"Einmal Himmel und zurück"

Eine deutsch-afrikanische Liebe. Auch noch nach 22 Jahren. Foto: privat
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Über eine deutsch-afrikanische Liebe mit all ihren Hindernissen

Eine blonde Frau mittleren Alters reist nach Kenia und verliebt sich. Ein Jahr später ist sie verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Deutschland.
Eine Beziehung, die zum Scheitern verurteilt ist? Eine Geschichte, die von Betrug und Enttäuschung handelt? Eine Geschichte voller Klischees? Oder vielleicht eine Geschichte, die von der wahren Liebe handelt? Die Dinslakenerin Sylvia Eckert-Mwapore erzählt sie in ihrem Erstlingsroman "Einmal Himmel und zurück".
"Sie können sich nicht vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn alle Welt denkt, dass du die Dumme bist, die sich von einem Kenianer im Urlaub den Kopf verdrehen lässt, um seiner Hoffnung auf ein besseres Leben eine Chance zu geben", sagt Eckert-Mwapore und erinnert sich an die Anfänge ihrer Beziehung.
Ganze 22 Jahre ist es her, als sie, damals selbst in einer unglücklichen Beziehung, alleine mit ihren Freunden nach Kenia flog, um in Diani Beach an der Südküste Kenias Urlaub zu machen und sich über eine wichtige Frage im Klaren zu werden. "Will ich mit Gunnar, latenter Bordellgänger und Fremdgeher, wirklich mein Leben verbringen und das noch unter der Auflage, ihn zu heiraten und ihm die Hälfte meiner Firma zu überschreiben?"
Die Antwort nimmt ihr der damals 25-jährige Saidi ab, der als Animateur im Hotel, direkt bei ihrer Ankunft sein Herz an sie verliert.
Doch kann man sich wirklich unbefangen verlieben in einem Land, dass eine so große Tradition im Sextourismus pflegt? Eckert-Mwapore hat selbst viele Frauen kennengelernt, die sich hier 'mal eine "Ausszeit" nehmen. "Manche reisen regelrecht mit Koffern voller Kondome an, um sich hier das zu gönnen, was sie daheim in ihrer vom Alltag zerfressenen Ehe nicht mehr bekommen." Denn es ist ja kein Geheimnis, dass sich Frauen auch im fortgeschrittenen Alter nach wie vor nach einem erfüllten Sexualleben sehnen. "Der Unterschied ist hier, dass so manche Frau sich darüber empört, wenn der ein oder andere mal nach etwas Geld fragt." Denn das Gefühl, selbst im "dunklen Geflecht" der Prostitution zu stecken, gefällt ihnen nicht. "Dabei ist es bei vielen Frauen nichts anderes", sagt Eckert-Mwapore.

"Tja, wo die Liebe hinfällt."

