüber den Alltag im Haus, kochen für die Gemeinschaft und organisieren auch Arztbesuche“, erklärt Günther Ciesinski. Nachts ist auch immer ein Mitarbeiter im Hause.

Die alte Villa an der Frankfurter Straße hat einen üppigen Garten mit Obstbäumen und auch Beete können angelegt werden: Denn gärtnerische Ambitionen sind herzlich erwünscht! Für überzählige Möbel gibt es einen Schuppen. Das ganze Haus wurde liebevoll und auch unter energetischen Gesichtspunkten saniert. Geheizt wird mit einem eigenen Blockheizkraftwerk.

Gründerzeit Villa

Die wunderschönen Jugendstilkacheln des Eingangsbereiches wurden erhalten und die Räume in hellen mediterranen Farben renoviert. Denn z.B. für WG-Mitbewohner mit dementiellem Syndrom ist es „besonders wichtig einzelne Zimmer wie das Wohnzimmer in einer prägenden Farbe zu streichen, um zusätzlich Orientierung zu bieten.“, so Alexa Ciesinksi, die sich auf diesem Gebiet zusätzlich fortgebildet hat.

Anfang November ziehen die ersten vier Bewohner ein. Die Ciesinskis wollen es langsam angehen lassen, denn auch für sie ist die Senioren-WG ein ganz neues Projekt mit der großen Perspektive, ihre Vorstellungen von altersgerechtem und selbstbestimmten Leben – und dennoch in geschützter Umgebung - zu verwirklichen. „Hier können 8 oder 9 Personen gemeinsam und individuell leben. Die Chemie sollte stimmen, damit auch echte Freundschaften hier wachsen können.“

Weitere Informationen geben Alexa und Günther Ciesinski gern auch persönlich vor Ort. Anmeldung erbeten unter: 02855-932266. (Erschienen im Niederrhein Anzeiger KW 44 / 11 Text: cd / Inga Hannen).

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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