Bei ihr und Saidi allerdings war es anders, "es war eine unglaubliche Faszination, die von ihm ausging, alles hat gekribbelt, ja, ich hab mich in ihn verliebt, so sehr, dass ich in jenem Jahr ganze neun Mal nach Kenia geflogen bin."
Doch neben den Schmetterlingen gesellten sich noch andere Gefühle hinzu, die selbst nach 22 Jahren noch für Entrüstung bei der gelernten Bankkauffrau sorgen. "Auf dem Ausländeramt fragte man mich allen Ernstes, ob ich es nötig habe, mir einen Mann in Afrika zu besorgen. Es war ein Wunder, dass sie das Wort ,Nigger' nicht in den Mund genommen haben", erinnert sie sich, genauso wie an ihre Antwort "Tja, wo die Liebe hinfällt". Aber auch die kenianische Botschaft riet ihr nachdrücklich, sich die ganze Sache noch einmal zu überlegen.
Mit den Vorurteilen Fremder konnte sie noch umgehen, was allerdings wirklich verletzend war, war die Haltung vieler vermeintlicher Freunde, die sich von ihr abwandten und ihre Liebe nicht gelten ließen. Ich möchte wissen, was sie als Grund dahinter vermutete. Ihre Antwort macht nachdenklich. "Die Deutschen sind ein Volk von Neidern. Hier gönnt der eine nichts dem anderen. Genauso konnten sie mir nicht mein Glück gönnen. Darüber hinaus gibt es bei vielen immer noch fest etablierte Klischees im Kopf. Schwarz bedeutet faul." Dass der 13 Jahre jüngere Saidi aber in kürzester Zeit deutsch gelernt hat und bis zu einem Berufsunfall jeden Tag hart gearbeitet hat, vergessen sie dabei.
Aber auch eine Liebe, die sämtlichen Vorurteilen trotzt, hat seine Höhen und Tiefen.
Vor einem Jahr diagnostizierte man bei Eckert-Mwapores Mutter Demenz, ein Grund, warum Sylvia und Saidi sich dazu entschlossen, ihre Mutter bei sich zuhause zu betreuen. "Meine Mutter ist nachtaktiv, deshalb haben wir uns aufgeteilt, was die Betreuung anging. Ich ging früh schlafen, während Saidi die erste Schicht übernahm, er hingegen später. So wechselten wir uns ab. Dass wir darüber aber unsere Beziehung vergessen haben, fiel uns erst viel später auf", erzählt die zunehmend nachdenklicher gewordene Eckert-Mwapore. Fünf Monate später dann für sie der Schock: Whats-App-Dialoge en massse auf Saidis Handy. Entdeckt durch einen dummen Zufall. "Er hat Sie betrogen?", frage ich bestürzt und hoffe inständig auf ein 'Nein'. "In gewisser Weise schon. Auf dem Weg nach Kenia hat er eine verheiratete Frau kennengelernt, die auf dem Weg nach Kenia war, wo sie sich ebenfalls vor sieben Monaten in einen Mann verliebt hatte. Sie war in einer Konfliktsituation, finanziell von ihrem deutschen Ehemann abhängig, doch das Herz kennt keine Abhängigkeit. Er hat sie beraten und ihr zugehört. Heute weiß ich, dass er sich einfach wieder zu etwas Nutze fühlen wollte, als jemand, für den er wichtig war, der einen braucht." Denn nach seinem Berufsunfall und unzähligen Operationen ist sein rechtes Bein versteift und er ist auf Krücken angewiesen. "Sie hatten keine Affäre oder so, aber es hat mich dennoch so unglaublich verletzt, wie liebevoll seine Stimme in diversen Sprachnachrichten war. So hatte er mit mir schon lange nicht mehr gesprochen." Natürlich kam es zum großen Krach mit dem Ergebnis: "Du liebst mich ja wirklich noch."
Ja, sie liebte ihn noch, aber die ständige Anspannung, der Druck im Rahmen der Ganztagspflege hatte den Fokus zu sehr verschoben. "Ein Heim war für meinen Mann nicht in Frage gekommen." Es ist eine Familien-ehre, dass die Eltern von den Kindern umsorgt werden, wenn sie alt werden. "Das ist das ,Danke', was wir ihnen geben können."

Happy End für die große Liebe?

Heute ist Sylvias Mutter medikamentös besser eingestellt und geht in eine Demenztagespflege, wo sie sich sichtlich wohl fühlt. "Sie ist viel ruhiger und ausgeglichener geworden, seitdem sie dort ist", so Eckert-Mawpore weiter.
Happy End für die große Liebe? Noch sehe ich in ein wenig skeptisches Gesicht, denn Vertrauen bedeutet der 61-Jährigen alles. "Das Schreiben des Buches hat mir in dieser Sache geholfen, etwas klarer zu sehen, hat mich in gewisser Weise ,therapiert'. Dennoch: In den ganzen 22 Jahren sind wir immer als ein Ausnahmepaar wahrgenommen worden. Er hat uns damit irgenwie so gewöhnlich gemacht."
Doch ihre Zukunftspläne lassen stark vermuten, dass auch diese Hürde genommen werden kann. "Wenn Rafael sein Sportmedizinstudium beendet hat, gehen wir zurück nach Kenia, darauf freue ich mich jetzt schon." Ach so, Rafael, das ist Sylvias und Saidis gemeinsamer Sohn. Das Ergebnis einer deutsch-afrikanischen Liebe, die viele Vorurteile widerlegt hat und "Von einmal Himmel und zurück" den Weg dorthin ganz gewiss noch einmal finden wird.

Eine deutsch-afrikanische Liebe. Auch noch nach 22 Jahren. Foto: privat
Autor:

Regina Katharina Schmitz aus Dinslaken

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